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MARTIN PITZER#

Bild 'Karmeliterkirche Linz'

Im Asyl der Barmherzigen Schwestern in Salzburg, verstarb am 6. Dezember 1877 der bekannte Gemälde Restaurator Martin Pitzer.

Geboren am 3. Juli 1803 in Oberschondorf am Ammersee. Sein Vater ein mit 10 Kindern reich gesegneter Schulmeister brachte den Sohn zu einem Vergolder in die Lehre. Seit frühester Jugend litt dieser an einem schmerzhaften Ohrenleiden, daher konnte er am Unterricht nicht teilnehmen. Ungeachtet dieses Übels übte er sich auf einer ländlichen Gewerbeschule im Zeichnen, Modellieren und der Holzschnitzerei.

So fand er Aufnahme in die königliche Porzellanfabrik in München, wo er die verschiedensten Gegenstände zu bemalen hatte, dazu noch eine Nebenbeschäftigung als Illuminist bei Dr. Martius, der eben sein großes Werk über die Flora Brasiliens ausstattete, sehr gute Dienst leistete. Trotz seines Ohrenleidens das bis zur Taubheit führte, benützte er dennoch als Frequentant den Unterricht an der Akademie der Künste in München deren Professoren den jungen Künstler dem königlichen Konservator und Galerie-Inspektor Alois Eigner in Augsburg wegen seinem außerordentlichen feinen Farbgefühl empfahlen, die er bei seinen Versuchen auf Porzellan in Öl und Fresko-Malerei bekundete, daher seine Kenntnis der verschiedenen Mal-Arten, als das erste Lebenszeichen eines Bilder-Restaurators, verwendbar sich zeigte.

Eigner war mit seinem empfohlenen Neuling sehr zufrieden, denn er konnte ihn für die schwierigsten Tätigkeiten verwenden. Eigner wie auch sein Gehilfe waren wohl in der Chemie sehr bewandert, im zeichnen und malen jedoch wurden sie von Pitzer überflügelt, so wurden ihm Kopien nach eben restaurierten Gemälden alter Meister übertragen, die er einer Lösung zuführte und dabei gleichzeitig sein feines Farbgefühl zur Geltung bringen konnte.

So konnte er sich bald für die Selbständigkeit entscheiden, reiste nach Salzburg, wo er das Brustbild des Erzbischof Augustin Gruber malte, und davon lithographische Reproduktionen angefertigt wurden.

Kein Wunder, dass eifrige Missionare sich des so vielseitig talentierten Künstler annahmen und ihn zu einer Reise über den Ozean, nach Milwaukee, anregten.. Dort angekommen, erhielt er durch den Missionar Franz Pierz zahlreiche Aufträge zu künstlerischer Ausschmückung der vielen Kirchen, die dieser Priester, selbst von Architektur verstehend, erbaute. Im Jahr 1851 begab sich Pitzer von seinem Protektor angeeifert, in die nördliche Indianer Region Makinaw. Hier machte sich Pitzers Vielseitigkeit neuerlich bezahlt und ihn beliebt. So wurde er von den Indianern reich beschenkt, und als er nach einigen Jahren Arbre croche verließ, um wieder in die Heimat zurückzukehren, schuldeten die Indianer dem Künstler als Lehrer und Ratgeber in Ausschmückung ihrer neuen Kirchen und öffentlichen Gebäude große Dankbarkeit.

1854 eröffnete Pitzer in der Münchner Sendlinger Straße, ein Ladenlokal um seine Schätze gegen freiwillige Spenden täglich von 10 bis 16 Uhr zu zeigen.

Zu dieser Zeit ehelicht Pitzer die Seiden Kunst Färberin Anna Kürzinger aus Landsberg.

Im Kloster Herzogenburg in Niederösterreich hat Pitzer Jahre später ein ethnographisches Kabinett mit den Indianer Geschenken eingerichtet, denn so sehr war er von ihrer herzlichen Gastfreundschaft und ihren Fähigkeiten begeistert, und ärgert sich über die Amerikaner die die Indianer aus dieser Gegend vertrieben.

Wieder in Salzburg beschäftigte sich Pitzer mit den Malereien der Klosterkirche St. Peter. Kremser Schmidts Altarbild brauchte wahrhaft eine sättigende Erfrischung. Ohne das Werk aus dem marmornen Rahmen zu nehmen, verhalf er in wohltätigem Sinn dazu Zwei große Wandgemälde im Mittelschiff wurden mit einer Verschönerung beglückt, dabei machte Pitzer eine für die Kunstgeschichtsforscher überraschende Entdeckung, auf der aus dem alten Dommünster übertragenen figurenreichen Kreuzschleppung des Heilands die Unterschrift „Memberger“ aus Konstanz, das lange irrtümlich dem Christoph Schwarz zugeschrieben wurde, sowohl dieses wie auch das Gemälde von Antonio Solar erhielten durch den Firnis Glanz neuerliche Jugendfrische.

Diese Bilder in ihrer neuen Farbenpracht begeisterten natürlich jeden Betrachter, kein Wunder denn bisher hatte man Bilder mit derartig herrlichen Ergebnissen nicht gekannt noch gesehen, denn die Werke wurden durch neuerliches Auftragen von Harz Firnis missbraucht, und somit war ihre ganze Schönheit dahin.

Das brachte Pitzer nicht nur Anerkennung sondern zahlreiche Aufträge, so auch die Ursuliner Nonnen, deren Kirche nun in den besten Händen des Künstlers war.

Pitzer gab Herzogenburg in Niederösterreich auf und übersiedelte nach Salzburg, wo er die Zusicherung einer wohltätigen Aufnahme in das Asyl der Kongregation der barmherzigen Schwestern erhalten hatte In Linz bekam er noch die schwierige Aufgabe die Bilder Altomontes in der Karmeliterkirche zu restaurieren und somit zum Retter dieser Gemälde wurde.

Pitzers Taubheit nahm immer mehr zu, die Gebrechen seines Alters wurden fühlbar, Schlaf- und Appetitlosigkeit stellten sich ein, nur die Sehkraft die blieb ihm vor allem erhalten. Auch Kunstperlen sollte Pitzer zu neuer Leuchtkraft verhelfen, die dann in einer Ausstellung viele Bewunderer anzog.

Der Erzbischof hatte ebenfalls einen Anschlag auf Pitzer vor, ein Gemälde von Arsenio Mascagni, einst für den Hochaltar des Domes gemalt sollte Pitzer aus seiner traurigen Verwahrlosung retten. Man musste einsehen, dass die Restaurierung dieses Gemäldes nicht sehr einfach werden würde, noch dazu als sich Häute von Überklecksungen zeigten, rechnete man kaum noch mit einem Erfolg.

Doch Pitzer nahm diese Herausforderung an, er mit seinen vielfältigen Erfahrungen und Kunstfähigkeit ging er ans Werk. Das was er hier aus dem Chaos von Unbilden allmählich an neuer Frische der Farben entwickelte war eine große Überraschung aller. Nur manche Fachkräfte witterten aus Unkenntnis eine Übermalung desselben.

Dann kam der Tag im Jahr 1877 das Halleluja zur Auferstehung des Heilands im Dom erschallte, strahlte die einstige, für die ernste marmorne Umgebung des Altars das Farbjuwel Mascagnis aus dem Dunkel strahlend hervor. Noch weiter Gemälde harrten der Wiederbelebung, doch die Mittel der Serviten Mönche waren erschöpft.

In der Sebastiankapelle befand sich ein Gemälde von Francesco di Siena auch das sollte restauriert werden. Pitzer altersschwach und tief gebeugt nahm er sich dieser ehrenvollen Aufgabe an.

Ein sehr beschädigtes Ölgemälde Michael Rottmayrs von Rosenbrunn auf dem Altar der gräflichen Thun Kapelle, Franz von Assisi darstellend, folgte nun. Stümperhaft wurde vor Jahrzehnten an diesem Gemälde rücksichtslos gepfuscht und es um seine Herrlichkeit gebracht. Primitive Übermalung der Impasten und Lasuren musste sorgfältig nun entfernt werden, damit diese brillante Schöpfung durch Pitzers Hand wieder zur origineller Schönheit wieder erstand.

Es war seine letzte Glanzleistung, Krankheitszustände verhinderten die dringende Herstellung in der Pfarrkirche in Großgmain, und Trogers Ölmalereien in der Kajetankirche.

Durch seine Taubheit wurde er gesellschaftlich gemieden, obwohl er ein mitteilsamer Mensch gewesen, musste er zurückgezogen leben. Kein Wunder, dass er sich umso mehr seiner künstlerischen Arbeiten widmete. Wem konnte er sich anvertrauen, ihm seine künstlerische Arbeitsweise, seine Geheimnisse anvertrauen. In letzter Zeit arbeitete an seiner Seite der Maler Josef Gold, dem teilte er sein Geheimnis der Kunst-Konservierung mit und es scheint an ihm einen guten Botschafter seiner Kunst gefunden zu haben.

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Inserat
Martin Pitzer fand am 8. Dezember 1877 auf dem Friedhof in Salzburg Mülln seine letzte Ruhe.

Ein Zeitungsinserat: Der akademische Gemälde-Restaurateur Martin Pitzer wird Anfangs Juni 1870 alle seine Kunstsachen weit fortschicken, und da dieselben hier nie mehr zu sehen sind, werden die vielen schönen indianischen Arbeiten, mit dem 6 Jahre gebrauchten Altar, den er aus Amerika mitgebracht hatte, wie auch noch über 100 verschiedene gute Kunstgemälde zum freien Besuch und billigen Verkauf in Linz in der Kollegiokaserne, im 2. Stock, neben der Baukanzlei nur noch bis 26. Mai ausgestellt bleiben.

QUELLEN: ,Linzer Volksblatt 24. Mai 1879, S 2, Salzburger Chronik 13. Dezember 1877, S 1, 15. Dezember 1877, S 1, 18. Dezember 1877, S 1, 14. Februar 1878, S 4, Inserat, ANNO Österreichische Nationalbibliothek.

https://austria-forum.org/af/User/Graupp Ingrid-Charlotte/MARTINPITZER

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