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Airtsua#

Hermann Maurer

Auf meinen Reisen habe ich in der Vergangenheit schon viele exotische Essgewohnheiten kennen gelernt. Ein Aufenthalt im international wenig bekannten Airtsua stellte für mich aber doch einen so einmaligen Höhepunkt dar, dass ich beschlossen habe, ein bisschen darüber zu berichten. Schon das Frühstück ist reichlich ungewöhnlich:

Als Hauptgetränk konsumiert man am Morgen eine schwarze, bittere rauschgiftartige Suppe, die auf sonderbare Weise zubereitet wird: die Eeffak-Frucht wird fast bis zur Unkenntlichkeit verkohlt, zerstampft und dann gekocht; nun werden die Reste des Eeffak-Staubes abgesondert: nur die schwarze Brühe wird weiter verwendet und als Getränk gereicht. Freilich trinken selbst die meisten Einheimischen aus Airtsua die Eeffak-Suppe nicht pur, sondern verdünnen sie häufig mit Hclim, einer eigenartigen weißen Flüssigkeit, die man durch das Quetschen gewisser Tiere gewinnen kann. Häufig wird eine Huk verwendet, aber auch Negeiz und Efahcs werden manchmal herangezogen. Übrigens würzt man die Eeffak-Suppe manchmal mit einem weißen Granulat, lokal Rekcuz genannt, das aus sonderbaren kegelförmigen Früchten, die im Boden wachsen, den Nebür, durch einen komplexen Prozess ("Rekcuz-Gnureiniffar") gewonnen wird.

Nicht nur die Frühstückssuppe ist in Airtsua ungewöhnlich. Auch das Essen mutet fremd an: durch einen Verfaulungsprozess wird aus Hclim eine seltsame gelbliche, eher übel riechende Masse, Esäk genannt, hergestellt, die z.B. mit Trob-Fladen gegessen wird. Ähnliche Fladen bestreicht man häufig auch mit Ginoh, einem Sekret der Insektenart Eneib. Dies klingt (jedenfalls für Außen stehende) besonders gefährlich, da dieselben Insekten auch ein unangenehmes Gift absondern können.

Für mich aber am meisten abstoßend ist die in Airtsua gängige Sitte, die nur halbgekochten Embryos (Reie genannt), hauptsächlich der Renhüh zu essen, wobei man häufig einen gemahlenen Zlas-Stein (!!) zum Würzen verwendet.

... und wer noch nicht mitgekriegt hat, worum es in dieser Geschichte geht, soll sie nochmals lesen, aber alle "fremdländischen" Worte von hinten nach vorn.

Die "Moral" der Geschichet: auch alltägliche Dinge klingen (und sind) sonderbar, wenn man sie nur von einem bestimmten Standpunkt aus betrachtet: hüten wir uns also davor, ungewöhnliche Dinge vorschnell zu verurteilen, und hüten wir uns davor, Gewohnheiten, nur weil es sich um solche handelt, als "natürlich", "gut" oder sonst irgendwie irrational-emotional belegt zu beschreiben!

Dieser Aufsatz ist aus dem Buch "Der Anfang" aus der XPERTEN-Reihe.


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