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Notiz 082: Puch ist mein Club#

von Martin Krusche

Ich bin, ganz landesüblich, Anfang der 1960er Jahre vom Kinderwagen auf einen Dreiradler umgestiegen und von da auf einen Tretroller. In diese Phase fallen Ausfahrten auf der Lohner Sissy meines Vaters. Na klar, nur als Copilot. Dazu hatte er ein T-Stück anfertigen und vor den Tank schrauben lassen, damit ich genügend Halt fand.

Die 1970er, Teenager-Tage: Comic-Zeichner Chris Scheuer hat mich hier nach einer alten Fotografie gezeichnet, wie ich auf einer M 50 cross den Bach runtergeh. Die graue Arbeitsjacke stammte aus dem Baumarkt, den Aufnäher mit dem Puch-Logo hatte ich mit einiger Mühe angebracht.
Die 1970er, Teenager-Tage: Comic-Zeichner Chris Scheuer hat mich hier nach einer alten Fotografie gezeichnet, wie ich auf einer M 50 cross den Bach runtergeh. Die graue Arbeitsjacke stammte aus dem Baumarkt, den Aufnäher mit dem Puch-Logo hatte ich mit einiger Mühe angebracht.

Radelfahren? Auf Puch, versteht sich. Dann das erste Moped, eine DS 50. Wir sagten damals: blaue Zweisitzer. Das war Anfang der 1970er für einen Teenager eher peinlich. Bald reichte mein Geld für eine gebrauchte M 50 racing. Die Rote. Was für eine Erleichterung!

Das fühlte sich schon nach Motorrad an. Und in der Freizeit ein paar Ausritte ins Gehackte. Die gelbe M 50 cross machte sich gut im Gelände. Derweil konnte man auf dem Land für wenig Geld an alte Motorräder kommen, die bei Bauern in den Schuppen dämmerten. Das wurde für mich eine 175er Puch. Räudig, laut, illegal.

Mein Vater hatte seine Lohner Sissy adaptieren lassen, damit ich ausreichend Halt fand. (Foto: Archiv Krusche)
Mein Vater hatte seine Lohner Sissy adaptieren lassen, damit ich ausreichend Halt fand. (Foto: Archiv Krusche)

Keine Nummerntafeln, kein Führerschein. Sowas haben Dorfgendarmen damals mit ein bis zwei Ohrfeigen geahndet. Nicht ganz amtlich, aber damit war die Sache meist erledigt, solange man keinen Schaden verursacht hatte.

Beim Militär bekam ich die volle Dröhnung in Sachen Steyr-Daimler-Puch AG. Unser Sturmgewehr 58 (StG 58) war eine belgische Konstruktion, von der SDPAG in Lizenz gefertigt. Ich wurde erst einmal als Funker auf einen Haflinger gepackt. Dann als Artilleriebeobachter in einen Saurer Schützenpanzer (von Steyr in Lizenz gebaut).

Zweite Batterie. Raketenwerfer. Hackher-Kaserne in Gratkorn. Litt ich zuerst im Hafi dauernd Platzmangel, so war es im Radiergummi zwar komfortabler, aber beim Fahren nervten die scheppernden Stahltüren auf der Oberseite.

Ein Konflikt mit dem Spieß machte aus mir einen „Leichenwagenbremser“ am Raketenwerfer. Das war der Stress-Job, den Werferkomplex nach dem Schwenken und Ausrichten flott zu fixieren. Wer das nicht gut erledigte, brachte die ganze Mannschaft in Schwierigkeiten.

Wurde kaum wo dokumentiert: Raketenwerfer auf einem Steyr 680. (Foto: Archiv Krusche)
Wurde kaum wo dokumentiert: Raketenwerfer auf einem Steyr 680. (Foto: Archiv Krusche)

Da der Richtkanonier unserer Besatzung nicht sehr hell gewesen ist und das mit den übermittelten Koordinaten öfter versemmelte, krachte es am TÜPL Allentsteig an der falschen Stelle. Ich wurde daher zum „Einser“ befördert. Da hockte ich aber unterwegs immer noch auf der offenen Ladefläche des Steyr 680, weil der Spieß drauf geachtet hatte, mich nicht auf einen der wenigen Doppelkabiner zu setzen. Vor einigen Jahren machte ich mit einem Freund auf seinem 680er eine Balkan-Reise. Da wurde mir klar, daß diese Fuhre in der Kabine unerträglich laut ist, man möchte doch lieber hinten im Freien sitzen.

In den 1970ern sammelte ich Motorsporterfahrungen, auch wenn das offiziell nichts galt. Wir nannten das Autocrash und tingelten während der Saison mit unseren Krawall-Semmeln von Rennstrecke zu Rennstrecke. Puch-Schammerl. Crash-Club Kalsdorf. Clubfarbe Grün.

Bei meinem etwas mäßigen Talent erhielt ich den Rat, meinen Sponsor auf die Bodenplatte zu pinseln. Dort wäre viel Platz und das Publikum bekäme ihn oft genug zu sehen. Mein erstens amtliches Straßenauto war dann auch ein Steyr-Puch 500. Quietschgelb, mattschwarze Deckel. Wie ein pummeliges Jagdflugzeug.

Mein amtliches Straßen-Pucherl in Gelb und Mattschwarz vor der hellblauen Ersatzteilquelle. (Foto: Archiv Krusche)
Mein amtliches Straßen-Pucherl in Gelb und Mattschwarz vor der hellblauen Ersatzteilquelle. (Foto: Archiv Krusche)

Auf meinen verschiedenen Lebenswegen kamen noch zwei Puch-Roller vor, der 150er und der kleine 125er, der sogar mit E-Starter. Für einige Zeit in Graz hab ich mir ein altes Puch Maxi besorgt und erinnere mich, daß meist einmal tanken pro Woche reichte. (Ich denk, das hat zwölf Schilling gekostet. Sehr preiswert!)

Durch meine Arbeitskontakte mit erfahrenen Leuten, die in den Puchwerken ihr Brot verdient hatten, lernte ich schließlich auch Pinzgauer und Puch G in Bewegung kennen, durfte damit sogar auf den Schöckl. Ich hatte Altmeister Fredi Thaler als meinen ersten Instruktor im schweren Gelände und denke noch heute verblüfft daran, was diese Autos können.

Der 6x6-Pinzi in schwierigem Gelände ist das Atemberaubendste, was ich je erlebt hab. Unfaßbar, welche Passagen mit dieser Karre zu schaffen sind. Was aber den Konzern-Nachfolger angeht: bei Magna Steyr, hatte ich das Privileg, ein Unikat zu fahren, den ersten MAGNA Mila. Ein rasanter Monoposto, von dem die meisten Leute nur das 1:1 Standmodell kennen.

Drum zähle ich zum exklusiven Club derer, die einen Mila-Pin erhalten haben. Wie Sie auch in diesem Heft schon sehen können („Krusches Sammelsurium“), was Modellautos und andere Sammelgebiete angeht, ist Puch bei mir recht prominent vertreten. Man könnte sagen, daß ich ein bißl ein Fan bin. Naja, meine Erinnerungen bescheren mir manchmal Augenblicke, da beneide ich mich selbst.


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