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Bekannte Ausdrücke aus dem Judentum und dem Jiddischen #

Das österreichische Deutsch, beonders das Wienerische, ist reich an Wörtern aus dem Jiddischen. Dazu kommen Ausdrücke, die in der deutschen und österreichischen Literatur verwendet werden. Hinter manchen von ihnen würde man kaum ein Lehnwort vermuten - man denke an Ausdrücke wie Pleite oder Schlamassel.

Das deutsche Wort Jiddisch ist ein verhältnismäßig neues Kunstwort. Jidisch (oder idisch) bedeutet im Jiddischen sowohl „jüdisch“ (dem jüdischen Volk und seiner Religion zugehörig) als auch „jiddisch“ (dessen deutschbasierter Sprache zugehörig). Im Englischen ist Yiddish 1886 im Roman Children of Gibeon von Walter Besant belegt, mit der Erklärung, dass es sich um eine aus Polnisch, Deutsch und Hebräisch gemischte Sprache handelt.

Verstärkte Zuwanderung von Juden aus Ungarn, Mähren und Böhmen nach Wien setzte nach der Revolution von 1848 ein; im letzten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts folgten Bewohner von Galizien und der Bukowina. Von besonderer Bedeutung war das Verfassungsgesetz von 1867 und der interkonfessionelle Ausgleich 1868, die den jüdischen Untertanen der österreichisch-ungarischen Monarchie die volle Gleichberechtigung brachten.

Im "Schmelztiegel Wien" entlehnte der Dialekt, vor allem damals, etliche Wörter aus den Sprachen der Zuwanderer, wie auch aus dem Französischen, Italienischen, Tschechischen oder Ungarischen. Peter Wehle hat sich in seinem 1980 erschienenen Wiener Wörterverzeichnis "Sprechen Sie Wienerisch?" mit Herkunft und Übersetzung solcher umgangssprachlicher Vokabel beschäftigt. Auch im "Wörterbuch der Alltagssprache Österreichs" von Robert Sedlacek (Wien 2011) findet sich eine Reihe von Beispielen aus dem Jiddischen und Hebräischen.

Ein sehr gut lesbare Einführung in die verschiedenen Aspekte des Jiddischen (Familiensprache, Fachsprache, Stadtdialekte etc.) findet sich bei:
Hans Peter Althaus, Kleines Lexikon deutscher Wörter jiddischer Herkunft, Beck'sche Reihe, München, 2006

Weitere Quellen sind:
Salcia Landmann, Jiddisch - Das Abenteuer einer Sprache, Frankfurt, 1994
Alfred J. Kolatch, Jüdische Welt verstehen, marixverlag, Wiesbaden, 2005
Sammlung Dieterich Jiddische Erzählungen, Verlag Schibli-Doppler, Birsfeld-Basel, o.Jgg.



Aron ha-Kodesch »Hl. Schrein«, Wandschrank an der Misrachwand (s. d.), in dem die Thorarollen aufbewahrt werden.

Aggada, aggadisch Aramäisch «Erzählung«; bezeichnet traditionell alles - Nichthalachische innerhalb der mündlichen Thora

Almemor (arab. »Die Kanzel«, hebr. »Bima«) Platz in der Mitte der Synagoge zur Verlesung der Thora.

Arbekanfes (hebr. ArbaKanfot = »Vier Ecken«) Rituell vorgeschriebenes Kleidungsstück = kleines viereckiges leinenes Leibchen mit »Schaufäden«, unter der Kleidung getragen (vgl. »Talis-Kutten«).

Aron ha-kodesch »heiliger Schrein« zur Aufbewahrung der Thora-Rollen in der Synagoge

Aschkenasim (Aschkenas = Deutschland/Nordfrankreich) Bezeichnung für die ost- und mitteleuropäischen Juden mit eigener Tradition und Sprache (--> Jiddisch) im Unterschied zu den - Sefardim

Baal-Schem (Balschemm) »Meister des (göttlichen) Namens«, der Stifter des Chassidismus in Polen Israel ben Elieser (1699—1760).

Babylonien mesopotamisch-vorderorientalische Großmacht, die gegen Ende des 7. Jh. v.d.Z. Assyrien ablöste und auch Juda unterwarf. 596 v.d.Z. Eroberung Jerusalems, Zerstörung des Tempels und Deportation der 10 Stämme Israel

Badchen (Pl. Badchonim) Spaßmacher bei Hochzeiten, Bänkelsänger und Gelegenheitsdichter.

Bahöö (jidd. palhe = "Lärm") Streit, Durcheinander, Aufregung, Lärm

Baldowern (jidd. baldower = "Herr der Sache") auskundschaften , verwendet wird auch: Ausbaldowern

Barches (hebr. birkas) Sabbatgebäck

Bar-Mitzwe bzw. Bat-Mitzwe »Sohn bzw. Tochter der Pflichten«, Feier, wenn der 13jährige Jungen bzw. das 12jährige Mädchen religionsmündig werden

Barthel "zeigen wo Barthel (Breicheisen) den Most (Geld, 'Moos') holt" siehe hier

Beisl (hebr. ha-bajit = "Haus") Kleines Wirtshaus, einfacche Gaststätte

benschen segnen (von lat. benedicere)

Bejßmedresch (Bejß Hamidrosch, Bet-ha-Midrasch) tal-mud. Lehr- und Bethaus.

Bracha, Plural Brachot ein beim Erfüllen einer - Mitzwa gesagter kurzer Segensspruch

Beschneidung Entfernung der Vorhaut, u.a. im Vorderen Orient weit verbreiteter Brauch, der im Judentum im Gegensatz zu den nicht beschnittenen Philistern und in der hellenistisch-römischen Zeit zu einem zentralen Bekenntnissymbol (»Zeichen des Bundes«) wurde

Beth Midrasch jüdisches Lehrhaus; schon zur Zeit des Zweiten Tempels belegt; entwickelte sich zu einer wichtigen Institution des jüdiesen Lernens

betucht (jidd. betuach) vertrauenswürdig, sicher, wohlhabend

Bima erhöhtes Podest in der Mitte des Synagogenraums, Symbol für den Altar im Stiftszelt und im Tempel in Jerusalem, auf dem die Thora-Lesung erfolgt

Bocher (jidd. bochur - Pl. bochurim) Student, Jüngling

Broche (die, Pl. Broches) Segen

broiges (jidd. be rojges = "im Zorn") zerstritten.

Bundeslade »Aron ha-Brith«; hölzerner Schrein, innen und außen vergoldet, mit massiver goldener Deckplatte, auf der zwei goldene -> Cherubim stehen; enthält die steinernen Bundestafeln

Chanukka (Chanekke, Chanukke) »Einweihung«; Fest zur Erinnerung an die Wiederherstellung und Wiedereinweihung des Tempels unter Juda Makkabi 164 v.d.Z. Halbfeiertag wie Purim; beginnt am 25. Kislew (ungefähr Dezember)

Chalaumes (zu jidd. cholom >Traum<) überflüssiges Gerede, sinnloses Zeug

Challe (hebr. Challa »Kuchen«) Geflochtenes Weizenbrot für den Sabbat und Feiertag, im Westen »Barches« genannt.

Chammer (jidd. chamor >Esel<) Esel, grober Mensch

Chanukka Lampe oder Leuchter, in der/dem zu Chanukka (Fest der Tempelweihe) an acht aufeinanderfolgenden Tagen nacheinander Lichter bzw. Kerzen angezündet werden

Chasen (Pl. Chasanim) hebr. Chasan (»Aufseher«) Vorbeter, -sänger, Kantor.

Chassid_ (Chossid, Plural Chassidim) hebr. Chassid »der Fromme«. Heute Anhänger der mächtigen, im 18. Jahrhundert im Ostjudentum aufgekommenen mystisch-religiösen Richtung (Chassidismus), die gegenüber dem (talmud.) Wissen das Gefühl besonders stark betont.

Chassidismus mystisch-religiöse jüdische Bewegung a) im Land Israel 2. Jh. v. d. Z.; b) in Deutschland und Frankreich im 11.-13.Jh.; c) in Polen in der Mitte des 18. Jahrhunderts

Chejder (Cheder = »Stube«) traditionelle jüdische Elementarschule; privates Unternehmen eines Melammed (s. d.) Unterricht in Bibel und Talmud; Besuch vom 4. (5.) Lebensjahr bis Barmizwe.

Chosen Bräutigam

Chuppa a) tragbarer Baldachin, unter dem die Trauung stattfindet; b) der Akt der Trauung selbst

Chuzpe (hebr. Chuzpa, Pl. Chuzpen) Umverschämtheit, Dreistigkeit, Frechheit.

daitsch (datsch) zur »Aufklärung« gehörig, sich »deutsch kleidend« u. ä. (vgl. »deutsche Sintflut«).

Dalles (jidd. dallus) Armut

daw(e)nen beten.

dufte (von jidd. tow >gut<) schön, glücklich, fröhlich

Erezjißroel »Land Israel«. (von jidd. erez >Erde<)

Ejruw (hebr., eigentl. »Vereinigung«) Umzäunung, die nach bestimmten Vorschriften um eine Stadt gezogen wird und diese in einen »Hof« verwandelt, auf dem man am Sabbat (s. d.) gewisse Dinge, z. B. ein Gebetbuch tragen darf, was sonst streng verboten ist.

Essig sein (jidd. hessek >Schaden, Verlust<) aus und vorbei sein

Ezzes (jidd. eze = "Rat") Ratschläge

flöten gehen (jidd. pleitah = "Bankrott") verloren gehen

Gannef (hebr. ganab = "er hat gestohlen", ganef Pl. ganovim >Dieb<) Gauner --> Ganove

Gebetsriemen --> Tfillin

Gemauschel (von jidd. Personennamen: Mauschel) oft pejorativ: heimliches Gerede, heimliches Aushandeln

Gemara »Ergänzung« zur - Mischna, auf der sie aufbaut, die sie weiter diskutiert und kommentiert

Genisa »Schatzhaus«, a. Aufbewahrungsort für Schriften, die wegen ihres heiligen Inhalts nicht vernichtet werden dürfen, sondern rituell bestattet werden müssen; bis zu dieser Bestattung werden sie in der Genisa aufbewahrt; b. speziell die Kairoer Genisa, die gegen Ende des 19. Jahrhunderts von S. Schechter untersucht wurde. Sie enthält viele Texte und Quellen aus dem 9. bis 14. Jahrhundert.

Geseire(Pl. Geseires) von jidd. gesera >Verhängnis<: Missgeschick, Gejammer

Get »Scheidungsbrief« Nach dem Gesetz ist Scheidung nur in einem Ort möglich, der an einem Flusse »mit Namen« (also nicht an einem namenlosen Gewässer) liegt.

Goi »Volk«, in spät- und nachbiblischer Zeit vor allem für nichtjüdische Völker (Plural Gojim) verwendet, schließlich allgemeine Bezeichnung für NichtJuden

Gojim naches (von jidd. goi, nachas >Ruhe< >Equickung<) Unsinn, unjüdisches Vergnügen

Goldene Suppe Die Suppe, die das Brautpaar nach der Trauung (Chuppe) als erste gemeinsame Mahlzeit verzehrt.

Goles (Golus) hebr. Galuth »Verbannung, Exil«; seit der Zerstörung des 2. Tempels. (Redensart »so lang wie der Goles«)

Gschamster (jidd. schammes = "Diener in der Synagoge" ) gehorsamer Diener, auch: Geliebter, Freund, "G'schamsterer"

Haggode (»Haggada«) Erzählung vom Auszug Israels aus Ägypten, wird an den ersten beiden Pejssachaben-den am Sseder-Tisch, oft aus kunstvoll verzierten Handschriften, vorgelesen.

Haberer (hebr. chaver = "Gefährte", "Jünger"), Freund, Kumpel

Hawdala Zeremonie zur Trennung zwischen dem Heiligen und dem Profanen, zwischen Schabbadi und Wochentag

Hillel bedeutender rabbinischer Gelehrter, wahrscheinlich Ende des 1. Jahrhunderts Babylonien - Anfang des 2. Jahrhunderts d. Z. Judäa; Hillel deutet die Gesetze auf eine nicht so strenge, sondern eher praxisnahe Weise.

»Höre, Israel« »Schma Jisrael«, das zentrale jüdische Glaubensbekenntnis

Itzig (von jidd. Personennamen: Jizchak >Isaak<) meist als Schimpfwort - Jude

Jeschiwe (Jeschiwa) Freie Hochschule für höhere Talmudstudien;

Jeschiwe-Bocher (Bachur) Schüler einer Jeschiwe. Die Jeschiwe-Bochers haben in wöchentlichem Turnus freie Beköstigung bei wohlhabenden Gemeindemitgliedern (»Kost essen«).

JHWH Tetragramm für den Gottesnamen Jahwe, der nicht ausgesprochen werden darf und beim Lesen durch Adonai (HERR) ersetzt wird

Jom Kipper (Jom-Kippur, hebr. Jom ha-Kippurim = »Tag der Sühnungen«) Versöhnungstag zwischen Gott und Mensch, auch zwischen Mensch und Mensch, am 10. Tischri. Höchster Feiertag bei ununterbrochenem Fasten und Gebet durch 24 Stunden. Gebete »in Talis und Kittel«

Kabbala »Überlieferung«, jüdische Mystik und Geheimlehre seit dem 12. Jahrhundert

Kaddisch »Heiliger«, altes (aram.) (Toten)Gebet. Bestandteil des täglichen Gottesdienstes, auch Gebet, das die Söhne für ihre verstorbenen Eltern (auch nahe Verwandte) im Trauerjahre oder bei Wiederkehr des Todestages (»Jahrzeit«) sagen. Auch Bezeichnung für denjenigen, der den K. spricht. Seit dem 13. Jh. üblich.

Kaff (von jidd. kephar >Dorf<), Dorf, Provinzstadt

Kalle (jidd. kalla >Braut, Schwiegertochter< ) Braut, Geliebte, Dirne

kapores (jidd. kaporah = "Sühneopfer") kaputt, zerstört

Kassiber, Ksiberl (jidd. kessaw = "Brief") Zettel, Geheimnachricht (im Gefängnis)

Kelew Hund, gemeine Person

Ketubba Ehevertrag

Kiddusch (Kiddesch) »Heiligung«. Einweihung des Sabbats bzw. Festtages durch den Hausherrn mit Segensspruch über einen Becher Wein (»Kidduschbecher«, oft besonders kunstvoll).

Kippa kleine runde Kappe; für Männer erforderliche Kopfbedeckung

Klezmer (Pl. Klezmorim) Spielmann, Musiker

Kluft (jidd. killuf = "Rinde,Schale") Gewand

Knast (jidd. knas) Freiheitsstrafe, Gefängnis

Kochem (hebr. chochom = "Der Weise", Pl. chochomim) Philosoph, Weiser --> überchochmetzt

Kohl (jidd. kol >Stimme, Gerücht<) dummes Geschwätz, Unsinn

Kohen (Pl. Kohanim) hebr. Kohen »Priester«, Nachkomme Aarons, für den besondere Vorschriften gelten. Hat noch heute innerhalb der Gemeinde besondere Rechte und Pflichten. Wird in einer Ehe als erstes Kind ein Knabe geboren, so hat der Vater ihn (gem. 4. Mose 19, 15) durch Zahlung an einen Priester auszulösen (»Pidjon ha-Ben«). Der Kojhen darf kein Haus betreten, in dem ein Toter liegt, darf keine geschiedene Frau oder Witwe heiraten u.a.m.

koscher (hebr. kascher = »recht«) was der Ritualvorschrift entsprechend erlaubt ist (Gegensatz zu trefe).

Koschernat, Kaschernat (hebr. koscher nat) Speisengemisch

Kria das Einreißen des Oberkleids zum Zeichen der Trauer über den Tod eines nahen Verwandten

Kugel (Kiggel) von »Gugel« (?); Sabbatspeise, die schon am Freitag zubereitet und für den Sabbat im Ofen warmgehalten wird.

Lozelach (hebr. luz = "spotten", leizan = "Clown") Scherze, Witze

Mach(e)loikes (jidd. machloike = "Meinungsverschiedenheiten", >Zank<) übler Handel, unredliche Geschäftemacherei

Magen David »Davids Schild«; Symbol des Judentums ungefähr seit dem 16. Jahrhundert, heute Symbol des Staates Israel in der Nationalflagge

Magid (»Verkündet«) Prediger, oft auch Wanderprediger (-redner).

Macke (von jidd. makko >Schlag, Stoß<) Tick, Fehler

Maloche (jidd. melocho >Arbeit, Werk<), schwere Arbeit (malochen - von jidd. melochnen)

Mammeloschen (jidd. mame; loschon >Zunge, Rede<) die Muttersprache Jiddisch

Ma(s)sel, Masen (jidd. masol = "Gestirn, Glücksstern") (unverdientes) Glück

Maseltow (Masseltow = »Gut Glück!«) Allgemeine Glückwunschformel.

Maukes, maukas (hebr. mocho = "er hat ausgelöscht") tot

Mauschelei heimliche Verabredung zum Nachteil Dritter

Mazze (Mazza, Pl. Mazzes, Mazzot) flaches Passahbrot, ungesäuert zum Andenken an den überstürzten Auszug aus Ägypten. Alljährlich wird ein Stück Mazze aufgehoben und »zum Gedächtnis« bis zum nächsten Passah (Pejssach) an sichtbarer Stelle aufbewahrt (»Gedächtnismazze«).

Mazzesinsel Der Wiener 2. Bezirk Leopoldstadt (jenseits des Donaukanals)

Meise (jidd. maase) überflüssiges Gerede, "eine Meise haben" - nicht bei Verstand sein

Melammed (Pl. Melamedim) Lehrer im Chejder (Elementarschule); muss verheiratet sein.

Menora siebenarmiger Leuchter nach dem Vorbild des Leuchters im 2. Tempel

Messias »Gesalbter«; seine Ankunft wird von frommen Juden täglich erwartet

Meschugge (hebr. m'schuggah = "irre, verwirrt") blöd, verrückt

Mesuse »Türpfosten«; (Plural Mesusot) die an den Türpfosten eines jüdischen Hauses geschlagene Kapsel mit einer Pergamentrolle, auf der der Text aus 5. Mose 6,4-9 und 11, 13-21 steht

mewulwe(l) (jidd. mewulbel sein - >verwirrt sein<) verwirrt

Mez(z)ie (jidd. mezio = "Fund") günstiger Kauf

Midrasch (hebr. »Forschung«) Plural Midraschim Auslegung des Alten Testaments nach den Regeln der jüdischen Schriftgelehrten.

mies (hebr. miuss = "garstig") schlecht, eklig - Miese: Minusbetrag, Defizit.

Mikwe (jidd. (Wasser)Sammlung), Rituelles Tauchbad jüdischer Frauen, seit ältesten Zeiten in jeder jüdischen Gemeinde.

milchdi(n)g mit milchigen Speisen in Berührung gekommen - Gegensatz: fleischdi(n)g

Minjen (hebr. Minjan »Zahl«, Pl. Minjanim) Zehnzahl religionsgesetzlich volljähriger Juden, die als Mindestzahl zur Abhaltung eines vollgültigen Gemeindegebets vorgeschrieben ist.

Mischna (»Wiederholung«) Die »mündliche« Lehre, zugleich mit der schriftlichen Lehre (Thora) gegeben und mündlich überliefert. Aufzeichnung um 200 n. Chr. abgeschlossen. — Bildet zusammen mit der Gemure (Gemara) den Talmud.

Misrach (Sonnenaufgang, Osten) Diese Himmelsrichtung hat für die Juden besondere Bedeutung, weil sich dort Israel befindet. Die Synagogen werden nach dieser Richtung gebaut. Aus diesem Grunde werden in der Synagoge (Schul) die an der »Misrachwand« gelegenen Sitze besonders geschätzt und teuer bezahlt. In den Wohnungen wird oft eine bemalte Tafel mit der Inschrift »Misrach« angebracht, um dem Betenden die Richtung nach Jerusalem anzuzeigen.

Mischpoche (hebr. mischpaha = "Familie") Familie, Verwandtschaft.

Mitzwe (Mizwa »Gebot«) göttliches Gebot, gottgefälliges Werk. Die erste Mitzwe der Hl. Schrift »Seid fruchtbar und mehret euch!«, daher Pflicht zur Ehe, Förderung von Eheschließungen.

Mo(i)re (jidd. mora >Angst< Pl. mores)

Mohel ein Fachmann, der die Beschneidung des acht Tage alten Knaben im Auftrag des Vaters durchführt

Moos (jidd. moo >Pfenning< Pl. moos >Geld<) Geld

Nafke (jidd. Prostituierte, Dame im Kartenspiel) Prostituierte

nebbich jüdisches Bejahungspartikel, Ausdruck des Mitleids. Als Substantiv: unbeholfener Mensch

Nebbochant (jidd. bocher = "Junggeselle") unbeholfener Typ, Nichtskönner.

Ner tamid »Ewiges Licht«, das früher im Tempel, heute in der Synagoge ununterbrochen brennt

Nudnik Langweiler (von russ. nudnyi - mühsam)

parwe Speisen, die weder fleischig noch milchig sind und mit beidem zusammen gegessen werden dürfen

Peie (Pl. Peies, hebr. peos »Ecken«), Peikeles, Schläfenlocke; nach altjüdischem Brauch nicht zu beschneiden.

Pejssach (Pessach »das Vorübergehen«) Passah, Osterfest. Siebentägiges, in der Diaqspora achttägiges (14.-21. Nissan) Erinnerungsfest an den Auszug der Juden aus Ägypten, nachdem der Todesengel an den jüdischen Häusern »vorübergegangen« war. Zur Erinnerung an das ungesäuerte Brot der eilig aus Ägypten aufgebrochenen Juden dürfen nur ungesäuerte »Mazzes« (s. d.) gegessen werden. Festmahl »Seder« (s. d.).

Pessach-Haggada Erzählung vom Auszug aus Ägypten, die am Seder-Abend zu Pessach vorgelesen wird

Pledern (jidd. plejderen = "fliehen") schnell fahren.

Pleite (jidd. plejtah = "Rettung", "Flucht") Bankrott.

Pofel (jidd. bafel = "minderwertiges Zeug") Schund.

Ponem (jidd. pono, Pl. ponim ="Gesicht") Gesicht.

Purim (»Lose«) Freudenfest; Erinnerung an die Errettung der Juden vor der Vernichtung durch den persischen Minister Haman zur Zeit Xerxes' (am 14. Adar = Februar, entspricht der Fastnacht). Purimgeschenke (»Schlachmones«), Gebäck (»Hamantaschen«). Verlesung der Esther-Rolle (»Megille«).

Rabbi »mein Lehrer, Meister«; Ehrentitel für Gesetzesgelehrte zur Talmud-Zeit; in Babylon Raw

Rabbiner von der Gemeinde angestellter Gesetzesgelehrter, in europäischen Gemeinden seit dem Mittelalter üblich

Ramsch (rabbinbisch ramma uth = Betrug) billige, wertlose Ware.

Reb Ehrentitel für Gebildete, Fromme oder auch nur ältere Männer (s. »Row«).

Rebach (jidd. rewach = "Erweiterung, Gewinn") kaufmännischer Gewinn.

Rebbe chassid. Führer (Zaddik), oft auch für den Melammed gebraucht.

Rebbezen (jidd: Rebbezin) Die Frau eines Rabbiners.

Roscheschune (Rosch-ha-Schana »Jahresanfang«) Jüdisches Neujahrsfest (am 1. und 2. Tischri = Herbst); als sehr ernstes Fest mit sehr langen Bußgebeten (in »Kittel und Häubel«) begangen.

Row (Pl. Rabbonim) Titel des Schriftgelehrten, des offiziellen Gemeinderabbiners; Anrede »Rabbi« (»mein Herr«).

Sabbat (Schabbes, hebr. Schabbat »Ruhe«) Siebenter Tag der Woche; Ruhetag mit sehr strengen Vorschriften über Vermeidung jeder Arbeit. (Unerlässliche Tätigkeiten besorgen NichtJuden = »Schabbesgoj«). Grußformel »Gut Schabbes!«

Sandler (hebr. zandik = "Tagedieb") arbeitsscheuer Vagabund.

Schabbes (jidd. schabbos >Ruhetag, Sabbat<) Sabbat

Schabbes-Goj Nichtjude, der am Schabbath die für Juden verbotenen Tätigkeiten übernimmt, z.B. das Anzünden von Licht;; Schabbesgoje - nichtjüdische Frau, Dienstmagd am Sabbat

Schachern (hebr. sahar = "Wanderhändler") handeln.

Schadchen (Pl. Schadchonim) Heiratsvermittler (hebr. Schadehen »Der gut zuredet« — zum »Schidduch« = Partie).

Schächter (von jidd. schochten) Der Gemeindebeamte, der Tiere nach den Vorschriften des jüd. Ritualgesetzes schlachtet.

Schammes (Pl. Schamossim, hebr. Schamasch) Diener, Synagogendiener

Schegez Christenbursche, Freund der --> Schickse, Schimpfwort für jüdische Burschen

Scheitel Perücke Verheiratete jüdische Frauen dürfen das eigene Haar nicht sehen lassen und tragen daher Perücken.

schicker (hebr. sikkor = "berauscht") betrunken.

Schickse nichtjüdisches Mädchen, Flittchen,

Schiwe sitzen (von jidd. schiwo >sieben<) auf niedrigen Stühlen sitzend Trauerwoche halten

Schlackenschammes, Schlattenschammes - Verballhornungen des jiddisch/hebräischen Begriffs "Schliach Schammes" (wörtlich: geschickter Diener), ursprünglich eine Bezeichnung für den christlichen Synagogendiener, der im Gegensatz zu orthodoxen Juden auch am Sabbat arbeiten konnte. Als Schlattenschammes war es dann im Rothwelschen eine Bezeichnung für den Gefängniskalfaktor und gelangte als abwertender Begriff für eine untergeordnete Tätigkeit in den allgemeinen Sprachgebrauch, kfm. Lehrling, Kaffeeholer

Schlamassel (jidd. schlimm-masol = "Schlimmer Stern, Unstern, kein Glück") Missgeschick, verfahrene Situation

Schlamastik missliche, verworrene Lage (wienerisch)

Schlemiel, Schlemihl Unglücksvogel, Pechvogel

Schma Jißroel, Schma Israel, »Höre Israel« (»Er unser Gott, Er ist Einer«); das heiligste Bekenntnis der Juden. Wird als letztes vor dem Tode gesprochen oder dem Sterbenden vorgesprochen; Ausruf des Erstaunens, der Erschütterung, der Beteuerung.

Schmäh (jidd. schema = "Erzählung") Gag, Pointe, Aufschneiderei

Schmiere stehen (hebr. schemira = "Wächter") bei einer Straftat den Aufpasser spielen

Schmattes (jidd. schmattes = "Fetzen") Trinkgeld, Geld, Schmiergeld.

Schmonzes (hebr. shemouth = "Gerücht") Herumgerede, dumme Ausrede.

Schmonzes Maronzes, Schmonzes Berjonzes Übertreibung, nichtssagende Worte

Schmonzette literarische Kleinigkeit, Zeitungsartikel

Schmu unerlaubter Gewinn, Betrug

Schmus (jidd. schmusen = "leere Reden führen") unnützes Gerede, Geschwätz

Schnorrer Wandernder Betteljude, sehr sparsamer Mensch

schofel (hebr. safal = "niedrig", "gemein") schäbig.

Schofer (Schejfer, hebr. Schofar) ausgehöhltes, gebogenes Hörn eines Widders oder einer Antilope, dessen Spitze zu einem einfachen Mundstück geformt ist. Das Schofar-Blasen beginnt im Monat El-lul (außer Schabbath) und erfolgt am Neujahrstag und am Ende des Versöhnungstags.

Scholem (Schalom) »Alejchem!« »Friede sei mit Euch!« Begrüßungsformel bei der Ankunft von Fremden oder verreisten Personen.

Schtetl (Pl. Schtetlech) Dorf, kleine Provinzstadt im alten Osteuropa

Schul (Schil) Bezeichnung der Synagoge. Männerschul und Frauenschul getrennt.

Seder (Sejder, »Ordnung«) Die Ordnung für die mit einer Fülle von Zeremonien und symbolischen Speisen verbundene Familienfeier an den ersten beiden Pejssach-Abenden, bei der u. a. den Teilnehmern geboten ist, vier Glas Wein zu trinken. Der Familienvater verliest die »Haggode« (s. d.). Der Prophet Elias wird ständig erwartet (Elias-Becher, offene Tür).

Sefardim von Sfarad = Spanien; Juden spanisch-portugiesischer Herkunft, im Unterschied zu den -» Aschkenasim

Septuaginta griechische Bibelübersetzung der Juden in Ägypten, seit 250 v. d. Z. entstanden

Sohar (Glanz) Das Hauptwerk der Kabbala, der mystischen Lehre des Judentums (wahrscheinlich im 13. Jahrhundert entstanden).

Streimel (Pl. Streimlach) breite Pelzmütze, die von geistlichen Personen, in einigen Teilen Osteuropas und heute in Israel auch von allen Männern, am Sabbat und an Festtagen getragen wurde.

Stuss (hebr. stuth = "Unsinn", Pl. Stussem) Unsinn, dummer Streich.

Sukka 1. Mischna-Ordnung; 2. Laubhütte, in der Juden während des siebentägigen, in der Diaspora achttägigen Laubhüttenfestes wohnen

Sukkot siebentägiges, in der Diaspora achttägiges Fest, s.o., zur Erinnerung an die Wanderung der Israeliten durch die Wüste

Synagoge (griechisch) a. »Ort der Versammlung«, b. »Ort des Betens«, c) »Lehrhaus«

Tach(e)les (jidd. tachlit = "Verhandlung") Geschäfte, Wesentliches, z.B. in: "Tachles reden".

tachletisch informell für: Wesentliches berührend

Taigatzen (jidd. de agah = "Sorge") etwas bereden, auch: "taigetzen".

Tallis (hebr. Tallit, »Gebetsmantel«) viereckiger, weißer Überwurf aus Wolle oder Seide mit Schaufäden an den Ecken, der von den Juden zum Morgengebet und bei feierlichen Zeremonien über den Kopf gezogen wird. (= Großer Talis »Tallit gadol«).

Talmud »Lernen, Lehre, Studium« Kompendium der mündlich überlieferten Lehre (Auslegung) des Mosaischen Gesetzes, um 500 n. Chr. abgeschlossen. Umfasst Mischna und Gemara (»Gemure«, daher oft auch nur »G« genannt).

Taschlich jüdischer Festtagsbrauch am Tag nach Rosch-Ha-Schana: Die Gläubigen begeben sich möglichst kurz vor Sonnenuntergang an ein Gewässer (Bach, Fluss, See, Meer, Brunnen oder Quelle), schütteln ihre Kleider aus und werfen alle Krümel, die sich in ihren Taschen befinden, ins Wasser, wodurch sie symbolisch die abgeschüttelten Sünden versenken.

Tate Vater. Koseform: Tateleben

Tefillin (Tefillen) Gebetsriemen (Phylakterien), von erwachsenen Juden bei Verrichtung des Morgengebets an Stirn und entblößten linken Oberarm angelegt (daher »Tfillin legen«); enthalten in Kästchen vier Bibelverse als Symbol, dass der Jude in buchstäblicher Erfüllung des Gebots (2. Mose X3, 9) dem Schöpfer mit Herz und Hand ergeben ist. »Tfillinbeutel«.

Thora (Toire) »Lehre« Mosaische Lehre = fünf Bücher Mosis (Pentateuch), für gottesdienstlichen Gebrauch auf Rollen (Megille) geschrieben, die im Aron ha-Kodesch (s. d.) aufbewahrt werden.

Thora-Schrein (Aron ha-kodesch); Schrank bzw. architektonisch gestaltete Nische mit Schrank zur Aufbewahrung der Thora-Rollen in der Synagoge

Tinnef (jidd. tinneph >Kot, Unflat<) schlechte Qualität, wertloses Zeug, Unsinn

Tischri Erster Monat des jüd. Kalenders, ungefähr dem September—Oktober entsprechend.

Toches (jidd. tachat = "unten") Gesäß.

trefe, treife (jidd. trepho >unrein<) unrein, Beichnung für Unkoscheres, nicht nur Lebensmittel

Tschali (jidd. challa = "Opferkuchenteig") verloren, verschwunden z.B. in: "es ist tschali gegangen"

Tschechern (hebt. schochar = "trinken") trinken, Tschecherl, Tschocherl = kleines Gasthaus, Beisel.

Überchochmezen (hebr. chacham = "der Weise") tüfteln, überklügeln, überchochmetzt: übertrieben, unverständlich.

unbetamt geistlos, geschmacklos;

Untam ungeschickter, unbeholfener Mensch

vermasseln verderben, vereiteln

Wanderung nach dem Tode Nach dem jüd. Volksglauben wandern die jüd. Toten nach der Beerdigung unterirdisch nach Jerusalem.

Zaddik (»Gerechter«) Wundertätiger Rabbi (Rebbe) der Chassidim. Bezeichnung nach dem Wohnort; z. Sadagorer Rebbe.

Zion a) der Berg, auf dem der Tempel in Jerusalem stand; b) symbolisch für Jerusalem und das Land Israel

Zizith, Plural Zizijot »Schaufäden«, die am -» Tallith befestigt sind

zocken (jidd. zchoken >spielen, scherzen<) Glücksspiele spielen

Zoff (jidd. soph >Ende<) Ärger, Zank

Zores (hebr. zoroth = "Sorgen") Probleme, Schwierigkeiten, Ärger

Redaktion: Peter Diem Helga Maria Wolf 6.8.2011


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