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STADTPARKTEICH#

der Stadtpark besteht seit 160 Jahre#

A. Zelinka
Bürgermeister A. Zelinka

Auf den ehemaligen Gründen des Wasser Glacis entstand die erste öffentliche Parkanlage Wiens – Der Stadtpark. Bevor man mit der Neugestaltung überhaupt beginnen konnte musste das gesamte Areal von allem unnütz gewordenen Ballast befreit werden. Bereits am 27. November 1861 wurde am Wasser Glacis mit der Abtragung der Säulenhallen begonnen. Darunter fiel 1862 auch das Verbrennhaus auf dem Glacis zum Opfer, in dem die aus dem Verkehr gezogenen Banknoten und Staatseffekten verbrannt wurden. Für die Beseitigung der niederen Gartenzäune war teilweise bereits von anderer Seite gesorgt worden, indem beträchtliche Zaunteile wahrscheinlich von Bedürftigen die für den Winter Brennmaterial benötigten, davongetragen war.

Die große Anzahl von Alleebäumen, 350 an der Zahl, wurden an Meistbietenden versteigert. Es fanden sich aber nur drei Käufer ein, welche ein gemeinschaftliches Offert machten und die Verpflichtung übernahmen, die gekauften Bäume binnen 14 Tagen zu fällen und vom Platze zu räumen. Bekanntlich wurden nur jene Bäume verkauft, deren Beseitigung vor Beginn der Arbeiten zu den neuen Parkanlagen unumgänglich notwendig waren. Für die Applanierung des neuen Gartens waren zirka 7280 Kubik Klafter Erdmaterial erforderlich.

Als das Park Komitee an die Gemeinde mit einer Forderung von noch zusätzlichen 43.000 Gulden herantrat, da die Erdbewegung mehr kostete, die Verpflanzung der Bäume erforderte einen größeren Geldaufwand, Schotter war teurer geworden, die Gartenerde nicht mehr so billig wie früher, weiters waren die Fuhr Löhne gestiegen und die Blumen gleichfalls kostspieliger geworden, kam es im Rathaus deshalb wieder zu hitzigen Debatten. Die Gegner die immer schon eine Abneigung gegen diese neue Gartenanlage hatten, sahen sich veranlasst gegen Siebeck zu hetzen, und ihn als den teuersten Gärtner zu bezeichnen. Das ging so weit, dass Stimmen laut wurden die sogar Betrügereien und Veruntreuung aufs Tapet brachten. Ein anderer Abgeordneter meinte das Projekt diene nur als Mittel überflüssiges Geld der Kommune daselbst abzulagern. Man forderte eine Untersuchung.

teich
Stadtparkteich

Dr. Siebeck bezog als Stadtgärtner von Wien ein Gehalt von 2.400 Gulden und ein jährliches Quartier Geld von 400 Gulden. Da ein Stadtgärtner nicht ohne Baumschule und Glashäuser existieren konnte wurde ein Teil des städtischen Grundes bei der Schießstätte unter den Weißgärbern zur Verfügung gestellt.

Der Teich in der Kritik#

Auf den Teich im Stadtpark hatten es die Kritiker und diverse Witzblätter ganz besonders abgesehen gehabt. So wurde der Stadtparkteich auch Zelinka-Lavoir genannt, denn der Bürgermeister war ein Befürworter dieses Objektes. Dr. von Perger sah den Teich bereits als Geburtsstätte für Gelsen, Frösche und gesundheitsschädliche Dünste.

40.000 Eimer waren erforderlich um den Wasserspiegel bis zu dem beantragten Niveau zu bringen. Eine Arbeit die in drei Tagen vollbracht, und Kosten von 40.000 Gulden verursachte.

Bald darauf setzte, wie vorhergesagt, eine Kröten Plage ein, über die Ferdinand Siegmund in der Reichenberger Zeitung folgende Zeilen verfasste: „Auch in den Stadtpark hat man einige dieser Glacis Bäume versetzt, um den ewigen Witzen ein Ende zu machen. Es gab keine Wiener Posse und kein noch so schlechtes Witzblatt, welches sich nicht dieses Themas bemächtigt hätte. Nun sind – die Kröten an der Reihe, die man einst in England so stark vertilgt hatte, dass man sie wieder importieren musste. Bei den großen naturhistorischen Kenntnissen der Wiener, welches noch immer die Kröte für ein giftiges Tier halten und entsetzt aufschreien, wenn dieses harmlose Reptil zufällig in ihre Nähe kommt, und bei dem Umstand, als man die Wichtigkeit der Kröten gar nicht kennt, lässt sich die Wut der Wiener und unseres Gemeinderates begreifen, der einen wahren Vernichtungskrieg gegen dieselben führt. Diese Kröten sind aus dem idyllischen Wienfluss herüber gewandert und haben sich, ohne beim löblichen Magistrat eingereicht zu haben, hier ansässig gemacht und diese Keckheit sollen sie nun mit dem Leben büßen. Wir Europäer sind übrigens noch weit zurück in der Kultur, denn es gibt wilde Völkerschaften welche keine Antipathie gegen diese Sumpf Konzertisten haben.

Adanson berichtet, dass die Neger am Senegal sich dieses zierlichen Tierchen während der großen Hitze auf die Stirne legen, was ungemeine Kühlung bereiten soll und vielleicht als Ersatzmittel für Sodawasser oder teures Gefrorenes dienen könnte,,,“ Um die Kröten Plage Herr zu werden gedachte man mit Adebar den Quälgeistern zu Leibe zu rücken. Bald darauf durften sich die vereinsamten Störche über neue Gesellschaft, einem Reiher Paar erfreuen, auch die inzwischen gestohlenen Enten wurden durch andere ersetzt. Auf der Teich Insel wurde ein niedliches hölzernes Häuschen aufgestellt, das 4 Schwäne alsbald beziehen würden, denn auch stolze Schwäne sollten über den Teich segeln.

Betrübt war man über eine Reiher Ente die verendet war. Dieselbe machte häufig einen Abstecher in den Wienfluss und musste von den Wächtern nicht selten heraufgeholt werden. Auch am Tag vor ihrem Ende hatte sie im Wienfluss ein Schlammbad, das ihr scheinbar nicht gut bekommen war, so herrschte alsbald reges Leben auf dem Teich, wo Wasservögel ihr schnatterndes und pritschelndes Unwesen trieben und die Besucher sich daran ergötzten.

Der wachsende Tierbestand#

1863 vermehrte sich die Menagerie im Stadtpark neuerlich und zwar durch Einwanderer, welche den Bäumen und Pflanzen nicht wenig zusetzte. Die Störche taten zwar ihr möglichstes bei der Bekämpfung dieser neuen Park Feinde ebenso die Knüppel der Parkwächter, dessen ungeachtet gewannen aber die Mäuse von Stunde zu Stunde mehr Terrain da sie an Zahl und Pfiffigkeit jenen weit überlegen waren..“ so eine Notiz in der Glocke.

Daher wurden nun die ärgsten Feinde der Mäuse – Katzen mobilisiert um die Idylle von den unliebsamen Gästen zu befreien. In einer Zeitung konnte man darüber wie folgt lesen:“Im Stadtparkteich tummeln sich jetzt zum großen Vergnügen für Alt und Jung ganze Scharen von kleinen Enten herum, die erst vor wenigen Tagen aus den Eiern geschlüpft sind. Aber diese zarten Tierchen haben schon ihre Tod Feinde, die auf sie lauern, sobald sie das flüssige Element verlassen, um auf dem Rande des Teiches Futter zu suchen – nämlich Katzen. Die jungen Schnatter werden von der Fresslust dieser ihrer Feinde stark mitgenommen. Bisher haben auch alle Anstrengungen, der Katzen im Parke habhaft zu werden, nichts gefruchtet und das um so weniger, als das Schießen aus Rücksichten für die persönliche Sicherheit nicht gestattet ist. Hat sich doch eine Katze im Gebüsch unter einer Pappel auf dem ein Amsel Paar in seinem Nest kleine Amsel ausgebrütet hatte, auch ihre Lagerstätte eingerichtet und selbst eine Anzahl von jungen Kätzchen geworfen, dabei aber nicht vergessen, sich vom Baum die kleinen Amseln eine nach der anderen zu holen..“

Nicht nur die Katzen, auch vor den Schwänen mussten sich die Entlein in Acht nehmen, viele von ihnen wurden von diesen bereits tot gebissen.

Natur
Stadtpark

Über eine weitere Episode bezüglich der Frösche wusste die Glocke zu berichten: „Ein hiesiger Hauptschullehrer den die Frösche im Stadtpark ebenso sehr genieren wie unsere wackeren Bürgermeister hat diesen ein Promemoria überreicht, worin er sich über die Park Frösche eines breiteren ergeht und zum Schluss ein Mittel zu ihrer Vertilgung angibt. Da der Gemeinderat auf diesen Vorschlag nicht eingegangen ist, so scheint das Vertilgung Mittel nicht sehr probant gewesen zu sein..“

Der Stadtparkteich musste natürlich auch gereinigt werden und daher wurde das Wasser abgelassen und als die Wassermenge immer weniger wurde, schienen die reizenden Tierchen die Frösche plötzlich zu erkennen, dass man es auf sie abgesehen hatte und ergriffen in großer Anzahl die Flucht nach dem nahen Wienfluss. Der Schlamm wurde für Dünge Zwecke unentgeltlich abgegeben. Doch bald fanden sich die Geflüchteten hier wieder ein um die Idylle des Stadtparkteiches in ihrer bekannten melodiösen Weise zu illustrieren.

Für die Stadtpark-Menagerie gab es ein vornehmes Winterquartier im Gemeindehaus unter den Weißgärbern wo ihnen ein Appartement eingerichtet wurde.

War im Winter der Stadtparkteich von allen Getier befreit belebte gar bald andere Wesen die zugefrorene Fläche – die Schlittschuhläufer. Das bunte Treiben auf dem Eis lockte zahlreiche Spaziergänger an, die die Szene gerne beobachtete, denn man konnte unter den Sportbegeisterten so manchen Prominenten entdecken wie z. B. Das Fräulein Baudius von Burgtheater die sich nicht etwa im Schlitten ziehen ließ sondern graziös und anmutsvoll ihr Eis läuferische Können darbot. Ein weiterer Liebling der Wiener, gleichfalls eine Größe des Burgtheater, war Ludwig Gabillon der hier gerne seine Runden drehte, sowie Fräulein Mathes gleichfalls auf dem Eis und somit war es ein Gastspiel der Hofschauspieler auf dem Eis. Wie die Morgenpost 1864 verriet brachte das Eisvergnügen 873 Gulden und 40 Kreuzer Tageslosung.

Ein findiger Unternehmer hatte den Teich über den Winter gepachtet. Ab nun war das Betreten der Eisfläche mit Entree verbunden, das der armen Bevölkerung Wiens zugute kam. Man konnte sich mit Gegenständen, die dem Vergnügen auf dem Eis diente, auch ausleihen. So kostete ein Paar Schlittschuhe zwischen 50 Kreuzer und 5 Gulden und Schlitten in denen meist Damen herumgeführt wurden, kosteten 50 Kreuzer pro Viertel Stunde.

Mit diesen geschäftstüchtigen Pächter befasste sich sogar der Gemeinderat. Die Vorstadt Zeitung zeigte sich empört, dass der Teich von Hunderten von Schlittschuhläufern aus allen Stände bedeckt war und es wäre zu wünschen, dass dem Publikum eine größere Schonung der Parkanlagen anempfohlen wurde, denn wenn das so fort geht wie gestern so dürfte im nächsten Frühjahr kein Strauch mehr an den Ufern des Teiches zu sehen sein... Die Vorstadt Zeitung würde staunen was sich heute in allen Parkanlagen abspielt.

Eislaufen#

Denkmal
Bruckner einst

Die Möglichkeiten dem Eislaufsport zu frönen war im damaligen Wien nicht nur im Stadtpark gegeben. Der Wienfluss bot sich an, der Teich vor dem Schloss Belvedere auf dem Kronprinz Rudolf eifrig üben durfte. Die Jugend bevorzugte wiederum den Teich im Schwarzenberg Park. Hatte man gute Beziehungen zu den Hofangestellten konnte es sein, dass man sich sogar auf dem Eis des Neptuns Brunnen belustigen konnte.

Das Beispiel der Künstler machte Schule und nach fast zwei Jahren entschlossen sich einige Wiener Sport Leute, den „wilden Eislaufbetrieb“ in geregelte Bahnen zu bringen. Im November 1866 wurde der Wiener Eislaufverein gegründet.

Bevor die gefiederten Sommergäste auf dem Teich wieder ihr Stelldichein gaben, wurde das Wasser abgelassen. 1864 entdeckte man auf dem zementierten Grund die deutlichen Spuren des erlittenen Frostes in handbreiten Rissen. Das Becken wurde vom Unrat der Frösche und den übrigen Teich Genossen gereinigt, dann mit frischen Wasser gefüllt und alsbald zeigte sich dem Beschauer wieder das gewohnte Bild.

Die Gemeinderäte, welche zehn Hechte zur Vertilgung der Frösche und Kröten im Stadtparkteich bewilligten, gingen jedenfalls von einer sehr klugen Voraussetzung aus: denn fressen die 10 Hechte die Frösche nicht, so steht den Gemeinderäten noch immer die angenehme Rache zu, die 10 Hechte zu essen.

Man war davon abgegangen Bäume zu zersägen, hob sie aus dem Erdreich aus um sie an anderen passenden Orten zu versetzen. Im Stadtpark hatte man damit schöne Erfolge erzielen können und den ewigen Witzen über diese Kalamität ein Ende gesetzt. So wurde auch mit den Lindenbäume vom Josefstädter Glacis verfahren. Es war ein ganz seltsamer Anblick einen solchen herrlichen Baum von 12 Pferden transportiert zu sehen. Das Versetzen jedes einzelnen Baumes kostete durchschnittlich 50 Gulden.

Da der schön gepflegte Rasen im Stadtpark von den Kindern nicht betreten werden dürfen, hatte der Gemeinderat beschlossen auf dem rechten Wien Ufer einen Kinderspielplatz anzulegen der anschließend sehr kritisiert, da durch das Herumtollen der Kinder viel Staub aufgewirbelt wurde.

Der Stadtrat erhielt eine Beleuchtung von 121 Flammen mit je neun Klafter Mitteldistanz die gewöhnlichen Kandelaber werden 8 Fuß hoch, jene an den Kreuzungspunkten der Wege und an den Eingängen 12 Fuß hoch aufgestellt.

Als einige Knaben an den Stadtparkteich kamen und begannen, einen der Störche teils durch Zurufe, teils durch Zusammenschlagen von Schulbüchern und das Zuwerfen von ungenießbaren Gegenständen zu necken. Der hochbeinige Philosoph ließ sich das einige Zeit ruhig gefallen, begann aber endlich zornig mit dem Schnabel zu klappern, und plötzlich schoss er auf einen der Knaben zu und hieb mit dem Schnabel derart auf ihn los, dass er ihm die Kappe vom Kopfe stieß. Ja, er verfolgte selbst noch den fliehenden Buben und hätte ihm gewiss noch einige Hiebe versetzt, wenn ihn nicht einige Herren mit ihren Stöcken zurückgetrieben hätten.

Im Apil 1862 wurde mit der Aufstellung des in der fürstlichen Salm'schen Eisengießerei in Blansko produzierten prachtvollen Pavillon begonnen. Er erregte bei der Londoner Weltausstellung enormes Aufsehen für den damals ein Preis von 18.000 Gulden verlangt wurde nun aber von der Kommune um nur 3.500 Gulden angekauft, um ihn auf den eigens zu diesem Zwecke aufgeführten Grundmauern neben dem Teich zu platzieren. Über den Anstrich des Guss eisernen Pavillon im römischen Stil und vom Architekten Stache ausgeführt, wurde der Beschluss gefasst, dass derselbe durchaus grün bronziert und einzelne Teile, wie Säulen, Knäufe usw. mit Goldbronze überzogen werde. Der Boden sollte dem Stil entsprechend aus Mosaik bestehen.

Dieses markante Schmuckstück des Stadtparks, das den berühmten Maler Alt inspirierte und in einem zauberhaften Aquarell festhielt, wurde nach dem Zweiten Weltkrieg von verständnislosen, einfältigen Menschen ganz einfach abgetragen.

Blumen
Kursalon

Großer Geldaufwand#

Der Stadtpark kostete die Gemeinde im Jahr 1862 die Summe von 62.151 Gulden. Zelinkas Stadtpark, egal welches Thema bezüglich dieses Objekts, sorgte für hitzige Debatten. So auch im Jänner 1864 als es sich um die Errichtung des Kursalons handelte. Erst nach 21 Uhr 30 gelangte man zu einer Beschlussfassung. Arch. Garbens Plan wurde schließlich angenommen. Die Baukosten von 310.000 Gulden durften keinesfalls überschritten werden. Über die Bezüge Garbens wurde ebenfalls referiert. 1.500 Gulden für den Plan und 8000 Gulden für die Durchführung des Baues erschien den Gegner wie immer zu hoch. Man einigte sich 500 Gulden für den Plan und 4000 Gulden für den Bau.

Pech hatte man mit der Auswahl des Terrains auf dem der Kursalon errichtet werden sollte. Die Bodenverhältnisse erforderten, bedingt durch den nahen Wienfluss, eine unvorhergesehene Tiefe der Grundmauern die ein Mehrerfordernis von zirka 20.000 Gulden brachte. Dabei kamen die Kosten für die Ausschmückung des Kursalons noch dazu. Später sollte noch eine Terrasse hinzukommen. Für heftige Diskussionen im Gemeinderat sorgte das Gitter mit dem einige Abgeordnete den Stadtpark versehen wollten. Die Kosten von 39.000 Gulden dürfte so manchen davon abgeschreckt haben.

Die Ost-Deutsche Post meinte u.a......“aber Friede sei mit der Umfriedung. Hinein, heraus muss man in unsern sagenhaft schönen Stadtpark zu jeder Zeit können. Lasst das Paradies offen, so lange darin nicht gesündigt worden. Gott hat's mit den ersten Stadtpark der Welt ebenso gemacht und sein Plan war gewiss ebenso gut wie der Sellenys. Also nur kein Gitter.“

QUELLE: Morgen Post, 1864, 1865, Sonn- und Montags Zeitung 1868, ANNO Östereichische Nationalbibliothek, Bildmaterial I. Ch. Graupp


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