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Landespatron und Landesfeiertag#

von Peter Diem

In einer freundlichen Stellungnahme des Amtes der Kärntner Landesregierung vom 28. 10. 1986 an den Verfasser heißt es:

Domitian
Foto: Popie. Aus: Wikicommons unter CC
Anstelle eines offiziellen Landesfeiertages gibt es in Kärnten deren zwei halboffizielle: zunächst den Patroziniumstag des Hl. Josef Nährvater, Kärntner Landespatron, am 19. 3., sowie der 10. Oktober als Gedenktag an die für die Landeseinheit entscheidende Kärntner Volksabstimung des Jahres 1920. Aus den regional verehrten Heiligen wuchs seit dem 17. Jahrhundert der Kirchengründer Domitian unter kräftiger Propaganda der Jesuiten, in deren Herrschaft Millstatt sich das Zentrum seines Kultes befand und der sich ins jesuitische Ideologiekonzept einfügte, zu einem Quasi-Landespatron.

Der von den Habsburgern seit dem 17. Jahrhundert zentralistisch geförderte, ja fast verordnete Josefs-Kult, der in Kärnten keine tieferen historischen Wurzeln hat, führte zu einer längeren „Zweigleisigkeit": hier die sich auf die Landestradition berufenden Stände mit Domitian, dort der habsburgische Landesfürst mit Josef. Da die Kanonisierung Domitians nach der Aufhebung der Jesuiten scheiterte und die Josefsverehrung im 19. Jahrhundert allgemein einen Höhepunkt erreichte, finden wir etwa seit dem späten 18. Jahrhundert den Hl. Josef Nährvater bis zur Gegenwart als Landespatron.

Die kirchliche Josefsverehrung in Kärnten konzentriert sich heute auf zwei Kultstätten: St. Josef im Lavanttal, erbaut 1687 auf dem 700 Meter hohen Josefsberg südlich von St. Paul, wo jährlich eine Bergwallfahrt stattfindet, und St. Josef auf der Tratten bei Bodensdorf am Ossiachersee. Nicht eben üppig für einen offiziellen Landespatron - oder eben ein Zeichen dafür, dass der Josefskult von den Kärntnern doch als von Wien aus oktroyiert empfunden wurde.

Welche Bewandtnis es mit Josef dem Nährvater als Schutzheiligen von Kärnten hat, wissen wir also. Wer aber war jener von den Jesuiten so geförderte Domitian? Das Österreich-Lexikon (Wien 1969) nennt Domitian einen „legendären Slawen-Herzog von Kärnten aus dem 9. Jahrhundert, dem die Gründung des Klosters Millstatt zugeschrieben wurde". Das Fest des „Heiligen" sei der 5. Februar.

Mehr erfahren wir aus dem Kunstführer Kärnten:
--> Marianne Mehling (Hg.), Knaurs Kulturführer in Farbe. Kärnten. München 1984, 140 ff.

Bild 'millstatt'
Eine von drei Etymologien des Wortes „Millstatt" - die historisch unwahrscheinlichste, aber attraktivste - lautet „mille statuae" und bezieht sich auf einen heidnischen Herzog namens Domitian, der nach seiner Bekehrung zum Christentum einen Tempel mit tausend Statuen, also Götzenbildern, zerstören habe lassen. Die Sage wird im Wappen von Millstatt durch drei mit Tierköpfen bekrönte Säulen wachgehalten. Ob dieser Herzog mit jenem Domitian identisch ist, der am Hof des Salzburger Bischofs Virgil erzogen wurde, wird sich wohl nie klären lassen. Jedenfalls kam den Benediktinermönchen diese Gestalt als Kirchengründer sehr zupass, da sie mit den Nachfolgern des tatsächlichen Klostergründers Aribo, den Görzer Grafen und Vögten Millstatts, immer wieder Schwierigkeiten hatten. Alle drei in Millstatt tätigen Orden, Benediktiner, Georgsritter und Jesuiten, versuchten, dem von ihnen verehrten Stifter die Würde eines Heiligen zu verschaffen. Wenn sie dies auch - trotz der Mitwirkung von Kaiserin Maria Theresia - nicht zuwege brachten, so birgt dennoch der Altar der Domitianskapelle in der wegen ihrer romanischen Bauplastik berühmten Millstätter Kirche einen Glasschrein mit den Reliquien des Herzogs und seiner Gemahlin sowie weitere künstlerische Darstellungen des „Quasiheiligen" und „Quasilandespatrons".

Neben den genannten beiden männlichen Fürbittern verfügt Kärnten jedoch auch über eine „geistliche Landesmutter", die hl. Hemma von Gurk. Man wird wohl nicht fehlgehen, wenn man annimmt, dass sie im Volksglauben stärker verankert ist als ihre beiden „Kollegen". Geboren um 980 und gestorben am 29. Juni 1045, war die hl. Hemma von Gurk eine geborene Gräfin von Friesach-Zeltschach. Sie war wahrscheinlich sogar mit Kaiser Heinrich II. (1002-1024) verwandt. Verheiratet war sie mit dem untersteirischen Grafen Wilhelm von der Sann. Der glücklichen Ehe entstammten zwei Söhne, die jedoch beide einen frühen Tod von der Hand aufrührerischer Bergknappen fanden. Hemma verlor 1036 auch ihren Gemahl, der im Kampf gegen Rebellen fiel, die sich gegen seinen kaiserlichen Verwandten erhoben hatten. Verwitwet und ohne Erben, stiftete Hemma ihr gesamtes Vermögen der Kirche, indem sie die Stifte Admont und Gurk errichtete. Admont wurde von den Benediktinern, Gurk von Benediktinerinnen vom Salzburger Nonnberg 1043 besiedelt. Da sich das Kloster in Gurk nicht so recht entwickeln wollte, löste es Erzbischof Gebhard von Salzburg 1072 auf und weihte Gunther von Krappfeld zum ersten Bischof in Gurk. 1787 wurde der Bischofssitz nach Klagenfurt verlegt. Der Dombau geht auf die kraftvolle Persönlichkeit von Bischof Roman (1131-1167) zurück. Der Dom von Gurk, das bedeutendste romanische Bauwerk Österreichs, wurde um 1140 begonnen und um 1180 vollendet. 1174 wurden die Gebeine Hemmas in die von genau hundert Säulen getragene, 400 Quadratmeter große Krypta, einen den Besucher in seiner Würde überwältigenden Sakralbau, transferiert.

Hemmas Gebeine ruhen in einem romanischen Steinsarg auf seltsam fremdartigen Köpfen. Aufgrund zahlreicher wunderbarer Erscheinungen wurde Hemmas Grab schon sehr früh zum beliebten Wallfahrtsziel. Gläubigen Frauen galt das Durchkriechen unter dem Sarkophag als ein Mittel für Kindersegen und eine gute Geburt. Von dem aus Grünschiefer bestehenden „Hemmastein" soll die Klostergründerin den Baufortgang überwacht haben. Der gläubige Pilger, der sich auf diesem Stein niederlässt, darf hoffen, dass ihm ein Wunsch in Erfüllung geht. Mit dem „Hemmaring", der aus dem Besitz der Heiligen stammen soll, wird am Hemmatag vom Abt von Admont der Augensegen gespendet, ein Brauch, der auch in anderen Orten Österreichs durchaus üblich ist.

Die Verehrung der heiligmäßigen Gräfin strahlte über Admont und Gurk bis nach Slowenien und Kroatien aus. Hemma von Gurk wurde 1287 seliggesprochen.

Der Heiligsprechungsprozess wurde zwar 1466 begonnen, aber erst fast ein halbes Jahrtausend später abgeschlossen: zu Beginn eines für unser Vaterland schicksalsschweren Jahres, am 5. Jänner 1938, erhob Rom die „Kärntner Landesmutter" offiziell zur Ehre der Altäre.


Der Festtag der hl. Hemma von Gurk ist der 27. Juni. Ihre Attribute sind Kopftuch und eine doppeltürmige Kirche (Dom zu Gurk). Obwohl sie eigentlich Patronin der Augenleidenden und werdenden Mütter ist, haben nach dem Zweiten Weltkrieg auch viele Kriegerwitwen, die sich des persönlichen Schicksals der Heiligen entsannen, Trost und Hilfe bei ihr gesucht.

Mit dem Ring der hl. Hemma wird jedes Jahr im Juni auch in der Wiener Pfarre Mariahilf der Augensegen gespendet.

Bekanntheit des Kärntner Landespatrons 1993

#

       hl. Josef  andere  weiß nicht
bis 29        29      24      48
bis 49        32      41      27
ab 50        59      11      30
Total         41      24      34

Quelle: Integral-Telephonumfrage Jänner 1993, n = 70

Der 10. Oktober als Landesfeiertag#

Im Herbst 1992 lösten die Kärntner Zeitungen mit Unterschriftenaktionen eine breit angelegte Kampagne zur Einführung eines arbeitsfreien Landesfeiertages am 10. Oktober aus. Alle politischen Gruppierungen sprachen sich dafür aus. Am 1. Oktober 1992 verabschiedete der Kärntner Landtag eine einstimmige Resolution an das Parlament, den 10. Oktober in Kärnten zum gesetzlichen Feiertag zu erklären. Der Jahrestag der Volksabstimmung war seit 1945 inoffizieller Gedenk- und Feiertag, an dem die Schulen geschlossen blieben. In der Zeit des Ständestaates bis hinein in den Zweiten Weltkrieg war dieser Tag sogar offiziell arbeitsfrei. Erst die Kriegswirtschaft machte seine Abschaffung notwendig. Wirtschaftliche Erwägungen sind es auch heute, die gegen die Einführung eines weiteren arbeitsfreien Tages sprechen. Auf Bundesebene kommt dann noch eine gewisse ideologisch-politische Zurückhaltung dazu.

Nach einer Umfrage des Instituts OGM im Dezember 1993 (n = 501) befürworteten 67 Prozent der Kärntner einen arbeitsfreien Feiertag am 10. Oktober, wobei sich vor allem Anhänger von SPÖ und FPÖ dafür aussprachen. 26 Prozent der Kärntner lehnten
den Feiertag aus wirtschaftlichen Erwägungen ab. Besonders stark war die Gegnerschaft in der Bevölkerungsgruppe mit der höchsten formalen Bildung (53 Prozent).

Sonstige Symbole Kärntens#

Neben der als besonders harmonisch empfundenen Landschaft, der Schönheit der Seen und Berge, wird von den Kärntnern auch die eigene Lebensart als besonders charakteristisch für das südlichste der österreichischen Bundesländer bezeichnet.

Bild 'ktn'
Foto: P. Diem
Foto: P. Diem
Das eindrucksvolle, büffelhorngeschmückte Dreilöwenwappen ist mit 10 Prozent (gleicher Wert wie der Tiroler Adler bei den Tirolern) relativ stark im Bewusstsein der Kärntner verankert. Das hängt mit dem Selbstbewusstsein Kärntens als altem Herzogtum und vielleicht auch mit den beiden Wappensälen im Landhaus zusammen, die mitsammen nicht weniger als 963 Wappendarstellungen aufweisen.

Daneben nimmt das Klagenfurter Lindwurmdenkmal mit 20 Prozent einen Spitzenwert unter den sonstigen Landessymbolen Österreichs ein - vergleichbar nur mit dem Wert von 20 Prozent für Mariazell

(Quelle: Integral-Umfrage „Symbole für Österreich", 1993, n = 1.000).