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SIRK ECKE#

Kärntner Straße
Sirk Ecke

August Sirk, der jetzt 1929 in Berlin, 83 Jahre alt, gestorben ist, wird weiter leben, durch die nach ihm benannte Sirk Ecke.

August Sirk besaß in der Kärntner Straße das größte Sportgeschäft der Monarchie „Zum Touristen“, ein Geschäft mit wunderschönen Koffer und Galanteriewaren.

Als in Wien noch alles, das zu bunt war, Uniform trug, scharten sich alle Waffengattungen bei der Sirk Ecke. Sie war der Standplatz der Infanterie, des Trains und oft kam auch Kavallerie auf Besuch. Das Wort „Servus“ schlug durch die Frühlingsluft und das Wort „Madeln“ und das Wort „Gnädige“ und die „Küss die Hand“ flogen wie kleine Schmetterlinge des Optimismus. Es war eine schöne Zeit, da man nichts zu tun hatte, als auf den Krieg zu warten, der dann die Sirk Ecke mobilisierte.

Sie war vielleicht der einzige Punkt Wiens, an dem es niemals still war, weder 1914, noch 1918, noch im Kältejahr 1929. Die Sirk Ecke rangiert im Wiener Volkstümlichkeitsschema gleich nach der blauen Donau. Dazwischen nur der Stephansturm, der Stock im Eisen Platz und die Niese.

Das berühmte „nicht stehen bleiben, weitergehen“, galt niemals für jenen Straßenwinkel. Hier wurde immer stehen geblieben, weil diese Ecke im Grunde nur Stehplätze hat. Selbst der Wachmann bleibt hier stehen und geht nicht weiter. Magische Bindung, eine Art Fixatif, kittet hier Pflastertreter und Pflaster, Schuhe samt Inhalt und Asphalt. Neuestens sind die Damen, die die Sirk Ecke passieren, meist beritten. Sie tragen wie es die Mode will, und wie es den Füßen gut passt, Stiefel. Die Sirk Ecke hat also spät aber doch, wieder etwas Militärisches bekommen.

Selbstverständlich dient dieser exponierte Fleck der Wiener Landschaft als Treffpunkt.

Man lernt sich an der Sirk Ecke kennen, nimmt an der Sirk Ecke von einander Abschied. Für einen Abend oder fürs Leben. Dort ist auch die Quelle, das Donaueschingen des Wiener Korsos. Von hier aus entwickelt er sich und wird dann, namentlich an Sonntagen breit und schwarz.

Alle Fremden der Ringstraßen Hotels müssen, wollen sie in die Oper die Sirk Ecke passieren.

Sirk
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Die Engländer gehen jetzt auch im Winter im Smoking, ohne Hut und Mantel ins Theater. Das ist eine Mode aus Paris und London, der die westlichen Fremden auch hier Raum gemacht haben. Es zahlt sich nicht aus, sagt der Portier, vom Bristol zur Oper ein Auto zu nehmen. „An der Sirk Ecke vorbei, über die Straße und sie sind schon da.“

Wenn man sehr gute Ohren hat, müsste man eigentlich an der Sirk Ecke „Boheme“ und „Tristan“ hören. So nahe ist es.

Auch die 80er Taxi halten sich am liebsten dort auf, wo sie die meiste Chance haben, jemand zu finden, der nicht weiß, dass man auch mit einem 50er fahren kann. Man sieht daraus, dass die Sirk Ecke wirklich ein elegantes Zentrum ist. Man wird dort charmant gewurzt.

Hätte Herr August Sirk nichts anderes getan, als der Sirk Ecke seinen Namen gegeben, mehr als Baedeker Unsterblichkeit wäre dem verdienstvollen Mann gewiss. Siegfried Geyer

QUELLE: Stunde; ÖNB, Werbung 1901

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