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GOLDLAND#

Juwelen
Goldschatz,Foto Graupp

Gold ist zu jeder Zeit sehr begehrt gewesen. Auch gegenwärtig erreicht der Goldpreis astronomische Höhen.

1931: Nachdem nun auch die drei skandinavischen Länder den Goldstandard aufgegeben haben, wird eine eingehende Beschäftigung mit dem Goldproblem immer notwendiger. Es gibt eine merkwürdige Erscheinung, dass gerade das in der Goldgewinnung führende Land, Großbritannien, trotz ständiger Erhöhung der Goldproduktion von diesem wichtigen Metall immer mehr entblößt wird.

Als am 1. August 1914 die Goldwährung in den meisten am Krieg beteiligten Ländern aufgehoben wurde, zerstörte man eine Rechnungsgrundlage, die erst 14 Jahre darauf wieder geschaffen werden konnte. In den ersten Jahren nach dem Krieg schwankten die Währungen fast aller Länder unaufhörlich. Schließlich raffte sich Schweden auf und begann, seine Krone gegen Gold einzutauschen. Die neutralen Länder hatten es darin leichter als die am Krieg beteiligten Staaten. Auf Schweden folgte die Schweiz, dann wurde Österreich mit Hilfe des Völkerbundes auf eine solide Währungsgrundlage gestellt. Nachdem die Inflation Deutschland bis dicht an den Abgrund getrieben hatte, zog im Augenblick der höchsten Not mit der Rentenmark auch in Mitteleuropa eine stabile Währung wieder ein, und nun setzte sich das Gold als Grundlage des Geldes Schlag auf Schlag in anderen Ländern durch. England, Holland, die baltischen Staaten, Finnland, Italien und zu guter Letzt Frankreich setzte wieder wie in früheren Zeiten fest, dass ein bestimmter Geldbetrag stets einer bestimmten Menge Gold zu entsprechen habe. Im Herbst 1928 war Europa mit Ausnahme von Spanien und Portugal wieder auf eine stabile Währungsgrundlage gestellt.

Vor drei oder vier Jahren war man in der ganzen Welt überzeugt, dass die endlich eroberte Sicherheit der Währung nicht mehr leichtfertig aufgegeben werden dürfte. Die Menschheit hatte erlebt, was es bedeutet, kein richtiges Geld in der Tasche und keine Rechnungseinheit für die Aufstellung von Bilanzen der Privatwirtschaft und des Staates zu besitzen. Dennoch ist die mühsam erkämpfte Goldwährung für große Teile der Welt in diesen Tagen wieder verloren gegangen. Deutschland konnte seine Mark auf dem Goldwert halten, weil es die Währung auf das Inland beschränkte, die Ausfuhr von Mark Guthaben verbot und den Handel mit fremden Währungen streng überwachte. In England ließ sich das nicht machen. So musste die Bank von England zugeben, dass der Kurs des Pfundes sank und nachdem England die goldene Grundlage verlassen hat, gerieten auch andere Währungen ins Schwanken. Jetzt haben die drei skandinavischen Staaten dem Druck nachgegeben. Schweden, das seinerzeit als erstes Land zur Goldwährung zurückkehrte, hat diese Errungenschaft jetzt mit an erster Stelle aufgegeben. Frankreich dagegen, das nur zögernd an die Stabilisierung seiner Währung schritt, besitzt heute mehr Gold in seinen Schatzkammern als das gesamte übrige Europa.

Die Krise der Goldwährung wurde durch die dauernden französischen Goldkäufe am Londoner Markt hervorgerufen. Nun haben die Engländer auch in früheren Zeiten ständig Gold verkauft, ohne dass deshalb die Pfundwährung in Mitleidenschaft gezogen worden wäre. England hat ja durch seine Kolonien stets einen Überschuss an Gold gehabt. Im Jahr 1929 sind auf der ganzen Welt 628 Tonnen Gold gewonnen worden, davon in Südafrika allein 323 Tonnen, 17 Tonnen lieferte Rhodesia, 7 Tonnen Britisch-Westafrika. 60 Tonnen kamen aus Kanada und über 16 Tonnen steuerte Australien bei. Man sieht daraus, dass die britischen Besitzungen die Länder mit der weitaus größten Goldgewinnung sind, denn in den Vereinigten Staaten wurden nur 66 Tonnen, in Mexiko 19 Tonnen gewonnen. Dieses britische, vor allem aus Südafrika kommende Gold gelangte regelmäßig in Barren nach London und wurde dort verkauft. So lange die Nachfrage nicht größer war als die Goldgewinnung, war alles in Ordnung. Aber nachdem vor allem Frankreich sehr viel mehr Gold zu kaufen wünschte, als es aus den Bergwerken Südafrikas gewonnen werden konnte, mussten die Engländer ihre Vorräte in der Bank von England angreifen. So kam es zu der seltsamen Erscheinung, dass das wichtigste Gold erzeugende Land der Erde nicht in der Lage war, das für seine eigenen Zwecke notwendige Gold bei seiner Zentralnotenbank zu sammeln.

Die Golderzeugung der Erde ist ständig gestiegen. Im Anfang des 17. Jahrhunderts wurden jährlich etwa 8.5 Tonnen Gold gewonnen. Hundert Jahre später waren es knapp 13 Tonnen und wieder ein Jahrhundert darauf wurden jährlich etwa 14.5 Tonnen Gold dem schon bestehenden Vorrat zugefügt. Das war im ersten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts. In der Mitte des vorigen Jahrhunderts wurden dann viele neue Goldfelder entdeckt. Zwischen 1850 und 1860 gewann man jährlich etwa 200 Tonnen Gold, um 1900 war der Jahresdurchschnitt auf das Doppelte gestiegen und jetzt beträgt er zwischen 600 und 700 Tonnen. Aber der Bedarf ist schneller gewachsen als die Goldgewinnung. Mit der ständig sich ausdehnenden Weltwirtschaft, mit der steigenden Gütererzeugung brauchen die Menschen auch mehr Geld als vorher und da dieses Geld, wie wir gesehen haben, auf dem Fundament des Goldes erst geschaffen wird, so entsteht eine wachsende Nachfrage nach Gold. Wenn man von den wirtschaftlichen und politischen Vorgängen absieht, die gerade in diesem Augenblick zu einem Abfluss des Goldes aus England geführt haben, so kann man schon in diesem Missverhältnis zwischen der schnellen Ausdehnung der Weltwirtschaft und der nur allmählichen Erhöhung der Goldgewinnung die Ursachen erkennen, die zu den internationalen Währungsschwierigkeiten geführt haben.

Nun sind in den letzten Jahren viele neue Goldfelder entdeckt worden, zum Beispiel in Panama, in einigen kanadischen Provinzen, in Ostsibirien, aber auch in europäischen Ländern. Nur wenige dieser Goldfelder werden jedoch für die Ausbeutung in Betracht kommen und vorläufig steht nicht zu erwarten, dass der Goldhunger der Welt durch die neuen Goldländer gestillt werden kann. Nachrichten über erstaunliche Goldfunde müssen stets mit großer Vorsicht aufgenommen werden. Erst vor wenigen Wochen wurden übertriebene Meldungen über Goldfunde im Siegerland verbreitet. Tatsächlich hat man ja auch in manchen Teilen Deutschlands Gold gegraben, aber stets war die Ausbeute sehr bescheiden. Vor ein paar Jahren sollte dann in der norwegischen Provinz Westerbotten reiche Goldfelder entdeckt worden sein. Eine alte Sage behauptet, dass das Land in der Nähe der kleinen Stadt Skellerestea mit den mageren Äckern und den fahlen Berghöhen eines Tages zu einem Land des Überflusses und des Goldreichtums werden würde. Als man nun goldhaltige Erze fand, glaubte die Bevölkerung, dass der alte Volksglaube jetzt in Erfüllung gehen werde. Scharen von Abenteurern wanderten nach Norwegen und die kleine Stadt verwandelte sich in ein Goldgräber Lager. Aber bald musste man einsehen, dass die nicht gerade sehr großen Goldmengen wenn überhaupt, so nur im Großbetrieb abzubauen waren. Im Mai 1927 hörte man dann, dass in der Nähe des oberitalienischen Städtchens Giaveno Goldfelder entdeckt worden seien, die nach den Untersuchungen italienischer, englischer und französischer Sachverständiger außerordentlich ergiebig sein sollten. Auch dort berief man sich auf alte Sagen, auch dort stellte sich schließlich heraus, dass der Volksglaube und die moderne Untersuchung gleichmäßig versagt hatten. Im April 1929 ereiferte man sich in Frankreich über der angeblichen Entdeckung reicher Goldminen im Morvongebirge. Es sollen hier nicht alle Enttäuschungen aufgezählt werden, die europäische Völker im letzten Jahrzehnt auf diesem Gebiet erlebt haben; sie sind zahlreich genug. Tatsache ist, dass wir in Europa kaum mit großen Goldfeldern und unentdeckten Goldschätzen rechnen können.

Dagegen scheinen die Goldfunde in Sibirien und auch in Venezuela beträchtlich zu sein. Die Sowjetunion ist in den letzten Jahren mit großer Energie an die Erschließung der ostasiatischen Goldfelder gegangen und auch im Uralgebiet wird wieder mehr Gold gegraben. Über die Lager in Venezuela lässt sich noch kein abschließendes Urteil fällen. Vorläufig muss man aber sagen, dass das britische Imperium wohl auch noch den letzten Entdeckungen noch immer im Besitz der ausschlaggebenden Goldfelder ist. Es ist bemerkenswert, dass sich die Südafrikanische Union und Kanada, die beiden wichtigen Goldländer, jetzt geweigert haben, die Lösung der Pfundwährung von der Goldbasis mitzumachen. Ihre eigene Währung bleibt in Gold einlösbar. Dr. Erwin Krug

2020 gab es eine weltweite Goldförderung von 3039 Tonnen.

QUELLE: Die Neue Zeitung, 4. Oktober 1931, Österreichische Nationalbibliothek ANNO

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