Zwischen EU und k.u.k.#
Viele Österreicher haben in Kroatien einen Zweitwohnsitz, die Zeit der Mezzien ist aber vorbei#
Von der Wiener Zeitung (Donnerstag, 25. Juni 2013) freundlicherweise zur Verfügung gestellt
Von
Simon Rosner und Brigitte Pechar
Nachfrage nach Häusern in Kroatien hat seit der Krise deutlich nachgelassen.#
Wien. Natürlich waren auch Sisi und Franz Joseph I hier. Und in dem Hotel ihrer Wahl kann man sogar heute noch ein bisschen kaiserzeitliches Flair erleben. Ein sehr kleines bisschen. Denn das Hotel Imperial in Optaija an der Kvarner Bucht in Kroatien ist mittlerweile ein Drei-Sterne-Hotel und eher das Gegenteil eines Wellness-Tempels, der es einst war. Opatija (damals Abbazia) war der erste geplante Kurort an der "österreichischen Riviera", den die Habsburger entlang der Adriaküste errichten ließen. Heute mag die Mondänität an der Kvarner Bucht eher Erinnerung als Realität sein, doch Österreicher zieht es nach wie vor in diese Gegend von Istrien.
Manfred Matzka ist einer von ihnen. Der Sektionschef im Bundeskanzleramt hat 1997 ein altes Steinhaus in Kali in der Nähe von Opatija erworben. Damals, nach dem Balkankrieg, wollte niemand dort investieren. Die Preise waren im Keller. "Heute müsste ich für dieses Haus - im damaligen Zustand - das Zehn- bis Fünfzehnfache zahlen", sagt Matzka.
Walter Lindinger-Pesendorfer, Geschäftsführer der Raiffeisen-Oberösterreich-Tochter Real-Treuhand Croatia und selbst Hausbesitzer in Kroatien, kann das nur bestätigen. "Wer bis zum Jahr 2000 ein Haus gekauft hat, hat ein Supergeschäft gemacht." Bis zum Ausbruch der Krise im Jahr 2007 haben die Preise für Immobilien stark angezogen, seither stagnieren sie. "Früher haben sich sehr wenige getraut, in Kroatien Häuser zu kaufen", sagt Lindinger-Pesendorfer.
Schwierige Zeiten#
Der Krieg war gerade erst vorbei, die Lage in dem Land nach wie vor angespannt, und das souveräne Kroatien durchlebte soeben die üblichen Schwierigkeiten junger Staaten. Rechtssicherheit sei in jenen Jahren nicht wirklich gewährleistet gewesen, erzählt der Immobilien-Manager. Das Grundbuch wurde oft nicht ordentlich geführt, überall wucherten die Schwarzbauten, wer auf Bewilligungen wartete, war häufig selbst schuld.
Manfred Matzka wagte es dennoch. "Ich bin - wie viele Österreicher - schon als Kind mit meinen Eltern jährlich hierher auf Urlaub gefahren. Zwischen meinem sechsten und 18. Lebensjahr habe ich die Ferien hier verbracht. Das verbindet sehr. Ich bin hier auch nicht fremd. Wir sind sehr freundlich aufgenommen worden", erzählt Matzka, der über Istrien sogar einen Reiseführer veröffentlicht hat. Im Juli wird der Sektionschef Ehrenbürger von Opatija. Er empfindet das als Auszeichnung. "Meine Integration ist gelungen."
Viel Bürokratie#
Als Matzka vor 16 Jahren bei Opatija einen ehemaligen Stall mit einem Ausnahmestüberl darüber entdeckte, hätten sich seine Frau und er "auf Anhieb" in das romantische Steinhaus verliebt. Von Schmiergeldzahlungen, die bei solchen Ankäufen üblich seien, habe er zwar gehört, "aber für uns war das kein Thema. Erstens kannten mich die Menschen und zweitens spricht meine Frau die Sprache." Das Haus sei damals in einem katastrophalen Zustand gewesen. "Wir haben uns eine Ruine gekauft und daraus ein Schmuckstück gemacht, das wir sehr genießen."
In der Region hätten sehr viele Österreicher ein Haus, sagt Matzka. Auch wenn es keine konkreten Zahlen gibt, wie viele Österreicher sich ein Anwesen an der kroatischen Küste gekauft haben, ist die Attraktivität dank der vergleichsweise geringen Entfernung logisch. Und die Österreicher, meint Matzka, würden auch einen substanziellen Beitrag leisten: "Die Häuser werden renoviert und das hat Vorbildwirkung. Unser Nachbar hat sein Haus vor zwei Jahren hergerichtet. Und die Renovierungstätigkeit der Österreicher macht die Dörfer attraktiver." Die ausländischen Häuslbauer und -sanierer würden auch eine nachhaltige Nachfrage im Tourismus schaffen. "Und nun, mit dem EU-Beitritt, erwarte ich, dass die Bürokratie abtaut."
Grundbuch aus Kaiserzeit#
Dass die Behördenwege für ausländische Häuslbesitzer mitunter lange dauern können, weiß auch Lindinger-Pesendorfer von der Real-Treuhand Croatia zu berichten. Er sieht dies einerseits als Folge davon, dass Kroatien nun eben sehr exakt sein will, anderseits sei es auch in kleinen österreichischen Gemeinden für Hausbesitzer, die von außen oder aus dem Ausland kommen, mühsamer als für Autochthone, die vielleicht sogar mit dem Bürgermeister einst in die Schule gegangen sind.
"Der Beitritt Kroatiens am 1. Juli macht im Grunde für uns Häuslbesitzer keinen Unterschied", sagt Matzka. Wohl aber auch, weil sich eben schon sehr viel verändert hat. Kroatien hat das Problem des illegalen Wildwuchses praktisch beseitigt, bestehende Schwarzbauten wurden und werden legalisiert, im Februar 2009 ist auch die Notwendigkeit einer Bewilligung durch das kroatische Innenministerium gefallen. Beides lässt sich wohl auch mit dem anstehenden EU-Beitritt in Verbindung bringen.
Was die Eintragung ins Grundbuch betrifft, haben österreichische Hausbesitzer schon lange vor dem EU-Beitritt Kroatiens kein Neuland betreten. Das Grundbuch ist mit dem österreichischen mehr oder weniger identisch, da es aus der Zeit Maria Theresias herrührt.
Keine Grundsteuer#
Eine Grundsteuer wie in Österreich gibt es in Kroatien jedoch nicht, auch wenn über deren Einführung immer wieder - auch jüngst - diskutiert wird. "Aber das wird wohl wieder auf Eis gelegt", sagt Lindinger-Pesendorfer.
Dass durch den EU-Beitritt die kroatischen Immobilien wieder verstärkt nachgefragt werden, glaubt Lindinger-Pesendorfer nicht, zumal die Zeiten der echten Mezzien vorbei ist. "Wenn man ein Häuschen an der Küste will, ist man ab 200.000 Euro dabei, die Masse bewegt sich aber zwischen 300.000 und 600.000 Euro. Und für 450.000 Euro bekomme ich am Stadtrand von Linz ja schon eine Villa. Also echte Schnäppchen sind das nicht."
Die Gegend um Opatija zählt zu den eher kostspieligeren Regionen Kroatiens, zumal es auch aus dem Süden Deutschlands nur etwas mehr als fünf Autostunden bis zur die Kvarner Bucht sind. Für ausländische Hausbesitzer bedeute der Beitritt Kroatiens aber jedenfalls eine Verbesserung", sagt Manfred Matzka. "Wer weiß, vielleicht gibt es irgendwann einmal ein kommunales Wahlrecht für EU-Ausländer."