JOSEF REDTENBACHER#
In einer Gedenkfeier im März 1910 gedachte man eines Mannes der Großes geleistet hatte. Es war der 100. Geburtstag von dem im Jahr 1870 verstorbenen Professor der Chemie an der Wiener Universität, Dr. Josef Redtenbacher.Die Initiative dazu kam von Hofrat, Professor Dr. Ernst Ludwig, dem Präsidenten des Obersten Sanitätsrates, Herrenhausmitglied und Ehrenmitglied des Allg. österr. Apothekerverein, der Österr., pharm. Gesellschaft und des Wiener Apotheker-Hauptgremium.
Die Gedenkfeier fand im Festsaal des im Jahr 1908 eröffneten Vereinsgebäude des Österr. Apothekervereines statt. Inmitten der festlich geschmückten Tribüne befand sich die Büste des Geehrten - Redtenbacher.
Eine große Anzahl von Geladenen hatten sich eingefunden, darunter zahlreiche Mitglieder der Familie Redtenbacher, Vertreter der veranstaltenden Körperschaften, Minister, Hochschulprofessoren, zahlreiche Schüler des gefeierten einstigen Lehrers. In all den Ansprachen wurde über das Leben und Wirken, seiner erfolgreichen Lehrtätigkeit, besonders aber seine Bedeutung und Leistungen im Bereich der chemischen Wissenschaft, dessen Förderer er war, hervorgehoben.
Also wer war dieser Gelehrte, den man so großartig feierte, andere hingegen gerieten nach ihrem weltlichen Abgang bald in Vergessenheit.
Redtenbacher kam am 12. März 1810 im reizvollen Kirchdorf an der Krems zur Welt. Sein Vater ein Kaufmann im Sensen Betrieb, das ein eingewanderter Vorfahre im 17. Jahrhundert begründete, sorgte nicht nur für eine ausgezeichnete Erziehung, und Bildung, das galt auch für seine beiden anderen Söhne. Das Stiftgymnasium in Kremsmünster, das sich seit jeher eines hervorragenden Rufes erfreute, war die erste Bildungsstätte für den Sohn Josef.
In dieser prominenten Anstalt, die sich sehr den Naturwissenschaften widmete und über bedeutende Naturaliensammlungen verfügte in die sich der wissbegierige Redtenbacher liebend gerne vertiefte, besonders die Botanik erweckte sein Interesse und begleitete ihn sein gesamtes Leben.
Anschließend begann er in Wien Medizin zu studieren. Wie enttäuscht war der Student als er zur Zeit des Kaisers Franz in den verschiedenen Fächern von langweiliger Öde die historischer, philosophischer Richtung waren; hingegen entfalteten sich Studien der Naturwissenschaften zu seltener Blüte Dabei fand er Kollegen die wie er für Botanik sehr viel übrig hatten und Exkursionen in die Umgebung Wiens unternahmen. Dabei lernte er 1828 den Mineralogen Mohs kennen, dem er sich anschloss und dessen botanische Vorlesungen ihm neue Welten eröffneten.1834 promovierte er zum Doktor der Medizin, nachdem er seine berühmt gewordene Inauguraldissertation „Über die Carices“ vorgelegt hatte. Als Assistent diente er bei Jacquin dem Professor für Botanik und Chemie bis er 1838 eine Professur an der chirurgischen Vorbereitungsanstalt in Salzburg erlangte. Am 18. Jänner 1840 wurde Redtenbacher von Kaiser Ferdinand zum oProf. Der Chemie an der Universität in Prag ernannt. Da er durch den Staatsminister Kolowrat, ein Freund der Naturwissenschaften und Förderer der Jugend, inzwischen ein Stipendium zu einer 1 ½ jährigen Reise ins Ausland erhalten hatte, konnte er sich das verlockende Angebot nicht entgehen lassen und gab dem schließlich den Vorzug. Seine erste Station im fremden Land war Berlin zu Heinrich Rose um sich in der Mineralien Analyse ausbilden zu lassen, besuchte die Vorlesungen von Mitscherlich und Magnus. Dann fuhr er nach Gießen zu Justus Liebig um sich in Organik die neuesten Erkenntnisse anzueignen. Man hatte versucht, Liebig nach Wien locken, doch dieser Versuch schlug fehl. Abschließend unternahm er mit Freunden Bildungsreisen durch Deutschland, Frankreich und England. Allmählich wurde es Zeit in die Heimat zurückzukehren. Er wurde als Professor der Chemie nach Prag berufen die er bis 1849 bekleidete. Er nahm die Gelegenheit wahr, all seine Erfahrungen aus dem Ausland dazu zu nützen um den chemischen Unterricht in Prag zu verbessern. Denn Chemie hatte in der Monarchie einen niedrigen Stellenwert, das musste sich ändern. Hier erlebte Redtenbacher das stürmische Jahr 1848.. Er harrte bis zu jenem Zeitpunkt aus, in welchem die Studien amtlich suspendiert wurden, verließ Prag und flüchtete nach Oberösterreich zu seiner Familie.
Lieben chemisches Labor 1840 gemeinfrei
Er hatte keinerlei Vorstellung was ihn bei seiner Rückkehr in seinem Laboratorium erwartete. Mit Entsetzen gewahrte er die Verwüstungen der Vandalisten an seinem Arbeitsplatz. So konnte er erst Ende des Jahres mit seinen Vorlesungen wieder beginnen.
Dann meldete sich Wien wo er als Nachfolger Pleischel vorgesehen war und bis an sein Lebensende währen sollte. Hier wurde ihm das Laboratorium in der aufgelassenen Josephs Akademie angewiesen in dem er sehr unzufrieden war. Durch die Vermittlung des Grafen Stadion erhielt er Räumlichkeiten im Theresianum die seinen Bedürfnissen entsprachen. Gleichzeitig wurde ihm ein baldiger Neubau zugesagt, doch in dieser Hinsicht tat sich nichts. Er wartete vergeblich für seine Wissenschaft eine würdige Stätte zu bekommen. Mit seiner ausgezeichneten Lehrmethode hatte er die Hörer für sich gewonnen. Da er als vorzüglicher, gewandter Redner bekannt war, hatten seine Vorträge großen Zulauf, seine Demonstrationen mit Experimenten fanden großes Interesse und fesselten stets die Hörerschaft.
Da für ihn die Chemie große Zukunft hatte bemühte er sich um ein eigenes chemisches Institut. Sein Kampf um diesen Bau waren derart langwierig und fast schien es aussichtslos. Endlich konnte sein Vorhaben umgesetzt werden, es war das Jahr 1869 dazu konnte er sogar den berühmten Architekten Ferstel, für seine Ausführungen ,gewinnen. In dessen Gesellschaft reiste Redtenbacher nach Deutschland um Laboratoriums-Einrichtungen zu studieren Der im Stil der Renaissance errichtete Ziegelrohbau mit seinen glasierten Terrakotten und Bildhauerarbeiten führte Josef Pokorny aus, von Ignaz Schönbrunner stammten die Sgraffiti und Malereien. Vollendet wurde das Institut 1872, zu spät, Redtenbacher sollte es nicht mehr erleben. Die Baukosten betrugen 670.000 Gulden.
Redtenbacher hatte selbst nicht weniger als 14 Pläne ausgearbeitet, seine Eingaben, Vorstellungen, Memoranden hatten einen ziemlichen Umfang erreicht und die ganze Misere über sich ergehen lassen müssen. Jeder neue Minister machte ihm Hoffnungen die dann als Enttäuschung endete.
Als schwere Kränkung empfand er das Vorgehen des Kurators des Theresianums, der ihm die Wohnung die an das Laboratoriums anschloss und die ihm sehr behagte, ganz einfach wegnahm und ihm ein Privathaus anwies.
Zahlreiche seiner Arbeiten welche die Wissenschaft förderten waren z. B. Die Analyse des Phonolyths oder Klingsteins von Wisterschan; Analyse des methionsauren Barytes, das zur Kenntnis der Constitution der Methionsäure und ihrer Salze gelangte. Nachweis der freien Ameisensäure in faulendem Kieferreisig; Zusammensetzung thermischen Spaltungsprodukte der Talgsäure und Fettsäure. Untersuchungen über Feldspate, Albite: mit Liebig gemeinsam durchgeführte Atomgewichts-Bestimmung des Kohlenstoffes; Untersuchung der Meteor Steine von Ivan; thermische Zersetzung des Glyzerins, Entdeckung des Acroleins; Abhandlung über das weiße und schwarze Salz der Hochöfen von Mariazell; Analyse des Sauerbrunnens zu Bilin; Einwirkung der Salpetersäure auf Dyalysin und Gallenfett; über das Taurin der Galle; usw.
Literarisch hatte Redtenbacher nicht das hinterlassen was man von ihm eigentlich erwartet hätte. In den Ferien freute er sich endlich in die freie Natur zu kommen, er war ein leidenschaftlicher Verehrer des Waidwerks. Josef Redtenbachers Leben endete am 5. März 1870, er wurde nur 60 Jahre alt. In den Nachmittagsstunden des 7. März bewegte sich der Leichenzug von dem Trauerhaus in die Elisabethkirche.
Sämtliche Burschenschaften und Vereine in ihren bunten Farben der Abzeichen und Idiomen, alle Professoren der vier Fakultäten, Vertreter der Akademie der Wissenschaften dem der Verblichene als Mitglied angehörte, zahlreiche Freunde folgten dem Sarg. In der Elisabethkirche hatten sich bereits all die hohen Herrschaften wie der Präsident der Akademie der Wissenschaften, Theodor G. Ritter von Karajan, Fürst Colloredo-Mansfeld, Ritter von Schmerling, Ritter von Hye, Mitglieder der beiden Häuser des Reichsrates, nicht nur die Gelehrten- und Künstlerwelt waren sehr zahlreich erschienen, auch der Schriftsteller Verein „Concordia“ war durch seinen Präsidenten vertreten. Nach der Einsegnung erklangen vom akademischen Gesangsverein vorgetragene Chöre . Redtenbachers letzte Ruhestätte fand am Matzleinsdorfer Friedhof statt.
Seine Schüler und Freunde hatten ihm bald nach seinem Tod als Dankbarkeit ihn durch Meister Kundmann in einem Denkmal verewigen lassen. Diese Marmorbüste befindet sich im großen Hörsaal des chemischen Universitätsinstitutes, jenem Institut das er einst gegründet hatte.
Quelle: Verschiedene Zeitschriften