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FREIHERR VON PINO#

Wien
Freiherr von Pino,Morgenpost

1875: Kaiser Franz Joseph der gerade Görz einen Besuch abstattete äußerte sich in einem Handschreiben an den Statthalter von Triest, wie folgt: „Lieber Freiherr von Pino! Mit lebhafter Befriedigung habe ich mich bei meiner gegenwärtigen Anwesenheit in Görz neuerlich von der angestammten Treue, der herzlichen Anhänglichkeit und der loyalen Gesinnung der Bevölkerung meiner gefürsteten Grafschaft Görz und Gradiska überzeugt. Ich beauftrage Sie, der ganzen Bevölkerung meinen vollsten Dank und mein Wohlgefallen an den so zahlreichen und warmen patriotischen Kundgebungen bekannt zu geben und dieselbe meiner vollkommenen kaiserlichen Huld zu versichern. Zugleich gebe ich der Überzeugung Ausdruck, dass es bei den bewährten loyalen Gesinnungen der ganzen Bevölkerung und durch die bereitwilligen Mitwirkung derselben meiner Regierung gelingen wird, das fortschreitende Aufblühen des Landes mit dauernden Erfolg zu sichern“

1885: Am 3. Juni war die Reichsratswahl vorbei; ihr Ausgang hat die Wünsche und Hoffnungen nicht erfüllt, denn es ist uns nicht gelungen unseren Kandidaten, den Handelsminister Felix Baron Pino, Ehrenbürger der Stadt Steyr, zum Sieg zu verhelfen.

1886: So ist er denn dahingegangen, der Mann, der so lange bekämpft wurde, und der noch vor drei Wochen ausrief: „Glaubt man vielleicht, dass diese Angriffe meine Stelle erschüttern werden?“ Felix Freiherr Pino von Friedenthal gehört nicht wie viele seines Gleichen zu den Toten, die schnell vergessen werden; seine Maßnahmen haben die Säckel der Bevölkerung, voran der Landwirte, schon als der Hauptsteuerträger, zu sehr in Anspruch genommen, als dass er sofort vergessen werden könnte; er hat sich aber unsterblich gemacht, dadurch, dass er die Taten anderer mit seinem Namen deckte. Wäre der Mann anstatt am 13. März 1886 am gleichen Tag 1885 aus dem Amt geschieden, und wäre nicht die Postsparkassenverordnung, sondern die Nordbahnvorlage der Anlass seines Ausrittes gewesen, so hätte er auf mehr Sympathien rechnen können, als das heute der Fall ist.

Freiherr von Pino war nach Abschluss des Nordbahnübereinkommens als Handelsminister unhaltbar, und so wie ein Wassertropfen schließlich das volle Glas überfließen lässt, so brachte die Postsparkassenverordnung den Handelsminister zur Demission, weil sein Maß bereits voll geworden war.....

Freiherr von Pino, der Handelsminister, ist unstreitig der Mann des Tages, denn endlich ist der Tag gekommen, an dem er frei aufatmen und die Last des Portfeuilles von sich schütteln darf.

Wenn man so viel eigene Sorgen hat, ist es eine wahre Erlösung, so einem wenigstens die Regierungssorgen abgenommen werden; ist einmal Freiherr von Pino „Er“, dann hat er gottlob „ausgesorgt“

Freiherr von Pino geht. Wir können ihm nur gratulieren. Das Billigste, was einem scheidenden Minister gewünscht werden kann, ist Glück; billig ist, was der Mensch entbehrt und was braucht ein „Er“ noch ein größeres Glück, als darin liegt, wenn man noch weniger als mit einem blauen Auge, mit einem blauen Bogen davonkommt.

Die Postsparkasse ist seit gestern im Wert gestiegen. Freiherr von Pino ist in den letzten Jahren viel angefeindet worden, warum? Er war zu gut;

Die Demission des Handelsministers Freiherrn von Pino hat in allen Kreisen der Bevölkerung lebhaftes Interesse hervorgerufen und findet in den politischen Zirkeln der Hauptstadt vielfache Erörterung....

Gerade Baron Pino gehörte zu jenen Männern, welche stets die größte Verachtung vor dem Urteil anderer zur Schau getragen, die nie gewankt, nie gebebt haben, wenn es galt, eine schwere Verantwortung auf sich zu nehmen, ihren Namen mit Handlungen zu verknüpfen, die vielleicht in der Geschichte eine herbe Beurteilung finden werden. Gerade der Handelsminister suchte die Bürgschaft für seine Karriere ausschließlich in der Zufriedenheit des Grafen Taaffe, dem er mit Leib und Seele ergeben war, dessen Wünsche er mit einem nie versagenden Eifer erfüllte, dessen Wink für ihn Befehl war. Baron Pino der jetzt im Groll von seinem Kollegen scheidet, mag ernste Fehler begangen haben; aber im Kabinett ist niemand, der ihn an Unterwürfigkeit gegen die Ideen des Minister Präsidenten übertraf. Was hat der Handelsminister alles für das Ministerium getan! Wo immer es galt, eine schwierige nationale oder wirtschaftliche Wendung durchzuführen, stand Baron Pino ungescheut im Vordergrund des Kampfgewühles, bot seine Brust den Pfeilen der Opposition dar, und das Nein war aus seinem Lexikon gestrichen, wenn es sich um einen Wunsch der Majorität oder der Häupter des Kabinetts handelte......

1890: Die Bukowina trauert. Die Trauer ist umso wahrer, aufrichtiger und erhebender, da sie nicht vielleicht dem Andenken eines teuren Toten gilt, sondern der Ausdruck des Schmerzes beim Empfang der Nachricht ist, welche in den jüngsten Tagen hier eintraf und die Mitteilung brachte, dass der viel geliebte und all verehrte Landeschef der Bukowina, Se. Exzellenz Freiherr Felix Pino von Friedenthal aus zwingenden Gesundheitsrücksichten die Enthebung von seinem hohen Posten an allerhöchster Stelle erbeten hat. Die Liebe und Verehrung, die allgemeine Achtung und Wertschätzung, welche der Landespräsident der Bukowina während seiner mehrjährigen Leitung dieser Regierungsbehörde bei der gesamten Bevölkerung und insbesondere jener der Landeshauptstadt sich erworben hat, kommt in dem tiefen und innigen Bedauern, welches alle bei der Kunde erfasst hat, dass ein schweres Augenleiden Se. Exzellenz daran hindert, weiterhin an der Spitze der politischen Verwaltung der Bukowina zu stehen....

Anfangs 1887 kam Freiherr von Pino als Landespräsident zum zweiten Mal in die Bukowina, von dem weitaus größten Teil der Bevölkerung mit Freude begrüßt......

1906:Völkermarkt 15. April, wird gemeldet: Der gewesene Handelsminister Freiherr von Pino ist gestern auf seinem Gut Kohlhof gestorben.

Baron Felix Pino von Friedenthal war am 24. Oktober 1826 in Wien geboren, er stammt aus einer lombardischen Adelsfamilie. Am 1. Juli 1862 vermählte sich Freiherr von Pino mit Johanna Freiin Schwenk von Notzing und Eymatink, Sternkreuz-Ordensdame. Er trat 1849 in den Staatsdienst, war 1861 bis 1868 Provinzialdelegat in Belluno und Treviso, 1868 bis 1870 Bezirkshauptmann in Görz, 1870 bis 1874 Landespräsident der Bukowina, 1874 bis 1879 Statthalter in Triest, 1879 bis 1881 Statthalter in Oberösterreich. In dieser Stellung leistete Pino den Klerikalen wertvolle Dienste, 1881 trat der Baron als Handelsminister in das Kabinett Taaffe ein. Sein Name war aber auch mehrmals mit dunklen, Angelegenheiten verknüpft: 1882 konnte ihm Abg. Schönerer „parlamentarische Korruption“ vorwerfen. 1885 hatte Pino das missliche Übereinkommen mit der Nordbahn zu verteidigen, wobei er gegenüber vielfachen Angriffen den Ausspruch tat, er sei verpflichtet, große Industrien zu schützen, „ob sie nun dem Haus Rothschild, dem Grafen Larisch, dem Erzherzog Albrecht, oder dem Peter Zapfel gehören“. 1886 musste Pino zurücktreten. Dann blieb der Baron einige Zeit im Hintergrund bis er nochmals als Landeschef in die Bukowina zurückkehrte. 1890 musste er wegen eines Augenleidens seine Stellung aufgeben und zog sich auf sein Gut Kohlhof zurück, wo er als Blinder sein Leben beschloss.

QUELLEN: Czernowitzer Presse, 1. August 1890, Die Presse, 5. April 1875, Steyrer Zeitung, 31. Mai 1885, Wiener Landwirtschaft Zeitung, 24. März 1886, Morgen Post, 10. März 1886, Bild, Villacher Zeitung, 19. April 1906, Neue Freie Presse, 16. März 1886, Lavanttaler Bote, 18. April 1906, Österreichische Nationalbibliothek ANNO.

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