Handwerk in Österreich#
Kennzeichnend für das traditionelle Handwerk in Österreich und ganz Europa war die kleinbetriebliche Produktionsweise, die Arbeit in kleinen, dezentralen Betriebsstätten. Wo der Meister nicht alleine arbeitete, geschah dies oft im Rahmen von Familienbetrieben. Man beschäftigte bis ins 18. und 19. Jahrhundert meist kaum mehr als ein oder zwei Gesellen bzw. Hilfskräfte, wenngleich es durchaus auch, wie im Bauwesen, größere Betriebe gab. Zum traditionellen Handwerk gehörte auch, daß die Gesellen in der Regel im Haus des Meisters aßen und wohnten. Die Einheit von Arbeiten und Wohnen, auch als Sozialform des "ganzen Hauses" bezeichnet, löste sich erst mit der Industrialisierung im späten 18. Jahrhundert auf.
Die Arbeitsteilung war nur gering ausgeprägt, wenngleich hier vor allem im großstädtischen Handwerk starke sektorale Unterschiede bestanden. Demgemäß bildete die Spezialisierung die sogenannte "Berufsteilung" das Prinzip handwerklicher Arbeitsteilung und führte zu einer Auffächerung der Berufe, d.h. einer Vielfalt von Handwerksberufen, die sich hinsichtlich des verwendeten Werkzeugs und ihrer Produkte dennoch nicht immer scharf abgrenzen ließen.Ein weiteres Merkmal des traditionellen Handwerks ist das starke Gewicht des geregelten Ausbildungsganges, der Lehr- und Gesellenzeit umfaßte, und seit der Institutionalisierung der Lehrzeit im Spätmittelalter bis ins 20. Jahrhundert in seinen Grundzügen bedeutend blieb. Schließlich ist noch die korporative bzw. zünftige Organisation als Charakteristikum zu nennen. Regional differierend wurden die Korporationen der Handwerker als, Zunft, Gilde, Amt, Zeche, Innung, Einung, Gaffel oder Brüderschaft bezeichnet. Abhängig von den politischen Rahmenbedingungen gestalteten sich Entwicklung, Formen und Rechte der Zünfte höchst unterschiedlich. Daneben spielten sie auch in vielfacher Hinsicht eine Rolle im religiös-kultischen Leben der Gemeinde. Der Stand der Handwerker mit seiner Zunftorganisation war auf diese Weise fest in die feudale Gesellschaft eingebunden. Diesen zwar untergeordneten aber doch festen Platz in der ständischen Hierarchie veranschaulicht der hier abgebildete Ständebaum.