MEERESSCHÄTZE#
Lässt man sich im Urlaub zu einem Meeresstrand entführen fasziniert die unendliche Weite, das Tosen und Rauschen der unheimlichen Fluten. Was haben sie in all den Jahrhunderten verschlungen.....
1925: Ungeheure Schätze sind es, die im Laufe der Jahrhunderte durch das Sinken von Schiffen auf dem Meeresboden sich ansammelten. Der Gedanke der Bergung dieser Schätze ist naheliegend und verlockend; seine technische Durchführung begegnet aber bedeutenden Schwierigkeiten. Immerhin muss die Bergung gestrandeter und gesunkener Schiffe lohnend gewesen sein, denn es bestanden und bestehen große Bergung Gesellschaften auf kaufmännischer Grundlage, welche an besonders „dankbaren“ Orten Bergungsdampfer unterhalten. Diese Dampfer sind mit kräftigen Pumpen, Hebezeugen und Taucherausrüstungen reich ausgestaltet und führen für gewöhnlich auch verschiedene Hilfsfahrzeuge mit. Der Hebevorgang ist verschieden. Man versucht zum Beispiel durch Taucherarbeiten alle Öffnungen des versunkenen Schiffes zu verschließen, dann das Wasser aus der Luft einzupumpen, um dem Schiff einen Auftrieb zu geben. Weiter wird versucht durch Taucher unter das gesunkene Schiff Ketten oder Stahltrossen zu legen, dann durch beiderseits des Schiffes herangeführte Hebeprahme das Heben zu bewerkstelligen. Ein anderes Verfahren zum Freilegen und Heben untergegangener Schiffe besteht darin, dass der betreffende Teil des Meeres, wo selbst das Schiff gesunken ist, trocken gelegt wird, indem, wie unsere beistehenden Bilder erkennen lassen, Kastendämme im Meer mit Hilfe von Spundwänden errichtet werden. Es liegt nahe, dass derartigen Arbeiten nicht bei allzu großer Meerestiefe vorgenommen werden können, immerhin ist ein Fall bekannt in welchem bei einer Tiefe von etwa 13 m Spundwände von 25 m Länge eingetrieben wurden, um eine Fläche in ovaler Form von 130 m Länge und 70 m Breite um das gesunkene Schiff herum freizulegen. Bei dieser Arbeit wurden 20 Zylinder eng aneinander stehend mit einem Durchmesser von zirka 15 m geschaffen und durch segmentartige Zwischenstücke nach außen hin noch verbunden, so dass kein Wasser eindringen kann. Das Einrammen der Zylinder, die sich aus einzelnen Spundbohlen aus Stahl zusammensetzen, erfolgt mittels besonderer eigenartige Dampfhämmer, sogen. Pfahlhämmer, welche an ausladenden Kranarmen aufgehängt sind. Dieselben setzen sich auf den Kopf der Spundbohle auf und arbeiten mit kurzen kräftigen Schlägen. Sie lassen sich infolge der Aufhängung in jeder beliebigen Richtung anwenden. Zum Gewinnen des Erdbodens dienen Löffelbagger. Die einzelnen mittels dieser Spundwände hergestellten kreisförmigen Zylinder werden nach und nach mit Erdreich angefüllt und nachdem so ein durchaus dichter, schließender Kastendamm geschaffen ist wird der Innenraum leergepumpt. Man ist dann in der Lage, das gesunkene Schiff mit seinen vom Wasser noch nicht vernichteten Schätzen zu bergen bezw. nach Vollendung der Herrichtungsarbeiten durch allmähliches Wiedereinlassen des Wassers in das Becken zu heben.
Diese Art der Bergung verursacht allerdings umfangreiche und kostspielige Bauarbeiten, die sich übrigens nur bei nicht zu großer Tiefe des Meeres vornehmen lassen; sie gestatten aber die Wiedergewinnung der gesunkene Wrack inzwischen teilweise verschlammt oder versandet sein sollte, da die Arbeiten im Freien bzw. im Trockenen vorgenommen werden, im Gegensatz zu der Hebung oder Bergung mit Hilfe der Taucherglocken, wo die Arbeit unter Wasser geleistet werden muss.
QUELLE: Illustrierte Technik, 1925 H 9, Österreichische Nationalbibliothek ANNO
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