Der Löwe#
von Peter DiemFotos: P. Diem
Der Löwe ist zusammen mit dem Adler das häufigste Wappentier. Als „König der Wüste" gilt der Löwe (Panthera Leo) seit alters her als der Herrscher über die Tiere der Erde, während der Adler als der König der Vögel angesehen wird. Wie alle Herrschersymbole steht der Löwe in engem Bezug zur Sonne: sie glänzt aus seinen Augen, findet sich wieder in seiner strahlenartigen Mähne und in der goldgelben Farbe seines Felles. Im alten Ägypten stellte der Löwe mit der Sonnenscheibe auf dem Kopf den Gott Re dar, die Könige wurden als Löwen oder Sphinxen dargestellt. Im Mithraskult symbolisiert der Löwe die Sonne selbst. Im Buddhismus verteidigt er das Recht und symbolisiert die Weisheit. Wenn Herakles den Löwen besiegt, so soll damit die Herrschaft des menschlichen Geistes über die animalische Natur ausgedrückt werden. Ebenso zerreißt Simson einen Löwen (Richter 14,5 ff.).
Bei den Griechen galt der Löwe als Symbol des Mutes. So wurde nach der Schlacht bei den Thermopylen für Leonidas ein steinerner Löwe errichtet. Ein 1166 in Braunschweig errichtetes Löwendenkmal (links) erinnert an Herzog Heinrich den Löwen (1129-1195).
Der „Physiologus" (s.a. im Beitrag über die Symbole der Steiermark,) sagt vom Löwen, "dass er niemals seine Augen schließe und daher eine enge Beziehung zum Licht habe". Oder: "Die Löwin bringe ihr Junges tot zur Welt und wache bei demselben drei Tage lang, bis der Vater komme und ihm den Lebensatem einblase."
Der Löwe umgibt als Symbol der Macht und Weisheit die Throne der Herrscher und bewacht, als Licht-Tier, die Dämonen abwehrend, Tempel und Gräber. Daher ist er auch Symbol der Wachsamkeit - übrigens besonders schön zu sehen am Kenotaph Rudolfs IV., des Stifters im Wiener Stephansdom. An zahllosen Bauten auf der ganzen Welt bewachen - meist zwei - Löwen die Eingangstore.
Der von Anton Dominik von Fernkorn in Stein gehauene „Löwe von Aspern" erinnert an die blutige Schlacht bei Aspern und Eßling, bei der am 21. und 22. Mai 1809 23.000 Österreicher und 44.000 Franzosen ihr Leben ließen.
Die Bibel nennt Christus den „Löwen von Juda"; es heißt in Offenbarung 5,5:
„Da sagte einer der Ältesten zu mir: ,Hör auf zu weinen! Der Löwe aus Judas Stamm und Nachkomme Davids hat den Sieg errungen. Er kann die sieben Siegel aufbrechen und das Buch öffnen."
Der Löwe ist das Symbol des Evangelisten Markus: er vereinigt in dieser Rolle kosmologische und christologische Elemente, da er die Herrscherrolle Christi besonders betont. Einen Großteil seines Symbolgehaltes verdankt der Löwe auch seinem Vorkommen als fünftes Zeichen im Tierkreis der Astrologie. Er steht im Hochsommer, zur Zeit der stärksten Sonnenkraft, vor der sich nun alle anderen Tiere verbergen. In negativer Konnotation wird der Löwe als Menschenverschlinger dargestellt und gilt somit als Träger einer strafenden Macht. Kämpft er mit einem anderen Tier, so kann das Ausdruck kosmischer Erscheinungen oder des Ringens des Guten mit dem Bösen sein. So galt der „Leo Belgicus" als Symbol der Niederländer im Kampf gegen die spanischen Unterdrücker.
Als besonders aggressiv erweist sich der Löwe als Wappentier der 2007 gegründeten rechtsextremen "Ungarische Garde". Er wird neunmal im altungarischen Wappen und weiß auf schwarz am Uniformrücken getragen.
Während in Nordeuropa und Großbritannien der Löwe das häufigere Wappentier ist, weil er dort als „höherwertiger" angesehen wurde, dominiert in Österreich, Deutschland und Südeuropa der Adler.
Zwei österreichische Bundesländer führen den Löwen in ihrem Wappen: Salzburg einen schwarzen steigenden („zum Grimmen geschickten") Löwen, Kärnten drei stehende Löwen.