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TRIEST#

Triest
Schloss Miramar

Während die stolze Venetia, einst die „Königin des Meeres“ im Niedergang begriffen ist, floriert die „Perle an der Adria“, das schöne, imposante Triest, als Handelsimperium ersten Ranges. Was Hamburg als Hafenstadt dem nördlichen Deutschland gilt, das gilt das einstige Tergeste dem Süden Österreichs. Aber nicht leicht eine Stadt hat nebst ihrem Hafen eine so günstige Lage als speziell Triest. Die Wege von Triest aus nach den Verkehrszentren entsprechen durch Kürze und Billigkeit, und der Wasserweg hat mit jenem der Schienen die beste Verbindung. Demzufolge ist es erklärlich, dass in der Gegenwart das an der äußersten Spitze der Adria prächtigst gelegene Triest das gesunkene Venedig und die berühmten Hafenstädte Marseille und Genua schon erreicht hat. Der Handel blüht und der Wohlstand gibt sich kund, der zumeist durch die herrlichen und schönen Neubauten zur Geltung gebracht wird. Triest ist eine schöne und sehenswerte Stadt. Kein Binnenländer, der es vermag, soll es verabsäumen, diesem großen Seehandelsplatz, dessen kommerzielle Bedeutung von großer Tragweite ist, einen Besuch abzustatten. So elegant die mit Palästen und Prachtbauten – es sei beispielsweise das Tergesseum erwähnt erwähnt – reich bedachte Neustadt ist, so echt proletarisch erscheint die sich gegen das Kastell hinauf ziehende Altstadt mit den unansehnlichen Häuserbauten, in denen viel anrüchiges Volk seine Wohnstätten aufgeschlagen hat. Vom Hochplateau der Zitadelle hat man den besten Überblick auf die terrassenförmig gelegene Stadt und auf das ewige, in den prächtigsten Farbtönen, vom tiefsten Blau bis in das hellste Grün schimmernde Meer. Unter dem Kastell liegt die alte Kathedrale von St. Just, eine uralte byzantinische Kuppelkirche von keiner besonderen Wesenheit. Sehr schön ist die Jesuitenkirche, die man am Weg von der Alt- in die Neustadt passiert und welche wundervolle Fresken dem Auge des Beschauers darbietet. Das lebhafte Treiben und Menschengewoge findet man am Hafen. Hier ist der Hauptsitz jedweden Verkehrs, hier hastet und pulsiert ein Leben, wie es nur dem Südländer eigen ist. Das ist ein Schreien und Lärmen, dass man taub werden möchte. Und was geben die Schiffe zu schauen? Ein Wald von Mastbäumen taucht aus dem Meer empor. Schiffe aus aller Herren Ländern mit Flaggen aller Farben liegen an den Molos. Die großen dreimastigen Dampfschiffe „Baranica“, nach Brasilien Abgangs bereit, dann Luzifer und Aurora, wovon eines nach Honkong gehen sollte, bieten in ihren kolossalen Innenräumen genug des Sehenswerten. Am Molo S. Carlo hat für jeden Fremden der Fischmarkt seinen eigenen Reiz. So wie in Venedig finden sich hier alle Seefische von Tonino und Brazino bis hinab zu den Sardonis bis zum Verkauf dargeboten. Dass Austern nicht fehlen, bedarf wohl keiner Erwähnung. Von hohem Interesse ist ein Spaziergang zum Arsenal des österreichisch-ungarischen Lloyd, wo man den Bau eines Schiffes vom Anfang bis zur Vollendung studieren kann. Ein Freund von mir, der als Oberingenieur dort bedienstet ist, begleitete mich als Explicator und Zicerone durch alle Räume des grandiosen, technischen Etablissements und fuhr schließlich mit seinem Dienstdampfer mit mir zurück in den Molo S. Carlo, wo wir Beide ausstiegen und im Café Delorm unseren kleinen Schwarzen einnahmen. Die größte Abendpromenade der Triestiner bildet der Corso, der sich vom Municipium bis zur Piazza della Legna hindehn. Menschen aller Nationen wogen auf und nieder, reizende Mädchen- und Frauengestalten ersieht das Auge, und Laute aller Sprachen dringen an das Ohr, Vornehmlich ist es die italienische Sprache, die man vernimmt und deren man sich in Triest ausnahmslos bedient.

Im Gasthaus, in dem ich eingekehrt und gut aufgehoben war, hörte ich in der Restauration mitunter einige Gäste deutsch reden. Von den Spaziergängen ist jener den Acquedotte entlang nach Boschetto und von dort zur Restauration „Jäger“ zumeist empfehlenswert. Da ist die Aussicht bezaubernd schön, und der Blick auf die prächtige Stadt und den Schiff reichen Hafen mit dem kolossalen Leuchtturm bleibt jedem unvergesslich, Der Glanzpunkt der Ausflüge in der Umgebung von Triest bleibt aber immer das auf einer vorstehenden Landzunge bei Grignano erbaute Zauberschloss „Miramar“, das einstige Eldorado des unglücklichen mexikanischen Kaisers Maximilian. Jeder, der nach Triest kommt versäume es ja nicht, diesen Feenpalast zu besuchen. Vom Börsenplatz aus fährt man mit der Tramway bis hinaus nach San Bortolo und geht dann auf einer herrlichen Straße längs der Meeresküste in einer halben Stunde nach Miramar. Im normannischen Stil erhebt sich aus dem Meer der Prachtbau, in dem der schwer geprüfte Held von Queretaro mit seiner hochherzigen Gemahlin bis zum Jahr 1864 die schönsten Stunden seines Glückes verlebte, Treten wir ein ins Schloss! Ein im Schloss Bediensteter mit glatt rasiertem Gesicht nimmt uns im Empfang und geleitet uns unter monotonen Erklärungen durch die Räume voll Pracht und Herrlichkeit. Im ersten Stock befinden sich die fürstlichen Gemächer, das Bibliothekszimmer und das Arbeitskabinett des Kaisers Max. Im zweiten Stock ist der große Thronsaal mit herrlichen Wandgemälden, ein kleines Buon retiro der Kaiserin und ein Gemach mit dem Schreibtisch der unglücklichen Königin Frankreichs Maria Antoinette. Im, Erdgeschoss des Schlosses hat man außer dem Salon, der auf die Terrasse, die man das Belvedere von Miramar nennt, führt, den gewöhnlichen Speisesaal, die Hauskapelle und das höchst primitive Schlafzimmer des einstigen Besitzers. Was aber das Schönste ist und was man am liebsten beschaut, ist der Park. R entfaltet tropische Schönheiten ist voll Pinien, Lorbeer- und Myrthenbäumen, es gedeihen Alven und Magnolien, Zitronenwäldchen spenden ihren Duft und funkelnde Fontänen umplätschern diese liebliche Gartenidylle. Bei einer solchen berauschenden Naturpracht lassen sich die Verse des Kaiser Max, die er einst dichtete, wohl am besten erklären. Sie lauten:

Maximilian
Gedicht

QUELLE: Dillingers Reise Zeitung, 10. Dezember 1890, S 1 und 2, Rudolf Waizer, ANNO Österreichische Nationalbibliothek, Bild: I.Ch. Graupp

Hinweis: Triest (AEIOU)

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