BRASILIEN. 200 Jahre Beziehungsgeschichten#
Bis 23. April 2023
Naturhistorisches Museum Wien
Die intensiven Beziehungen zwischen Österreich und Brasilien reichen in die Zeit der Habsburger-Monarchie zurück: Die Vermählung von Erzherzogin Maria Leopoldine von Österreich mit dem portugiesischen Thronfolger Dom Pedro im Jahr 1817 hatte nicht nur politische, sondern auch weitreichende wissenschaftliche Folgen. Vier Jahre lang waren zwei Forschungsschiffe unterwegs. Ein Stab von angesehenen Wissenschaftlern sammelte und dokumentierte die exotische Fauna und Flora, Mineralien und ethnologische Kostbarkeiten.
Der Präparator Johann Natterer blieb sogar 18 Jahre lang in den Regenwäldern Südamerikas und sandte zigtausende Objekte und Präparate nach Wien. Eine Auswahl aus seinen Sammlungen, heute im NHM Wien und im Weltmuseum aufbewahrt, wird in der Ausstellung gezeigt, wie einige der unzähligen Herbarbögen, des Botanikers Johann Pohl. Aber auch die problematische Seite der Brasilien-Beziehungen wird nicht verschwiegen , wie Sklavenhandel und Kolonialismus, rücksichtsloses, oft brutales Verhalten gegenüber der indigenen Bevölkerung oder Ausbeutung der Natur- und Bodenschätze.
Der größte Teil der Ausstellung ist den einzigartigen Naturräumen Brasiliens gewidmet – dem immergrünen Regenwald Amazoniens, dem tausende Kilometer langen küstennahen Bereich des Atlantiks, der dichten Wildnis des Atlantischen Waldes, der bleichen Vegetation des „Weißen Waldes“ in der Caatinga, den tropischen Sumpfgebieten des Pantanals, den hochspezialisierten Gräsern der Pampa und den verschlossenen Savannen des Cerrado.
Die gigantische Vielfalt und zumindest Reste der ursprünglichen Lebensräume und Lebensweisen zu erhalten, ist eine ungeheure Herausforderung. WissenschaftlerInnen aus Österreich und dem NHM Wien sind gemeinsam mit PartnerInnen aus Brasilien in vielfältiger Weise an Forschungs- und Renaturierungs-Projekten beteiligt. Diese Projekte auf gemeinschaftlicher internationaler Basis werden laufend intensiviert und immer stärker global ausgerichtet – ein positiver Ausblick in die Zukunft nach 200 Jahren wechselvoller gemeinsamer Geschichte.
Alle Fotos (c) Doris Wolf