RUND UM WIEN#
Im Jahr 1907 hat die Direktion der städtischen Straßenbahnen die Veranstaltung von Rundfahrten mittels prächtig ausgestatteter Salon- und Galawagen für Einheimische und Fremde ins Leben gerufen.
Diese Rundfahrten sollten das legitime Geschäft der Fremdenführer in Wien sowie der Reisebüros, welche Fahrten mittels Mailcoach und Fiakern veranstalten, keineswegs schmälern. Vielmehr hatten sich die „Rund um Wien“ Fahrten mit den Straßenbahnwagen jenen Veranstaltungen anzuschließen. Es sollte zunächst bezweckt werden, nicht nur die Fremden, sondern auch die Einheimischen in großem Maße mit dem Aufschwung Wiens vertraut zu machen, denselben im Fluge einen Überblick über die architektonischen Schönheiten von Wien zu verschaffen, sowie den Teilnehmern die Reize der wechselnden Straßenbilder mit den eingestreuten Gartenanlagen und Denkmälern, endlich die herrliche Umgebung der alten Kaiserstadt Wien, insbesondere den lieblichen Wienerwald vor Augen zu führen.
Diese Exkursionsfahrten sind auf einen Tag berechnet, wobei stets für die Abendstunden noch Zeit zum Besuch eines Theaters oder sonstigen Vergnügung Etablissements erübrigt wird. Es kann aber, soweit Plätze verfügbar sind, auch die auf den Nachmittag entfallende Tour allein gemacht werden.
Anfangs waren nur vier Routen in Aussicht genommen, die jedoch allmählich auf sechs erweitert worden sind. Das Programm der ganztägigen Wiener Rundfahrten wickelt sich folgendermaßen ab:
Erste Rundfahrt an jedem Montag mit folgender Route: Neuer Markt-Kärntnerring-Kolowratring-Parkring-Stubenring-Franz-Josephs-Kai-Schottenring-Franzensring-Burgring-Gumpendorferstraße-Sechshauserstraße-Wienzeile-Schönbrunnerbrücke: Besichtigung von Schloss Schönbrunn mit Menagerie, Palmenhaus und Gloriette. Eintritt Menagerie frei, Tierlogengruppe I und II je 40 Heller, Palmenhaus 40 Heller, Gloriette 10 Heller, Schlossräumlichkeiten 60 Heller. Zurück ging es von der Hadikgasse. Besuch des Naturhistorischen Museums Eintritt frei. Weiter zum Lusthaus mit Aufenthalt zurück dann bis Schottentor, Die Nachmittagsfahrt begann um 2 Uhr.
Jeder Wochentag wies eine andere Route auf. Am Dienstag besuchte man Steinhof mit freier Besichtigung der Landes Anstalten.
Mittwoch nach Nußdorf von dort mit der Zahnradbahn auf den Kahlenberg Hin- und Rückfahrt 70 Heller.
Am Donnerstag wurde das Heeresmuseum und Arsenal, Rückfahrt über den Türkenschanzpark mit Aufenthalt zurück bis Oper.
Am Freitag Besichtigung des Kunsthistorischen Museums . Eintritt frei. Schönbrunn Besichtigung wie Montag. Zurück zur Hauptallee mit Aufenthalt. Schottentor.
Am Samstag wurde das Museum für Kunst und Industrie besichtigt. Eintritt frei. Nußdorf, Zahnradbahn, Oper
Die meisten dieser Rundfahrten können auch bei ungünstiger Witterung durchgeführt werden, weil weder die Besichtigung der Museen und der anderen Institute, noch auch der Besuch des Praters mit seine mannigfaltigen Vergnügungsstätten von der Witterung abhängig sind und die Teilnehmer auf der Fahrt selbst im Wagen vor dem Wetter geschützt sind. Außer diesen ganztägigen Rundfahrten finden noch zweierlei Nachmittagsrundfahrten vom Stockgeleis nächst dem Liebenberg Denkmal aus abwechselnd an geraden und ungeraden Tagen, auch an Sonn- und Feiertagen, statt. Die Abfahrt ist auf halb drei Uhr festgesetzt, die Dauer der Fahrt dauert zirka drei Stunden. Besichtigungen gibt es keine. Ganztagesfahrten werden nur über dem Sommer durchgeführt. Nachmittagsfahrten werden das ganze Jahr betrieben und zwar während der kalten Jahreszeit mit elektrisch geheizten Waggons.
Diese für den Fremdenverkehr äußerst bedeutungsvollen Ausflugsfahrten erfreuen sich bei Einheimischen und Fremden eines stetig wachsenden Zuspruches und dürften als dauernde Institution beibehalten werden.
Auch heute finden in Wien, mit der gelben Straßenbahn, Rundfahrten statt, Dauer 25 Minuten, sowie Fahrpreis. Zwischen gestern und heute siehe großer Unterschied!!
QUELLE: Illustrierte Zeitung sowie Bilder ANNO Österreichische Nationalbibliothek
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