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Auch ohne Mond ließe es sich auf der Erde leben#

Wozu brauchen wir den Mond? Seine Bedeutung könnte geringer sein, als angenommen#


Von der Wiener Zeitung (Freitag, 12. August 2011) freundlicherweise zur Verfügung gestellt.

Von

Eva Stanzl


Jupiter ist wichtiger für die Stabilisierung der Rotationsachse. Chancen auf Leben auf anderen Planeten steigen.#

Erde und Mond
Entgegen früheren Theorien kreist die Erde stabil um die Sonne - auch ohne den Mond.
Foto: © mirpic - Fotolia

Wien. Ohne den Mond gäbe es kein Leben auf der Erde. Der Erdtrabant ist für die Stabilisierung der Rotationsachse des Planeten verantwortlich und somit für ein stabiles Klima. Seine Anziehungskraft, so die gängige These, verhindert, dass die Erde in ihrer Umlaufbahn hin- und herschwingt. Neue Computer-Simulationen deuten allerdings darauf hin, dass die Rolle des Mondes bisher eventuell überschätzt wurde. Wichtiger sei der Gasriese Jupiter, berichten Forscher im „Astrobiology Magazine” der US-Weltraumbehörde Nasa.

Bisher gingen Astronomen davon aus, dass sich die Erdneigung ohne die Anziehungskraft des Mondes im Laufe der Jahrmillionen drastisch verändern würde - von Null Grad, wenn die Sonne über dem Äquator steht, auf 85 Grad, wenn die Sonne über einem der Pole steht. Würde unser Planet auf seinem Weg um die Sonne zu weit ausschwingen, wären die Klimaschwankungen zu hoch, als dass sich komplexes Leben entwickeln könnte. Tropische Zonen würden im ewigen Eis erstarren, Polarregionen sich massiv erhitzen.

Da die Erde nur 100 Mal so groß ist wie der Mond, ist unser Trabant im Vergleich zu anderen riesig. Der Schluss, dass er stärker sein müsste als seine Genossen, daher für die Erdumlaufbahn wie ein Anker wirkt, liegt also nur nahe.

Den Forschern um Jason Barnes von der University of Idaho zufolge ist der stabilisierende Effekt unseres großen Mondes allerdings kleiner als bisher angenommen. Die anderen Planeten im Sonnensystem würden unseren mondlosen Globus nämlich ebenso stabilisieren. In erster Linie sorge der Gasriese Jupiter dafür, dass der Kreisel der Erde keine allzu große Schieflage bekommt und somit auch das Klima stabil bleibt.

„Da Jupiter der größte Planet ist, ist seine Anziehungskraft maßgeblich für alle Bewegungen im Sonnensystem”, so Barnes. Jupiter sei zu verdanken, dass die Erdachse im Verlauf von einer halben Milliarde Jahren um nicht mehr als zehn bis 20 Grad schwankt. Das führt zwar immer noch zu gravierenden Klimavariationen, sollte aber „die Entwicklung von intelligentem Leben nicht ausschließen.”

Leben auf drei Viertel der Planeten möglich#

Damit steigt nach Ansicht der Forscher auch die Chance für die Existenz von intelligentem Leben auf anderen Planeten. Wenn ein großer Mond für die Stabilisierung der Rotation eines erdähnlichen Planeten nötig wäre, würden nur etwa ein Prozent dieser Himmelskörper ein ausreichend stabiles Klima bieten. Die Ergebnisse der Simulationen ließen diesen Wert auf 75 Prozent ansteigen.

Um zu verstehen, ob wir den Mond brauchen oder nicht, seien weitere Forschungen nötig, so Barnes. Denn der Mond hat noch andere Einflüsse auf die Erde. Ob es ohne ihn Ebbe und Flut gäbe, ist fraglich. Etwas weniger Bewegung der Weltmeere würde aber die Aufnahme von mineralischen Nährstoffen, ein Baustein für das Leben im Ozean, verhindern, was ein Artensterben im Meer verursachen würde. Außerdem spendet der Mond in der Nacht Licht, ohne das es weniger Tier- und Pflanzenarten gäbe. Offenbar ist es also ein Glück, dass vor einigen Milliarden Jahren ein Himmelskörper mit der Erde kollidierte und dadurch der Mond entstand. Erst jüngst hatten Forscher sogar vermutet, dass die Erde einst zwei Monde gehabt haben könnte.

Wiener Zeitung, 12. August 2011


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