SCHLOSS WARTHOLZ#
1893: In einer wunderbaren Gebirgsgegend befindet sich die in Waldesruh des Wartholzes, den Blicken fast verborgen, die Sommeridylle des Erzherzog Carl Ludwig, das Schloss Wartholz. Es gibt keine schönere Lage in dem bezaubernden Reichenauer Tal, mit seinem gigantischen Hintergrund der Rax und Grünschacher Mauern und zeigt zugleich die Vorliebe und Bekenntis zur Natur und deren Schönheiten: Die Auswahl der Örtlichkeit sowie die Bauart die dem landschaftlichen Charakter und Farbgebung angemessen, dabei aber Einfachheit und Vornehmheit zum Ausdruck bringt ist ein Meisterwerk des Architekten Ferstel.
Der musterhaft gehaltene Park, mit der an der Vorderfront des Gebäudes angelegten Terrasse, ist mit steter Berücksichtigung so gewählt, dass der anmutig-vornehme Charakter des Hauptteiles keinerlei Verlust erleidet.
Alles wird daran gesetzt um den Aufenthalt, die Annehmlichkeit der hohen Herrschaften in keiner Weise zu beeinträchtigen.
Der Haupteingang befindet sich an der Westseite und führt in ein geräumiges Vestibule, welches durch das Stiegenhaus an räumlicher Ausdehnung gewinnt und die Zugänge zu den inneren Gemächern enthält. Links liegt die Schlosskapelle, einfach und doch so Andacht erweckend; ein hübsches Marienbild ziert den Altar, der stets im Blumenschmuck prangt. In allen Gemächern zeigt sich die geschmackvollste Einfachheit und Wohnlichkeit. Der Park, im oberen Teil Wald, im unteren in englischer Manier angelegt, enthält Schwimmschule, Glashäuser und eine Teichanlage in reizvoller Umrahmung.
Das Wirtschaftsgebäude enthält in den unteren Räumen, die Stallungen, die Sattelkammer und die Wagenremise, in den oberen Räumen Wohnungen. Selbst ein Feuerlöschdepot ist vorhanden, das die nötigen Löschgeräte vorzüglicher Konstruktion in sich birgt, welche von der als Feuerwehr organisierten Dienerschaft recht gut bedient werden kann, in der Hoffnung nie gebraucht zu werden.
QUELLE: Kur- und Badezeitung, 5. August 1893, S 2, und Bild, ANNO Österreichische Nationalbibliothek
https://austria-forum.org/af/Wissenssammlungen/Essays/Historisches_von_Graupp