Mindestlohn in Österreich#
Die Nachfrage dominiert bekanntlich den Preis und somit können auf dem freien Arbeitsmarkt Unterbietungswettbewerbe geschehen. Um Arbeitnehmern ein angemessenes Einkommensniveau zu ermöglichen, gibt es daher in manchen Ländern wie Deutschland, Luxemburg, den Niederlanden, Belgien oder Irland den sogenannten Mindestlohn.
Ist der Mindestlohn in Österreich Pflicht?#
Österreich hat keinen gesetzlichen Mindestlohn. Grundsätzlich können Unternehmen daher selbst entscheiden, wie viel Stundenlohn sie zahlen. Die meisten Arbeitnehmer haben aufgrund der fehlenden Lohnuntergrenze dementsprechend keinerlei Anspruch auf ein grundlegendes minimales Gehalt.
Allerdings gibt es je nach Branche Untergrenzen, die nicht unterschritten werden. Jene liegen derzeit bei etwa 1.500 Euro brutto pro Monat.
Zudem haben Tarifverträge in diversen Branchen eine Einigung von Mindestlöhnen zwischen Arbeitnehmern und Arbeitgebern geführt. Die Kollektivverträge sind Vereinbarungen zwischen Arbeitnehmern und Arbeitgebern, welche aktiv ausgehandelt werden und Anforderungen sowie Rechte für beide Seiten beinhalten.
Hierzu zählen unter anderem die Arbeitszeit sowie die Vertragslaufzeit. Des Weiteren werden die jährlichen Urlaubstage sowie die Vergütung festgelegt. Wichtig ist hierbei, dass der Tarifvertrag schriftlich festgehalten werden muss.
In der Historie haben hier bereits Gewerkschaften die Interessen der Arbeitnehmer vertreten und sich unter anderem um grundlegende Mindesteinkünfte bemüht. Grundsätzlich unterscheidet man diverse Arten von Tarifverträgen, wie beispielsweise:
- Firmentarifvertrag
- Verbandstarifvertrag
- kirchlicher Tarifvertrag
- Manteltarifvertrag
- Flächentarifvertrag
Je nach Tätigkeitsfeld gibt es in Österreich zudem klar definierte Gehaltssätze. Diese hängen allerdings auch von der Qualifikation des Arbeitnehmers ab. Alternativ erhalten manche Angestellte, die nicht mit dem Mindestlohn entlohnt werden, Sonderzahlungen wie beispielsweise Weihnachts- oder Urlaubsgeld. Jene sind in der Regel freiwillig und werden vom Arbeitgeber verteilt. Bei manchen Tarifverträgen kann allerdings ein rechtlicher Anspruch auf jene Sonderzahlungen bestehen.
Wenn man allerdings in einer Branche tätig werden möchte, welche nicht von einem Mindestlohntarif abgedeckt ist oder einen Kollektivvertrag als Leitlinie zugrunde gelegt hat, muss das Mindestgehalt aktiv ausgehandelt werden oder wird vom Arbeitgeber festgelegt. Dies ist beispielsweise bei der Abfallwirtschaft, Werkvertragsnehmern sowie freien Dienstnehmern der Fall.
Tipp: Als Arbeitssuchender bietet es sich an, den Arbeitgeber bei der Bewerbung nach den geltenden Regelungen zu fragen. Zudem sollte der Arbeitsvertrag genau auf die Lohnangaben geprüft werden. Dabei sollten Stundenlohn und Monatslohn unterschieden und die Vergütung für Überstunden überprüft werden. Darüber hinaus sollten Sonderzahlungen und Prämien schriftlich festgehalten werden.
Wird das Mindestgehalt in Österreich regelmäßig erhöht?#
Je nach Kollektivvertrag ist die Anhebung des mindestens gezahlten Lohns pro Stunde bereits inkludiert. Häufig wird dabei ein jährliches Anheben festgehalten. Darüber hinaus können Arbeitnehmer mit steigender Berufserfahrung von einem höheren Verdienst profitieren. Zudem kann die Aufnahme neuer Aufgaben und die Beschäftigung mit weiteren Tätigkeitsfeldern zu einem Anheben des Gehaltes führen. Hierbei lohnt sich die genaue Betrachtung der tariflichen Vereinbarungen oder des Arbeitsvertrages.
Tipp: Es lohnt sich, den Arbeitsvertrag auf Klauseln bezüglich einer Erhöhung des Stundenlohns hin zu untersuchen. Manchmal ist dies jährlich möglich.
Bei der Berufswahl wählt man in Österreich unter anderem, ob ein Tarifvertrag vorliegt oder nicht. Je nach Branche können Arbeitnehmer von großzügigen Gehältern profitieren. Hierzu zählt beispielsweise:
- Banken
- Versicherungen
- Chemieindustrie
- Pharmaindustrie
- IT-Bereich
Wie wird der Mindestlohn in Österreich ermittelt?#
Grundsätzlich kann man bei der Recherche nach gängigen Lohnuntergrenzen die österreichischen Kollektivverträge durchgehen. Jene werden von der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) und dem Österreichischen Gewerkschaftsbund (ÖGB) ausgehandelt. Lag der Mindestlohn 2008 bei etwa 1.000 Euro, ist dieser um 2017 auf 1.500 Euro gestiegen. Wenn es nach den Gewerkschaftern geht, wird ein weiterer Anstieg auf 1.700 Euro angestrebt.
Was für Unterschiede zu Deutschland gibt es hinsichtlich des Mindestlohns?#
Deutschland führte im Januar 2015 den gesetzlichen Mindestlohn ein. Ziel war es, eine Lohnarmut zu verhindern und ein angemessenes Einkommensniveau zu ermöglichen und zu erreichen, dass ein Arbeitnehmer gerecht entlohnt wird. Laut der offiziellen Seite der Bundesregierung ist der Mindestlohn eine Frage des Respekts.
Jene Vergütung wird seither angepasst und beträgt seit Oktober 2022 12 Euro brutto pro Stunde. Hiervon profitieren etwa sechs Millionen Menschen, zu denen besonders viele Frauen sowie Menschen aus dem Niedriglohnsektor in Ostdeutschland zählen.
Der gesetzliche Mindestlohn verpflichtet Arbeitgeber dazu, Ihre Angestellten mit mindestens dieser Summe stündlich zu vergüten. Dabei darf diese Lohnuntergrenze nicht unterschritten werden. Somit werden Arbeitnehmer vor zu niedrigen Vergütung geschützt. Zudem soll der Wettbewerb durch diese Regulierung fair vonstattengehen. Darüber hinaus dient der Mindestlohn als Stabilisierung und sorgt für sichere Sozialsysteme.
Bei spezifischen Fragen kann man sich an die Mindestlohn-Hotline wenden, welche Verstöße sowie Anmerkungen oder Beschwerden entgegennimmt. Des Weiteren ist es möglich, seinen Anspruch auf Mindestlohn bei einem zuständigen Arbeitsgericht einzuklagen. Dies ist in Österreich aufgrund des fehlenden Mindestlohns nicht möglich. Ausgeschlossen von dem Mindestlohn sind dabei:
- Auszubildende
- ehrenamtlich Arbeitende
- Menschen, die einen freiwilligen Dienst leisten
- Menschen mit Behinderung, die in anerkannten Werkstätten tätig sind
- Selbstständige
- Freiberufler
- Jugendliche mit einem Alter von weniger als 18 Jahren, die keine abgeschlossene Berufsausbildung vorweisen können
- Pflichtpraktikanten
- Langzeitarbeitslose beim Wiederaufnehmen einer Tätigkeit während der ersten sechs Monate
- Teilnehmer von einer Arbeitsförderung
Dokumentationspflicht gegen Schwarzarbeit#
Da der Mindestlohn in Deutschland gesetzlich verpflichtend ist, wird dieser mittels einer Dokumentationspflicht nachgewiesen. Somit soll die sogenannte Schwarzarbeit bekämpft werden, bei der Arbeitnehmer nicht fest eingestellt sind oder unter falschen Angaben beschäftigt werden. Der Zoll Deutschlands verfolgt Rechtsverstöße und ist für die Einhaltung der geltenden Regeln verantwortlich.
Wird der Dokumentation der Arbeitszeit nicht nachgekommen, können Geldstrafen bis zu 30.000 Euro geahndet werden. Wenn gegen den Mindestlohn verstoßen wird, können Geldbußen bis zu einer halben Million Euro anfallen. Darüber hinaus kann das Unternehmen von öffentlichen Aufträgen ausgeschlossen werden.
Wie wird der Mindestlohn in Deutschland angepasst?#
Die Mindestlohnkommission betrachtet die Entwicklung der tariflichen Löhne in Deutschland. Ausgehend von dieser Basis wird ein Mindestlohn ermittelt und der Bundesregierung alle zwei Jahre vorgeschlagen. Die nächste Anpassung des Mindestlohns wird zum 1. Januar 2024 in Kraft treten.
Ziel ist hierbei, eine Balance zwischen einem Schutz für Arbeitnehmer zu finden und zugleich die Arbeitgeber nicht zu stark zu belasten und somit den Arbeitsplatz zu gefährden. Hierzu wird der aktuelle Mindestlohn sowie dessen Auswirkungen regelmäßig evaluiert.
Quellen:#
- https://www.arbeitsrechte.de/mindestlohn-oesterreich
- https://www.ams.at/arbeitsuchende/topicliste/mindestlohn
- https://www.123people.at/mindestlohn
- Beitrag im NID: Mindestlohn in Österreich