Wir freuen uns über jede Rückmeldung. Ihre Botschaft geht vollkommen anonym nur an das Administrator Team. Danke fürs Mitmachen, das zur Verbesserung des Systems oder der Inhalte beitragen kann. ACHTUNG: Wir können an Sie nur eine Antwort senden, wenn Sie ihre Mail Adresse mitschicken, die wir sonst nicht kennen!
unbekannter Gast

Zum Verständis der Position der Ukraine#

Eine österreichische Lösung für den Ukraine-Konflikt?

W. Ettmayer, Wiener Zeitung 27.1. 2022

Ein Land, das innenpolitisch geschlossen ist und in der Außenpolitik einen vernünftigen Kurs verfolgt, muss nicht unbedingt ein Spielball der Großmächte sein:

Seit 2014 herrscht Krieg im Osten der Ukraine. 14.000 Menschen sind dabei bereits ums Leben gekommen; mehrere 10.000, darunter auch viele Zivilisten, wurden verletzt. Worum geht es? Im Dezember 1991 ist die Sowjetunion zerfallen. Im Sinne der Lehre vom "Ende der Geschichte" ging es den USA darum, ihre Einflusssphäre weltweit auszudehnen. Dabei wurden die Regeln, die dem Kalten Krieg zugrunde lagen - Eindämmung, Abschreckung und Multilateralismus - über Bord geworfen. Die USA wählten eine offensive Vorgangsweise und waren bestrebt, überall dort, wo sie eine Möglichkeit sahen, mittels Regimewechsel USA-freundliche Systeme zu etablieren. Diese neue Haltung wirkte sich auch gegenüber Russland ganz entscheidend aus: Gab man sich während des Kalten Krieges mit der Abgrenzung der jeweiligen Einflusssphären zufrieden, so wollte man nunmehr den russischen Einfluss zurückdrängen.

Ein geteiltes Land mit schwierigem Neubeginn
Was nun die Ukraine betrifft, so war diese jahrhundertelang ein geteiltes Land, man könnte fast sagen: zwischen Ost und West hin- und hergerissen. Schon um das Jahr 1000 ein Zentrum der "Kiewer Rus", wurden nach dem Mongolensturm weite ukrainische Gebiete von der polnischen Krone regiert. Ausdruck dieser doppelten Orientierung nach Ost und West war die "Kirchenunion von Brest" (1596): Es wurde eine griechisch-katholische Kirche geschaffen, die den östlichen Ritus beibehielt, aber dem Papst in Rom unterstellt wurde. Als die Kosaken die polnische Herrschaft nicht mehr länger ertragen wollten, unterwarfen sie sich 1654 mit dem "Treueeid von Perejaslaw" dem russischen Zaren. Es war zum 300-jährigen Jubiläum dieses Ereignisses, dass Nikita Chruschtschow, damals Zentralsekretär der Kommunistischen Partei der Sowjetunion, 1954 die Halbinsel Krim der Ukraine "schenkte". In der Sowjetzeit musste die Ukraine immer wieder einen hohen Blutzoll leisten: während der Enteignung der Landwirtschaft in den 1930er Jahren; im Zweiten Weltkrieg; und selbst im Afghanistan-Krieg fielen 3.000 junge Ukrainer. Nach der Unabhängigkeit 1991 breitete sich in verschiedenen Kreisen der USA, was die Ukraine betraf, eine Goldgräberstimmung aus.