PÜRGLITZ#
Die Burg Pürglitz ist sowohl in architektonischer Beziehung, als auch an reichen historischen Erinnerungen eine der bedeutendsten Burgen Böhmens und es lohnt sich wohl er Mühe, von Prag aus einen Ausflug nach der historischen Veste zu unternehmen.
Nach Cosmas stand einst an der Stelle der gegenwärtigen Burg der uralte Ort Libusin. Die Gründung der Burg fällt in die Zeit anfangs des 12. Jahrhunderts; der Bau galt damals schon als einer der schönsten Burgbauten Böhmens. Seit Wladislaus I. (1109 bis 1112) weilten die böhmischen Herrscher häufig auf Pürglitz. Unter Ottokar II., wurde die Burg restauriert und zugleich der große Saal mit dem Wappen der unter seiner Herrschaft stehenden Länder geschmückt. Karl IV., und Wenzel IV., brachten ihre Jugendjahre auf Pürglitz zu. Ersterer , der kunstsinnige Fürst Karl IV., gestaltete die Burg zu einem würdigen Sitz für seine reizende Gemahlin Blanka von Valois um, welche hier, vermutlich 1335, die Prinzessin Margarethe zur Welt brachte. Damals ließ Karl IV., der Sage nach alle Nachtigallen in der Umgebung einfangen und nach Pürglitz bringen, damit sie mit ihrem süßen Gesang das Herz der Königin erfreuten.
Wenzel IV., der Sohn und Erbe Karl IV., hatte eine besondere Vorliebe für die Burg Pürglitz und hielt während seiner Regierungszeit dort glänzenden Hof. Er empfing hier die Gesandten fremder Höfe; Turniere und Jagden wechselten in glänzender Reihenfolge. Die Burg bewahrte zu jener Zeit eine bedeutende Gemäldesammlung und einen Teil des Reichsschatzes.
Während der Hussitenkriege wurde Schloss Pürglitz zerstört, erst Wladislaus II., stellte die Burg wieder in ihrer ursprünglichen Gestalt her, die meisten architektonischen Denkmäler stammen aus jener Zeit, doch die Glanzperiode von Pürglitz war vorbei; Erzherzog Ferdinand von Tirol erwählte es später als Zufluchtsort für die ihm heimlich angetraute Gemahlin, die schöne Philippine Welser, welche hier unter dem Schutz des Burgherrn Ladislaus von Sternberg drei Jahre verlebte. Nach verschiedenem Besitzwechsel gelangte die Burg durch Verpfändung an die Familie Schwarzenberg und 1685 durch Kauf an die Grafen Waldstein, von welchen sie als Erbe an die Fürsten zu Fürstenberg überging.
Das Haupteingangstor, der besterhaltene Teil der denkwürdigen Burg, ist geschmückt mit künstlerisch ausgeführten Ornamenten mir dem Wappen Wladislaus II., darüber ein Türmchen mit Spitzdach verleiht demselben einen ganz eigenartigen Charakter. Im ersten Hof bietet der Turm Hudesko einen imposanten Anblick. Im Erdgeschoss des Turmes wird noch ein dumpfer Raum gezeigt, in welchem die zum Hungertod Verurteilten ihr grässliches Los erdulden mussten.
Im zweiten Hof befindet sich eine hohe Einfahrt mit schöner, einst reich geschmückter Wölbung, neben diesem, ein gewölbter gotischer Saal aus der Zeit Wenzel IV., Silberkeller genannt welcher einst als Schatzkammer diente. Nächst der Burgkapelle sieht man noch einige Verließe; es waren dies die strengsten Staatsgefängnisse.
QUELLE: Dillinger Reiseführer
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