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Notiz 020: Fuchzgerl, Reixn und Mopettn#

von Martin Krusche

Was Puch-Fans außerhalb von Österreich und die Puch-Dinge angeht: sind etliche der Begriffe aus unserer Umgangssprache hinreichend bekannt? Der Steyr-Puch 500 taucht häufig als Puch-Schammerl auf, wobei Schammerl von Schemel kommt. Das hat sich ja vielleicht schon herumgesprochen.

Die unverwüstliche Stangl-Puch, der Maurer-Bock, das Postler-Moped. (Foto: Martin Krusche)
Die unverwüstliche Stangl-Puch, der Maurer-Bock, das Postler-Moped. (Foto: Martin Krusche)

Den Goarn oder Gari wird man eventuell in Bayern als Karren erkennen. Der Kübel erklärt sich selbst. Der Schinder wäre als Begriff für Auto schon sehr regional. Denke ich darüber nach, erscheinen mir die meisten umgangssprachlichen Begriffe mit einem Hauch von Abwertung versehen, durch Augenzwinkern wieder aufgewertet. (Komischer Dreh!)

Junge Leute werden andere Begriffe haben. Was Puch betrifft, nehme ich an, daß sich der Nachwuchs eben erst formiert. Bei dem Thema decken derzeit 1950er-Jahrgänge wie ich große Felder ab und die alten Herrschaften stehen uns als Ratgeber zur Seite.

Wir wuchsen mit Fahrrädern auf, von denen wir auf Mopeds umstiegen. Die Mopedwelt hatte in der Puch MS 50 einen ersten einheimischen Superstar. Deren zarter Halbschalenrahmen wurde oft mit einem Gestänge assoziiert, was sich von Stangen herleitet, weshalb der Maurer-Bock auch Stangl-Puch genannt wird. Bock? Eine Bezeichnung für Mopeds und Motorräder. Also das Mopperl eines Maurer ist ein Maurer-Bock, es kam aber auch als Postler-Moped vor.

Mit meinem Vater auf einer Lohner Sissy. (Foto: Martin Krusche)
Mit meinem Vater auf einer Lohner Sissy. (Foto: Martin Krusche)

Mit Bock konnte aber auch der Reifen gemeint sein. Wurde zum Beispiel eine Puch MC 50 auf Chopper hingetrimmt, bekam sie ein möglichst dicken Hinterreifen verpaßt: der fette Bock oder auch Hurf, was sich von Huf herleitet.

Die Generation vor mir nannten Motorroller und Mopperln (Mopeds oder Motorräder) übrigens Pupperlhutschn. Pupperl, Puppe, die Freundin. Hutschn ist die Schaukel. Um ein Mopperl, eine Mopettn, zum Beispiel Schlurfrakete zu nennen, mußte man schon im Zweiten Weltkrieg zur Welt gekommen sein.

Der Schlurf ist eine Haartracht mit auffallend langem Nackenhaar, von markanten Koteletten begleitet. Schlurf war überdies eine Bezeichnung für die seinerzeit verpönte Swing-Jugend, die im Kontrast zur Hitlerjugend stand. Daher also die Schlurfrakete als Fahrzeug der Schlurfe. Der Begriff wurde von meiner Generation aber nicht mehr gebraucht.

Und wer baut all die Fahrzeuge? Der Hackler. Das ist der Arbeiter. Hackeln nennen wir auch schöpfen, daher: der Schöpfer; hier aber nicht im Sinn von Kreator, Erschaffender, sondern eben von Hackler. Manchmal hört man bei uns auch noch Paraber, der parabern ging. In meiner Kindheit war das eher sehr abschätzig gemeint.

Aufstiegsfreudige Menschen gaben sich damals mitunter gerne herablassend und haben Arbeiter demonstrativ verachtet. Inzwischen kapieren manche Leute noch immer nicht, daß gute Facharbeiter erstens für die wirtschaftliche Zukunft Österreichs absolut unverzichtbar sind und zweitens verstandesmäßig so manche müden Magistrae und Doctores locker schnupfen.

Die Arbeit ist also eine Hackn, vielleicht ein ziemlicher Schöpf. Man geht in die Hackn, um zu hackeln oder zu schöpfen. Verliert man die Arbeit, ist man hackenstad. Stad meint still, stumm.

Eintopf mit 500 ccm: NSU Consul. (Foto: Archiv Martin Krusche)
Eintopf mit 500 ccm: NSU Consul. (Foto: Archiv Martin Krusche)

Viele Arbeiter gehen in die Bude, ein Ausdruck für die Fabrik. Dazu fällt mir die Budel ein, womit manchmal Mopeds oder Motorräder bezeichnet wurden. Die Budel ist ursprünglich der Ladentisch in einem Geschäft, wo seinerzeit zum Beispiel schlüpfrige Magazine „unter der Budel“ verkauft wurden. Das war der klassische Arbeitsplatz für Ladelschupfer, also jene Leute, die Laden auf- und zuschubsten; im Sinn wie etwa die Saftschubse, die Flugbegleiterin, mit Waren in Bewegung ist. Die Budel bezeichnet aber nicht bloß motorisierte Zweiräder, sondern auch das Schlagzeug, an dem der Zeugler seiner Band den Takt vorgibt.

Da ist also viel Spielraum bei den Begriffen. Und weil Puch nach dem Zweiten Weltkrieg auf Österreichs Mopedmarkt erdrückender Marktführer war, sind viele umgangssprachliche Bezeichnungen mit den Puch-Mopeds bei uns eingesickert.

Einige Beispiele dafür: Fuchzgerl (von Fünfzig, wegen der 50 ccm), Hefn (Häfen), Hitten (Hütte), Hobel, Kraxn (Kraxe = Tragkorb), Krochn (von Krach, steht auch für Pistole), Mopf, Mopperl, Moppetn, Reibn (Reibe), Raundl (von raunzen), Reixn (von Reixerl = Rassel), Scheam (von Scherbe = Topf), folglich auch der Topf, während die Schüssel, wie eingangs erwähnt, eher für Autos stand. Bei Motorrädern, wie meiner Horex Regina oder meiner NSU Conny, sprach man dagegen von einem Eintopf, was einen großvolumigen Einzylinder meinte.


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