Bergfrauen#
Besucherinnen – Arbeiterinnen – Studentinnen#
Von
Lieselotte Jontes
Die Beziehungen von Bergbau und Frauen erscheint uns auf den ersten Blick befremdend, Frauen im Bergbau waren und sind ungewöhnlich oder bestenfalls Ausnahmen[1]. Bei meiner Arbeit in der Graphiksammlung der Montanuniversität Leoben ist mir ein Bild in die Hände gefallen, das einer der früheren Bearbeiter als „Bergfrauen“ bezeichnete. Dies war für mich der Anstoß, diesem Thema nachzugehen.
Bergbauheilige#
Die Schutzheiligen der Bergleute waren oft Frauen, ihre Rolle in dieser Thematik ist aber eher im Bereich der Symbolik anzusiedeln. Die heute populärste Heilige ist die heilige Barbara, eine der Vierzehn Nothelferinnen.Sie wurde zunächst von den Glockengießern als Schutzpatronin angerufen, später von den Artilleristen, die mit ihren Kanonen "künstlich" Blitz und Donner hervorrufen konnten. Mit der Einführung des Schießpulvers in den Bergwerken im 17. Jahrhundert gewann die heilige Barbara auch für die Bergleute an Bedeutung. Heute ist sie die wichtigste und weithin verbreitete Heilige der Knappen. Da die Heilige der Legende nach von einem Felsen geschützt wurde, der sich öffnete und sie verbarg, wählten die Bergleute sie zu ihrer Patronin, auch wird sie deswegen mit Blitz und Donner in Verbindung gebracht. Unter Tage wurden daher in vielen Bergwerken Schreine eingerichtet, in denen die heilige Barbara dargestellt ist.
Elisabeth war in den Alpenländern bereits früh als Schutzpatronin der Bergleute verehrt worden. sie war schon immer eine Sozialheilige, die auch von den Bergleuten angerufen wurde. So gibt es z.B. in Vordernberg in der Steiermark schon früh eine Elsbethen-Bruderschaft, also eine Vereinigung von Bergleuten unter dam Patrozinium der hl. Elisabeth. die heutige Laurenzikirche war einst der hl. Elisabeth geweiht.
Sankt Anna, Mutter Marias, wird allegorisch dem Mond zugeordnet, der für das Metall Silber steht, sie ist somit der Ursprung von Gold und Silber. Als Mutter Mariens und somit Großmutter Christi verkörpert sie den Ursprung der Heilsgeschichte. Die Verbindung der hl. Anna mit dem Bergbau geht auf die mittelalterliche Allegorienfreude zurück. Während Jesus als das Licht der Welt mit der Sonne und damit im übertragenen Sinne auch mit dem Rohstoff Gold in Verbindung gesetzt wurde, nahm man in der Marienepik für Maria den Mond und damit das Silber in Anspruch. Die hl. Anna ist somit nicht nur Mutter und Großmutter, sondern auch der Ursprung von Gold und Silber. Damit ergibt sich ihre Personifikation als Bergwerk. Verbreitet ist die Annendarstellung vor allem in Form der thronenden Anna Selbdritt. Diese Darstellungsform „zu dritt“, mit dem Christusknaben zwischen Maria und der hl. Anna, war in der Spätgotik besonders nördlich der Alpen weit verbreitet.
Aberglaube#
Mit der risikoreichen Arbeit unter Tage, wo man in der Dunkelheit die Unberechenbarkeit der Naturkräfte spüren konnte, gingen abergläubische Vorstellungen mit Phantasiegebilden unterschiedlichster Art einher. Der Glaube an übernatürliche, geisterhafte Mächte in den Gruben, die bei der Nichteinhaltung der selbst auferlegten Bergbauregeln ihre Entfaltung finden konnten, gehörte zum Bergbaualltag. Abergläubischen Vorstellungen und Phantasien bestimmten die schwere Arbeit untertage. Daher gibt es auch so viele Sagen zum Thema Bergbau, in denen übernatürliche Kräfte und Geister eine große Rolle spielen.
Der Bergbau stellte sich als reine Männersache dar. In Kultur und Brauchtum der Bergleute gab es für Frauen keinen Platz. Der Aberglaube besagte, dass Frauen im Bergwerk Unglück brächten, doch galt dasselbe auch für pfeifende und fluchende Männer. Erst mit dem Tragen des Bergkittels sollten Frauen „würdig“ werden, in ein Bergwerk einzufahren In den Besucherbergwerken konnten schon im 19. Jahrhundert Frauen in ein Bergwerk einfahren, sie mussten sich aber mit bergmännischer Kleidung versehen
Arbeiterinnen#
Bergbau war Männersache. Frauenarbeit geschah vor allem bei Hilfsarbeiten und in der Aufbereitung, neben dem Erzklauben waren Frauen meist bei der Erzwäsche eingesetzt. Schon bei Georgius Agricola finden sich Frauen bei der Arbeit im Bereich der Aufbereitung, wie bei der Arbeit am Waschtrog, beim Waschen der Golderze[3] oder an der Klaubtafel beim Sortieren der Erze.
Im weststeirischen Kohlebergbau wurden Frauen wurden vor allem für Hilfsarbeiten eingesetzt: Sie bedienten Förderwaggons, wurden für Instandhaltungsarbeiten eingesetzt, bedienten Separationseinrichtungen und transportierten ausgesonderte Materialien auf die Halden.
1882 waren in den Bergbauen der Monarchie 5933 Frauen eingesetzt, das sind 6,6%. Im Köflach-Voitsberger Revier waren 1875 1455 Arbeiter eingesetzt, davon 125 Frauen.
In der Steiermark setzte man Frauen nur übertage ein, von Kärnten weiß man, dass bis zu 200 Frauen unter Tage in Stollen und Strecken ihre Arbeit verrichteten[4].
Bei den Hilfsarbeiten über Tage wurden Frauen und auch Kinder eingesetzt, weil sie billigere Arbeitskräfte waren. Auch galt noch immer der Aberglaube, dass Frauen in der Grube Unglück brächten. Man führte aber auch ins Treffen, dass durch die Arbeit der Frauen unter Tage eine mögliche Demoralisation der Bergleute stattfinden könnte. Durch die Doppelbelastung der Frauen durch den Haushalt und den Beruf glaubte man auch, dass eine regelmäßige Arbeit der Frauen nicht möglich sei. Es wurde aber auch als Grund angeführt, dass die Arbeit in der Grube die physischen Kräfte einer Frau übersteige, die Bergarbeit könne außerdem auf die „Körperbeschaffenheit“ der Nachkommen einen ungünstigen Einfluss haben [5]. Schließlich sah man die Frauenarbeit im Bergbau auch als ein Zeichen des Niederganges und großer Not an. 1911 wurde zum Schutze der im Bergbau arbeitenden Frauen und Mädchen ein Gesetz erlassen, dass diese nicht zur Nachtzeit beschäftigt werden durften. Für die Frauen in der Bergbauen der Österreichisch-Alpinen Montangesellschaft gab es in den 40-er Jahren des 20. Jahrhunderts eine Dienstordnung, die besagte, dass „weibliche Arbeiter...nicht untertage, ferner bei der Förderung, mit Ausnahme der Aufbereitung..., dem Transport und der Verladung auch nicht übertage beschäftigt werden...“[6] dürften
Die schlechten wirtschaftlichen Verhältnisse zwangen die Frauen auch dazu, auf den Abraumhalden nach Kohle zu suchen, um für die Familie zusätzlich Geld zu erwirtschaften.
Im Leoben-Seegrabener Revier nannte man diese Frauen „Sturzweiber“. Die meist aus Knappenfamilien des Seegrabener Reviers stammenden Arbeiterinnen sammelten die von der Sortierung übriggebliebenen Kohlenreste auf. Diese Kohle war gut, aber unansehnlich. Die Arbeit dieser „Sturzweiber“ war gefährlich, bei jedem Wetter fanden sie sich an den Kohlehalden ein und warteten auf den „Sturz“. Kamen die Kohlenstücke den Sturz herunter, ging es mit dem Sammeln los. Die gesammelte Kohle wurde in Säcke von etwa 50 kg gepackt, auf einen Karren geladen und dann verkauft[7].
Zu einer typischen Frauenarbeit zählte auch das Tragen von Lasten auf dem Kopf oder in Säcken auf dem Rücken. Frauen trugen Kohle oder Erz ins Bereich der Verhüttung, die „Kerntragerweiber“ im Salzbergbau von Hallstatt bilden ein typisches Beispiel, deren Tätigkeit bis ins Jahr 1890 nachgewiesen werden konnte. Sie mussten das Kernsalz mehrmals täglich über einen Höhenunterschied von 520 Metern ins Tal tragen, die Lasten betrugen 30 bis 40 Kilogramm[8].
Gewerkinnen#
Neben den schwer arbeitenden Frauen sind uns auch solche bekannt, die am Bergbau beteiligt waren. Im weststeirischen Kohlenrevier waren dies u.a. Eleonore Schiller, Caroline Mitsch, Maria Geyer oder Ludovica Zang[9].
Eleonore Schiller war eine der ersten Bergbaubetreiberinnen im weststeirischen Kohlenrevier, die zusammen mit ihrem Mann Michael im späteren Kohlenbergbau Zangtal schürfte. Im Jahre 1860, als die Eisenbahnlinie Graz-Köflach eröffnet wurde, besaß Karoline Mitsch, die Ehefrau des Besitzers des Reviers, Heinrich Mitsch, große Grubenfelder in der Lankowitzer Mulde bei Piberstein[10]. Im 19. Jahrhundert trat Maria Geyer als Gewerkin hervor, die auch Fabriksbesitzerin in der Glasindustrie war
Ludovica Zang war die bestimmendste Gestalt im weststeirischen Kohlebergbau. Ihr Mann, Gewerke August Zang, Herausgeber der Zeitschrift „Die Presse“, hatte sich mit einem dalmatinischen Adelsfräulein vermählt, Ludovica von Kreglianovich. In der Zeit von 1870 bis 1904 prägten er und seine Familie die Geschichte des weststeirischen Kohlenreviers. Noch heute erinnern zwei Ortsbezeichnungen an sie, die Ortschaft Zangtal und die Ludovicagasse in Voitsberg. Gewerkin Zang war bei den Knappen auf Grund ihrer sehr sozialen Einstellung überaus beliebt. Sie war es, die den Wunsch äußerte, man möge der Landschaft um die Kohlengruben im Tregistgraben doch den Namen „Zangtal“ geben. Sie besaß nach dem Tod ihres Mannes im Jahre 1888 Kohlengruben in Tregist, war Fabrikantin in Köflach, selbständige Gewerkin und Verwaltungsratspräsidentin. An ihre Tätigkeit als selbständige Gewerkin und Fabrikantin erinnert u.a. eine Barbarafahne mit ihren Gesichtszügen.
Auch heute ist es noch immer nicht selbstverständlich, dass Frauen in Bergbauunternehmen tätig sind und dort erfolgreich wirken. Frauen und Technik sind noch immer eine seltene Kombination. Frauen und Bergbau sind noch exotischer. Aber es gibt Pionierinnen, die sich in diese Männerwelt hinein wagen Als Beispiel aus unserer Zeit sei Sylvia Holly genannt. Als Frau schaffte die Absolventin der Montanuniversität Leoben den Sprung in die Chefetage eines Bergbauunternehmens, nämlich in das Magnesitunternehmen RHI. In der Firma war sie immer Gleiche unter Gleichen, die Leistung war es, die zählte. Heute ist sie Fertigungsleiterin und verantwortlich für 80.000 Jahrestonnen Feuerfest-Produkte. Sie ist weltweit die zweite Frau, die es in diese Ebene geschafft hat, die andere ist eine Werksleiterin in China[11].
Besucherinnen im Bergwerk#
Ausnahmen bei der Tabuisierung der Frauen in Bergwerken stellten Besucherinnen dar. Schon 1681 fuhr die Gewerkensgattin Maria Elisabeth Stampfer in den Kupferbergbau ihres Mannes in Walchen bei Öblarn ein Maria Elisabeth Stampfer, geboren 1638 in Graz, war Ehefrau eines Bergwerksbesitzers in der Steiermark, die in ihrem „Hausbüchl“ ihr tägliches Leben beschrieb. Ihr Mann, Hans Adam Stampfer, war Radmeister in Vordernberg und Gewerke des Kupferbergwerkes in der Walchen bei Öblarn (Steiermark). Ihr war 1681 erlaubt worden, in den Kupferbergbau einzufahren. Sie schreibt dazu: „.-..bin auch selbst in den neuen Stollen eingefahren und hab lauter schönes gelbes Erz gesehen; hab mich hoch gefreut und Gott tausendmal Dank gesagt...“[12]
Erzherzog Johann zeigte seiner Braut Anna Plochl die Schatzkammern im Steirischen Erzberg. Ein vom Kammermaler Matthäus Loder gemaltes Aquarell zeigt den Erzherzog mit Anna im Armenseelenstollen am Steirischen Erzberg, der mit den verschiedensten Ausformungen der Eisenblüte geziert ist. Bemerkenswert an diesem Bild ist die Anlehnung der Kleider an die bergmännische Tracht, Anna trägt hier einen der Bergmannstracht nachempfundenen Umhang.[13]
Das „Fremdenbuch vom Röhrerbichel“ in Tirol[14] verzeichnet den Besuch von Carl Eugen und Friederike von Lamberg als Bergwerksbesucher im Jahre 1804. Der launige Eintrag dazu lautet: „Carl Eugen und Friedrike Fürst und Fürstin Lamberg sind den 21. Juni 1804 in die Jochberger Bergwerke eingefahren. Dieses bestettige ich eigenhändig und bedaure nur, daß die Damme, welche die Fürstin bey sich hatte, nemlich Antonia Gräfin von Nyss wegen zu vieller schon im Dienste der schönen Göttin ausgestandenen Strapazen nicht mehr Kraft und Muth zum Bergeinfahren hatte, wegen zu vieller Einfahren lassen getraue sie sich nicht selbst einfahren. Lamberg m.p.“
Die Salzbergwerke des Salzkammergutes und Berchtesgadens waren bereits im 19. Jahrhundert durch ihre leichte Zugänglichkeit Anziehungspunkte für Touristen. Ein Chronist des Jahres 1876 nennt als Grund das „schimmernde Farbenspiel des Steinsalzes bei der unterirdischen Wanderung“, die leichte Zugänglichkeit, die Einfahrt mit den Fahrkünsten, so dass allein in den Berchtesgadener Salzbergwerken jährlich 9000 bis 10.000 Besucher gezählt wurden.
Am Dürrnberg bei Hallein setzte im 18. Jahrhunderts bereits die Nachfrage nach Besuchen im Berg ein. Dazu brauchte man aber einen Erlaubnisschein, der vom Pfleger ausgestellt werden musste, da der Salzberg eine Schatzkammer der Salzburger Erzbischöfe darstellte. Auf dem steilen Knappenweg mussten die Besucher den Dürrnberg ersteigen, oft wurden die Gäste auch auf Schlitten bergwärts gezogen.
Die Besuche im Salzbergwerk wurden bald so beliebt, dass man kleine Erinnerungsbüchlein für Besucher auflegte, die bildlich die Stationen im Bergwerk darstellten. Eines dieser Werke war das Heft „Dürrenberg und seine Grubenfahrt“, das um 1847 erschien und in 6 Lithographien des Salzburger Künstlers Josef Rattensperger die Erlebnisse im Berg veranschaulichte. Auf einem dieser Blätter, der „Rollenabfahrt“, sehen wir die Besucher auf einer Rutsche in den Berg einfahren, dabei wird auch eine Frau in bergmännischer Kleidung gezeigt.
Vor der Einfahrt mussten sich die Besucher im Grubengebäude umkleiden, sie erhielten dort „Knappenkleidung nebst dem unaussprechlichen Leder; für solche, deren Körperlänge das Mittelmaß überschreitet, empfiehlt sich der derbe Filzhut“, berichtet Th. Trautwein 1876[15].
Der Genrekünstler Hanns Brunner gestaltete ebenfalls um 1847 eine Serie von sechs Lithographien[16], im Bild „Absteigplatz der letzten Rolle“ sieht man die Besucherin in bergmännischer Kleidung.
Das wohl bedeutendste Salzbergwerk Bayerns in Berchtesgaden zog viele Besucher an. Aus dem Jahre 1874 wird hier die Einfahrt in das Berchtesgadener Salzberg gezeigt, interessant sind die runden Hüte der „echten“ Bergleute und die doch sehr an die weiblichen Bekleidungsvorschriften des ausgehenden 19. Jh. angelehnten Bergkittel der Frauen[17].
Bergbaustudentinnen#
Gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurde an den österreichischen Universitäten für Frauen der Zugang zum Studium möglich. Die Frau stellte nun nicht mehr die „filia hospitali“ des Studentenliedes dar, sie war zur gleichrangigen Mitstudierenden geworden, zur Konkurrentin. In den technischen Wissenschaften wurden aber erst ab 1919 Frauen zum Studium zugelassen, erste Frau in den technischen Studien war eine Hörerin der Technischen Hochschule Wien, die dort Maschinenbau inskribierte. In den Matrikelbüchern und Katalogen der Montanistischen Hochschule Leoben lässt sich 1916/17 die erste außerordentliche Hörerin nachweisen, Friedrike Maria Veit, die allerdings nur ein Jahr inskribiert war. Es folgten weiter außerordentliche Hörerinnen, die meist nur kurz an der Hochschule blieben und nicht-technischen Fächer wie Literaturgeschichte oder Buchhaltung hörten.
Die erste Frau mit einem Studienabschluss war Elisabeth Latal, die Bergwesen studierte. Sie stammte aus Prijedor, einer Stadt in Bosnien, in deren Umgebung Bergbau betrieben wurde. Ihr Vater war städtischer Gärtner, sie kam also nicht aus dem Großbürgertum wie etwa die ersten Studentinnen an der Universität Wien. Latal hatte ein Stipendium der Stadt Prijedor, das ihr das Studium ermöglichte. Ihre Noten in den Katalogen sind ausgezeichnet, mit dem Abschluss des Studiums mit der zweiten Staatsprüfung im Jahre 1925 hatte sie das Recht zur Führung der Standesbezeichnung „Ingenieur“ erworben. Sie musste wie alle Studenten praktische Übungen absolvierten, sie musste als Frau also auch in die Grube einfahren. Auch musste sie bei der Abschlussarbeit der 2. Staatsprüfung einen praktischen Teil absolvieren. Den Kandidaten wurde bei der Staatsprüfung eine Aufgabe gestellt, deren Lösung etwa eine Woche in Anspruch nehmen sollte. Bei dieser praktischen Prüfung sollte dem Staatsprüfungskandidaten Gelegenheit gegeben werden, Theorie in die Praxis umzusetzen. Sicher hatte auch die Studentin Maria Latal untertage gearbeitet und praktiziert. Ihre Staatsprüfungsarbeit trug den Titel „Ausrichtung und Abbau eines Erzganges von 2,5 Metern Mächtigkeit südlichem Einfallen von 60 Grad, bei festem Nebengestein“[18]. Das Jahr 1920 sah eine größere Zahl von weiblichen Hörern an der Montanistischen Hochschule Leoben, doch auch sie waren durchwegs Gasthörerinnen in Vorlesungen wie „Das Bergwesen in der deutschen Romantik“ oder die „Literatur der Freiheitskriege“. Frauen blieben bis zum Zweiten Weltkrieg in Leoben Ausnahmefälle, erst in den 80erJahren des 20. Jahrhunderts kamen mehr Frauen zum Studium nach Leoben.
Als erste Frau in den montanistischen Wissenschaften promovierte Ing. Miss Janet Zaph Briggs (1912-1974). Sie wurde 1912 in Santa Ana in Kalifornien geboren, besuchte dort 12 Klassen der Volks- und Mittelschule und studierte von 1927 bis 1933 an der Leland Stanford University California Metallurgie und Bergbau. 1933 erhielt sie hier als erste Frau ihr Ingenieurdiplom und inskribierte in der Folge an der Universität von Southern California. Von 1933 bis 1935 studierte sie dann an der Technischen Hochschule Wien bei Prof. Dr. Wolf Johannes Müller und legte am 11. Dezember 1935 an der Montanistischen Hochschule Leoben ihr Rigorosum ab und promovierte 1936 in Leoben. Die Montanistische Hochschule Leoben war seit 1935 mit der Technischen Hochschule Graz zur Technischen und Montanistischen Hochschule in Graz – Leoben zusammengelegt worden. Der erste Studienabschnitt wurde in Graz absolviert, das Fachstudium dann in Leoben. Bei Janet Briggs scheint der erste Studienabschnitt in Wien abgeleistet worden zu sein, erst das Doktorat führte sie dann nach Leoben. Doch verwundert es ein wenig, dass sie weder in den Katalogen der Technischen Hochschule Wien noch im Matrikelbuch in Leoben aufscheint, doch ihre Dissertation steht in der Leobener Universitätsbibliothek.
Die Zahl der an der Montanuniversität Leoben studierenden Frauen hat sich gesteigert, im Studienjahr 2011/2012 haben 155 Frauen ihr Studium in Leoben begonnen, 81 Frauen haben ihr Studium hier abgeschlossen.
Fußnoten#
[1]Angela Kiessling / Meißner, Gabriele: Zwischen Herd und Haspel. Frauen im Bergbau, in: Das kulturelle Erbe in den Montan- und Geowissenschaften. Bibliotheken, Archive Museen. 10. Erbe-Symposium. Freiberg 2010., S., 9- 23.
[2]Lieselotte Jontes: Von Grubenmanndln, Schachtzwergen, Berggeistern und Kobolden. Zwerge als mythische Wesen im Überlieferungskreis der Bergleute, in: Die Zwerge kommen (Trautenfels 1993), 141- 152
[3]Georgius Agricola: Zwölf Bücher vom Berg- und Hüttenwesen. Reprint Berlin 1928. S. 253 und 232
[4]Ruth Ellen Bader: Die Frau im Revier, in: Glas und Kohle, Graz 1988, S. 184.
[5]Elisabeth Stoff: Die Geschichte des Kohlenbergbaus Seegraben unter besonderer Berücksichtigung des sozialen Aspekts. Diplomarbeit Univ. Graz 1995, S.114
[6] Stoff, S. 117f.
[7]Wolfgang Haid: Beiträge zur Volkskunde des Leoben-Seegrabener Kohlenrevieres, in: Der Bergbau Seegraben 1606-1726-1964, Wien 1964, S. 29-38 (=Leobener Grüne Hefte.77.)
[8] Friedrich Morton: Die Hallstätter „Kerntragerweiber“, in: Der Anschnitt 14 (1962), S. 49-50.
[9] Ernst Lasnik, Das braune Gold. Die Geschichte der weststeirischen Braunkohlenrevier. Graz, Wien, Köln 1997, S. 171
[10] Ilse Maria Hiebl: Zur Alltagskultur der Knappen im weststeirischen Kohlenrevier. Diplomarbeit Univ. Graz 2004, S. 101
[11] Kleine Zeitung, 31.3.2011
[12] Das Hausbüchl der Stampferin, einer geborenen Dellatorrin, Radmeisterin zu Vordernberg. Hrsg. V. Gustav Hackl. Graz 1926, S. 57
[13] Wilhelm Denk / Franz Kirnbauer: Schatzkammern im Steirischen Erzberg. Wien 1975 (= Leobener Grüne Hefte. 159.)
[14] Original in der Bergverwaltung Kitzbühel, Abschrift von K. M. Friese, vgl. Lieselotte Jontes: Franz Maria Ritter von Friese (1820-1891) und die Tiroler Montangeschichte, in: GeoAlp, Sonderbd.1 (2007), S. 72-79.
[15] Th. Trautwein: Das Berchtesgadener Salzwerk, München 1876
[16] Hanns Brunner Salzgrubenfahrt am Dürrenberg, lith. von Peter Herwegen um 1847
[17] Xylographie von Ludwig Bechstein um 1880
[18] Universitätsarchiv Leoben, Staatsprüfungsakten
Zur Info#
Die Knappenkirche in Oberzeiring aus dem 12 Jht. ist auch der Hl. Elisabeth geweiht.
Glück Auf! aus Oberzeiring, Schaubergwerk Museum Oberzeiring
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