FREIHERR VON BAUER#
1893: Als Reichskriegsminister Baron von Bauer den Kurort Krapina Töplitz in Kroatien verließ, klagte er bereits über heftige Kopfschmerzen, die sich während der Reise immer stärker bemerkbar machten. Kaum war das Ehepaar in ihrem Heim eingetroffen, musste der Minister sogleich zu Bett gebracht werden. Bis Freitag gab es in dem Befinden des Ministers keine wesentlichen Veränderungen. Doch am Freitag Morgen verschlimmerte sich der Zustand des Kranken bedeutend, er wurde ohnmächtig. Gegen Mittag trat wohl eine Besserung ein, um zwei Stunden später jedoch abermals ein Ohnmachtsanfall erfolgte, der nahezu eine halbe Stunde anhielt. Nachdem der Baron das Bewusstsein erlangte, zeigte er sich sehr geschwächt.
Die Ärzte hielten ein Konsilium ab, dessen Ergebnis sie geheim hielten, so wartete man vergeblich auf ein Bulletin, nur die nächsten Angehörigen wussten Bescheid. Niemand durfte das Krankenzimmer betreten. In der Nacht wurde er durch den Pfarrer Kurz von der Pfarrkirche am Hof mit den Sterbesakramenten versehen.
Am nächsten Tag war der Zustand des Ministers äußerst ungünstig und man rechnete mit dem Lebensende, denn es gab keine Hoffnung mehr. Wie später zu erfahren war, hatte der Dahingegangene zwei Schlaganfälle die er nicht überlebte.
Der Monarch und sämtliche Mitglieder des Kaiserhauses ließen sich ständig über den Zustand des Reichskriegsministers unterrichten. Erzherzog Wilhelm stattete dem Kranken sogar einen Besuch ab.
Da der Sterbende in allen Kreisen der Gesellschaft sehr beliebt war holten sämtliche Minister sowie aus den Schichten des Bürgertums Erkundigungen über ihn ein.
Der Kaiser unterbricht seinen Aufenthalt in Ischl um dem Begräbnis Freiherrn von Bauer beizuwohnen, so bedeutend war dieser General für ihn. Se. Majestät der Kaiser sprach Dienstag Vormittags prsönlich bei der Frau Camilla Freiin von Bauer, geb. Hauenschild von Przerab vor, um ihr Allerhöchst sein Beileid auszuprechen. Ferner kondolierten Ihre Majestät die Kaiserin, der Deutsche Kaiser Wilhelm usw. Militärkapellmeister Johann Nepomuk Kral hatte dem Verstorbenen den „Freiherr von Bauer Marsch“ gewidmet.
Die Begräbnisfeierlichkeiten gestalteten sich zu einer großartigen Ovation für den Verstorbenen. Wiens Persönlichkeiten, sowie das Kaiserhaus waren vollzählig vertreten. Korpskommandant Freiherr von Schönfeld kommandierte den Kondukt persönlich. Alle Truppen der Garnison rückten aus, und standen als Fußtruppen unter dem Kommando von Jäger und Tschebulz vom Schottentor bis zur Augartenbrücke. In der Inneren Stadt von der Schottengasse bis zum Ministerium standen Spalierabteilungen, darunter die eleganten Bataillone der Infanterie- und Artillerie-Kadettenschule und ein Zug der technischen Akademie mit Fahne. Die zur Begleitung des Sarges bestimmten Truppen in der Nähe des Schottentores und vor dem Ministerialgebäudes das in Wiener Neustadt dislokierte dritte Bataillon des Infanterie-Regiments Freiherr von Bauer Nr. 84......
….ferner die nach Wien gekommenen Korpskommandanten und Generäle, eine imposante Deputation der Honveds unter Führung des FML von Forinvak, und der Leichenfeier beiwohnenden Offiziers-Deputationen und die Militär-Attaches der fremden Missionen.
An der Spitze der Generalität erwartete Erzherzog Karl Ludwig mit all den Erzherzögen die Ankunft des Kaisers, der um 4 Uhr in offener Hofequipage beim Hauptportal des Ministeriums vor.....
Als Se. Majestät der Kaiser mit den Erzherzögen in das Trauergemach eintrat, war der Saal schon dicht gefüllt. Sofort nach dem Erscheinen des kaiserlichen Hofes begann die Einsegnung der Leiche. Nach Beendigung des feierlichen Aktes wurde der Sarg von sechs Unteroffizieren des 84. Infanterieregimentes zum Leichenwagen gebracht......
Nach Leichenwagen, Blumenwägen und Trauerpferd, Familie des Verstorbenen, Militärs, schlossen sich der Monarch mit den Erzherzögen und Regierungsmitglieder an. Bei der Augartenbrücke löste sich der Trauerzug auf, der Kaiser und die Mitglieder des Hofes bestiegen ihre Equipagen.
Der Sarg mit dem Verstorbenen wurde nach Lemberg überführt, wo die Beisetzung in der Familiengruft erfolgt.
Ferdinand Bauer der es bis zum Reichskriegsminister brachte, wurde am 7. März 1825 in Lemberg, als Sohn eines Gastwirts geboren. Auch einer der aus einfachsten Verhältnissen stammte und heute als Benachteiligter gelten würde. Schon als Knabe schwärmte er für das Militär, deren Laufbahn er dann auch einschlug. Im Alter von 11 Jahren trat er 1836 als Zögling in die Ingenieur Akademie (Stiftskaserne) ein, welcher er mit vorzüglichem Erfolg als „Erster“ absolvierte. 1841 trat er als Unterleutnant in den höheren Ingenieurkurs ein. Vier Jahre später zum Oberleutnant ernannt und bereits im März 1848 zum Kapitän
Leutnant befördert, in welcher Charge er im November 1848, dem Hauptquartier des kommandierenden Generals zugeteilt, und an dem Bombardement von Lemberg teilnahm.
1849 zum wirklichen Hauptmann ernannt, war er an der Spitze des aus Freiwilligen zusammen gestellten ruthenischen Bergschützen-Bataillons zur operierenden Armee nach Ungarn kommandiert.
Bei Solferino war das Regiment Bauers, inzwischen Major geworden, im 48. Infanterie-Regiment als einer der Ersten, welches ins Gefecht kam, und die energische Offensive des zur Unterstützung der Brigade Puchner herangezogenen Grenadierbataillons Nr. 48 unter Kommando des Majors Bauer ermöglichte damals die geordnete Sammlung und Aufstellung der erschöpften Brigade Puchner. Major Bauer erhielt für seine vorzügliche Haltung in dieser Schlacht das Militär Verdienstkreuz mit der Kriegsdekoration.
1860 war er bereits als 37jähriger zum Oberstleutnant avanciert, kehrte er zu seinem alten Regiment Nr. 48 zurück. 1862 wirkte er schon als Oberst und Regimentskommandant. Im Unglücksjahr1866 wurde Bauer zum Brigadier beim fünften Armeekorps ernannt, wo er Gelegenheit hatte, bei der Schlacht von Custozza in der ehrenvollen Weise hervorzutreten, dafür bedankte man sich durch den österreichischen Leopold Orden mit der Kriegsdekoration.
Zum General avancierte er im November 1868 und als Kommandant der zweiten Infanterie-Truppendivision wurde Ferdinand Bauer 1873 in die Kaiserstadt versetzt wo er ein Jahr später zum Feldmarschall-Leutnant ernannt und gleichzeitig mit der Oberleitung des Stabsoffiziers Kurses betraut wurde. In den Jahren 1876 bis 1880 noch die Leitung der Armee Schützenschule in Bruck an der Leitha übernommen.
Bedeutendes Datum war dann der 1. November 1881 wo er zum Feldzeugmeister und in dieser Charge erbte Bauer jene Stelle des Feldzeugmeister Joseph von Maroicic de Madonna del Monte der am 17, Oktober 1882 verstorben war, nun zum kommandierenden General von Wien ernannt und in den Freiherrnstand erhoben wurde.
Als Graf Bylandt-Reith wegen schwerer Krankheit als Kriegsminister zurück getreten war, erfolgte die Ernennung des Feldzeugmeisters Baron Bauer am 17. März 1888 zum Kriegsminister.
QUELLEN: Wiener Salonblatt 23. Juli 1893, 30. Juli 1893,Österreichische Nationalbibliothek ANNO
https://austria-forum.org/af/Wissenssammlungen/Essays/Historisches_von_Graupp