Notiz 045: Volkskultur#
von Martin KruscheDas Land Steiermark hat eine eigene Abteilung für Volkskultur. Die schaltet Inserate, mit denen ein kurioses Hashtag transportiert wird: #traditionellmodern. Damit landet man unter anderem beim Patron der steirischen Volkskultur, Landeshauptmann Hermann Schützenhofer. Das führt einen auf Facebook im Augenblick etwa zum Statement: „#Traditionellmodern, das ist das Aufsteirern auch in diesem Jahr. Über 100.000 Menschen feiern gemeinsam das größte Volkskulturfest des Landes.“
Ich halte beide Termini für unscharf und daher problematisch, denn die Tradition und die Modernität sind sehr beliebte Containerbegriffe, welche andauernd ganz beliebig befüllt werden. Aber vielleicht sind Unschärfe plus Beliebigkeit wichtige Eigenschaften des Populären.
Das Foto der aktuellen Einschaltung im Magazin Weekend finde ich bemerkenswert. Diese beiden Autos als Medien von Steiermark-Assoziationen. Da stehen im Hintergrund ein Puch-Schammerl, bei dem ich auf den 650er von Peter Piffl-Percevic tippe, und ein Puch G. Daß es der Haflinger (noch) nicht zum vergleichbaren Assoziations-Potential geschafft hat, zu einem ähnlichen Symbolcharakter, dürfte daran liegen, daß er den Großteil seiner aktiven Zeit hauptsächlich als Behördenfahrzeug gedient hat.
Er wurde dann relativ bald von höheren Ansprüchen überflügelt. Ausgemusterte Exemplare landeten zwar da und dort im Privatleben, aber in meist unscheinbaren Existenzen. Nun ist das Puch-Schammerl als Marktfaktor nicht großartiger ausgefallen als der Haflinger und hatte eine überschaubare Produktionszeit. Aber er war von Anfang an im zivilen Alltag präsent und hatte vor allem einige spektakuläre Motorsport-Erfolge.
Der G-Wagen, dessen 40 Jahr-Jubiläum wir heuer feiern, ist da eine ganz andere Kategorie. Freilich kann man heute noch darüber staunen, daß sich ein kantiges Nutzfahrzeug auch als Privat-PKW so breit etabliert hat.
Da beide Fahrzeuge in Graz entwickelt und gebaut wurden, der G bis heute da produziert wird, ist begreiflich, daß diese Autos als „steirisch“ gedacht werden. (Das schmälert nicht den hier italienischen und da deutschen Anteil.)
Hätte die Landesabteilung dabei auch noch das Thema Volkskultur in der technischen Welt unterstrichen, wäre die Sache um einiges runder. Darauf muß vermutlich noch gewartet werden. Der Slogan „Über Generationen eine Klasse für sich“ hält allerdings jeder Überprüfung stand.