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DIGITALES ÖSTERREICH
CIO DES BUNDES (Essay) #

Die Geburt der Informatik an der TU Graz
(30 Jahre Informatik in Graz)

Reinhard Posch

Mit der Einrichtung der technischen Mathematik und des damit verbundenen Studienzweiges. Informationsverarbeitung. wurde die Informatik in Graz gesät. Viele Jahre später wurde sie dann durch die Einrichtung der Professur Hermann Maurer veredelt und bringt nun seit 30 Jahren reiche Frucht der Anerkennung im In- und Ausland. Die nachfolgenden Absätze konzentrieren sich auf die embryonale Phase der Informatik, die nicht nur in Graz eine Metamorphose von der Hilfswissenschaft, vom technischen Rechnen in Physik, Astronomie, Bauwirtschaft bis hin zum Rechnungswesen der Wirtschaft weiter zu dem durchgemacht hat, was Informatik heute bedeutet: Ein eigenständiger Wissenschaftszweig mit breitester Anwendung und unterschiedlichen theoretischen Hintergründen.

Helmut Florian

Die zentrale Person in der präembryonalen Phase war Prof. Helmut Florian, dessen Hauptverdienst das Erkennen der Trends und das Auge für die Zukunft in nahezu allen Bereichen der Informatik war. Der vorliegende Text ist auch Herrn Kollegen Florian gewidmet, der seine Verbindungen zum Land Steiermark eingesetzt hat um der Region für Jahre später eine Basis zu legen, die Innovationskraft, die in der Steiermark und im Raum Graz vorhanden ist, zum Wohle der neuen Technologien nutzbar zu machen. Helmut Florian war selbst zwar eher der Numerischen Mathematik zugetan und hat sich in seiner späteren Phase quasi nach vollbrachter Geburt auch wieder auf diese zurückgezogen, doch hat er auch die Notwendigkeit der abstrakteren Denkweise und der formaleren Informatik erkannt und durch seine Entscheidungen diesen Mix zwischen Praxis und Theorie gefördert, der heute mit die Stärken der Informatik in Graz als multi- und interdisziplinärer Ansatz ausmacht und um den uns die singulärer ausgerichteten Standorte, die meist entweder die Theorie allein oder nur die Praxis betont hatten, mittlerweile beneiden und in vielen Fällen diese in Graz vorweg genommene Entwicklung nachvollziehen.
Retrospektiv ergeben sich oft Begründungen und Betrachtungsweisen, die zur Erklärung herangezogen werden. Graz hat jedenfalls von der Tatsache der bunten Mischung an Kompetenzen und von der frühen Orientierung gemeinsam mit der öffentlichen Verwaltung und der privaten Wirtschaft profitiert. Die fachübergreifende Kommunikation hat sich dabei nicht auf die nächtlichen Tarockrunden, die durch das morgendliche Erscheinen der Institutsreinigungskraft abrupt hinweggefegt wurden und ernüchternd in den ordentlichen Lauf des Tages übergingen, beschränkt.

Herbert Raimann
Wie in allen Situationen ist das Umfeld eine ausschlaggebende Komponente. Der steirischen Politik und der realen Umsetzung des politischen Willens durch die Errichtung eines seiner Art nach damals einzigartigen Kompetenzzentrums, des Rechenzentrums Graz, kam dabei eine besondere Rolle zu.

Gerhard Roth
Das Rechenzentrum Graz und die unterschiedlichsten Formen seiner Weiterführung waren über lange Strecken durch eine Person geprägt, die durch seineOffenheit gegenüber Wirtschaft und Verwaltung, aber vor allem durch seine emotionelle Nähe zur Wissenschaft und Forschung Besonders für die Informatik in Graz durch Zulassen, Bereitstellen und Ermöglichen getan hat. Immer wieder hat Herbert Raimann Entwicklungen erkannt und in deren Frühstadien gefördert. Telekommunikation mit einfachsten Terminals und Telekooperation durch die Hochschul-Disk sind als Ansatz der Vernetzung genauso zu erwähnen wie der im Untergrund und konspirativem Wissen begonnene Ansatz von Multimedia. Als Beispiel dafür sei der erste auf einer Univac 490 betriebene und in Hard- und Software durch das Rechenzentrum integrierte Plotter genannt. Das Gespür für den Wind der Zukunft hat in Graz immer bestanden.

Günther Haring
Dieser visionären Ader stand der Realismus des Betriebes in der Person eines Gerhard Roth gegenüber, der wohl auch in seinen Fähigkeiten erkannt wurde und trotz seiner eigenwilligen Führungsstruktur mit Herbert Raimann eine fördernde Person fand, die ihm einen Rahmen für spätere Entwicklungen in anderen Bereichen gegeben hat ein Zeugnis für eine geistig und weit über das enge Betätigungsfeld hinaus gehende Haltung der Toleranz und der Förderung von Talenten. Gerhard Roth sollte hier aber auch wegen der gegenläufigen Parallelen Erwähnung finden. Als Mensch, der seine Erfüllung in der Literatur durch die Realität der alltäglichen EDV ergänzt hatte, spannt er einen Bogen zu Hermann Maurer, der seine Erfüllung in der Wissenschaft um die Informationstechnologie herum mit phantastischen Ausflügen in literarische Betätigung seiner zweite Seele in der Brust Luft gemacht hat und macht.

In der Entwicklungsphase der Informatik in Graz wurden viele Teilgebiete der heutigen Informatikwelt zu einem Zeitpunkt, wo sich die professionellen Gesellschaften wie ACM und IEEE um die Einteilung des neuen Faches bemühten, konkret wahrgenommen. Günther Haring, später Professor und Dekan an der Universität Wien, hat sich vor allem um Softwareentwicklung aber auch um Performance Analyse und Messung gekümmert. Er hat das Gewirr im Programmcode, das damals noch real durch das Wirrwarr der Drähte zwischen Speicher, Register und CPU die Kontrolle sicherstellte, zu ordnen versucht. Mit Günther Haring, der später auch in IFIP sehr aktiv tätig war, wurden auch die ersten Schritte vom Heimatbereich Mathematik des damaligen Institutes für Angewandte Mathematik, dem später Informations-verarbeitung hinzugegeben wurde, in die damals aus der Grazer Sicht noch unsicheren Bereiche der Informatik bei internationalen Kongressen gegangen.

Rainer Mikolasch
Von den Studierenden als extrem fordernder Lehrer hat Rainer Mikolasch die Mannschaft durch den Bereich der kommerziellen EDV und der frühen Formen der Business-Prozesse ergänzt. Bis tief in die Nacht hatten die Studierenden die Realität der IT-Softwarebranche mit ihm miterlebt und sind selbst in diese mit heute unvorstellbaren Mitteln wie Lochkarte und im Falle höchster Ansprüche Magnetbänder eingetaucht. Eine heute bereits unvorstellbare Welt des Arbeitens mit minimalen Ressourcen.

Fritz Königshofer
Fritz Königshofer, der später bei wissenschaftlichen Berechnungen der Wettervorhersage und daraufhin bei der Weltbank Informatikkarriere macht, hat zwar die Geburtsstunde der Informatik nicht mehr in Graz erlebt, doch ist er als Systematiker und die Gedankenwelt der Betriebssysteme Lehrender als eine zentrale Figur der Informatik in Graz zu benennen, da diese techniknahe Betrachtungsweise eine zentrale Voraussetzung für die viel später als Spezialität der Informatik in Graz bekannte Telematik war. Mit dem Brückenschlag zwischen solider Theorie und systematischer Umsetzung auf Betriebssystemebene ist der Grundgedanke des tieferen Verstehens und der bereichsübergreifenden Tätigkeit gelegt . ein Brückenschlag, welcher auch die Telematik in Graz bekannt gemacht hat.

Rudolf Heersink
Wenn man die Wurzeln der Informatik in Graz betrachtet, muss man die Bereiche der Numerik mit einschließen. Diese wurden nicht nur von Prof. Florian vertreten, sondern auch von Rudolf Heersink. Zusammen ergab dies einen ersten Ansatz von angewandten Algorithmen, der auch in vielen anderen Universitäten zu diesem Zeitpunkt verfolgt wurde. Daher sollte an dieser Stelle auch die Kooperation mit Prof. Rudolf Albrecht der Karl Franzens Universität nicht unerwähnt bleiben.
Die EDV-Unterstützung von Ingenieurberechnungen war das Hauptthema der ersten Phase der Informatik in Graz und an den meisten Universitäten zu dieser Zeit. Als solches war es neben der .Business-EDV. eines der beiden Standbeine, die die immensen Investitionen in Rechner und Betrieb gerechtfertigt haben.

Johann Theurl
Johann Theurl war vor seiner Karriere als Vizerektor Infrastruktur im Umfeld Informatik tätig. Sehr früh schon hat er sich als einer der ersten mit Zukunftsthemen von Supercomputing bis zu den modernen Netzwerken beschäftigt. Mit dem Loslösen der IT der Universität vom Rechenzentrum hat Johann Theurl wesentlich zur Eigenständigkeit der universitären IT-Infrastruktur und Unterstützung beigetragen.

Reinhard Posch
Johann Theurl ist in weiterer Folge der Infrastruktur treu geblieben und hat damit essentiell und als visionärer Einzelkämpfer die Idee, dass Bereitstellung von moderner Infrastruktur ein wesentlicher Enabler für regionale Entwicklung darstellt, voran getrieben. Als Vorreiter zukunftweisender Entwicklungen, wie der Netzwerkinfrastruktur und dem Shift von Großrechnern zu Arbeitsplatzrechnern, mit allen Auswirkungen auf die Systeme hat er nicht nur den Weg für die interdisziplinären Anwendungen der EDV und damit auch den Ansatz .Telematik in Graz. geebnet, sondern auch einen wesentlichen Beitrag zur regionalen Struktur geleistet.

Ich selbst hatte die Gelegenheit, in diesen ersten Phasen der Informatik in Graz die von Fritz Königshofer begonnenen Arbeitsbereiche weiter zu betreuen und mit dem Blick zur Integration von Hardware- und Softwareansätzen mit dem Blickwinkel Telekommunikation mitzuarbeiten.

Hermann Maurer

Als es dann mit der Berufung von Hermann Maurer zur Konkretisierung der Geburt der Informatik in Graz kam, war es eine klar vorgezeichnete Entscheidung gemeinsam mit Günther Haring den Schritt in die neue Richtung, die sich aus dem Rückblick als nahezu selbstverständlich darstellt, zu tun.


Dieser Schritt hat sich mit den neuen Dimensionen, die sich auftaten, von Beginn an als richtig erwiesen. Die aus der Beobachtung der Vergangenheit vorhandenen anfänglichen Bedenken, es könnte damit ein enger theoretischer Ansatz gezeichnet werden, haben sich rasch durch die Realität der breiten Entwicklung der Informatik in Graz zerstreut.

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Die embryonalen Ansätze der Informatik haben sich mit der neuen Führung und den nahezu täglichen neuen Ideen sehr rasch konkretisiert und entwickelt.


Was anfänglich wie eine Reproduktion von Bekanntem begann und an vielen anderen Universitäten ebenfalls vorhanden war und teilweise bereits deutlich weiter fortgeschritten war, hat sich bald als fruchtbarer Boden für unkonventionelle und innovative Ansätze fachübergreifender IT und Anwendung herausgestellt. Diese Ansätze, die sich insgesamt durch den Grazer Begriff der Telematik umschreiben lassen habe sich am internationalen Wissenschaftsbazar rasch einen Namen verschafft. Einen Namen der als Innovation und Informatik in Graz eine Handschrift trägt. IIG.

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Siehe dazu auch: MUCH ("Museum Unseres Computer Hinterhofs").#