Symbole Niederösterreichs#
Landeswappen und Landesfarben#
von Peter DiemNiederösterreichische Landesverfassung (1979), Artikel 7
Landessymbole, Landespartron und Landesfeiertag
(1) Das Landeswappen besteht aus einem blauen Schild, der eine goldene Mauerkrone mit drei sichtbaren Zinnen trägt und in welchem sich fünf goldene Adler, je zwei gegeneinander und einer nach links gewendet, befinden.
(2) Die Landesfarben sind blau-gelb.
(3) Durch Gesetz ist eine Landeshymne zu bestimmen.
(4) Das Landessiegel weist das Landeswappen mit der Umschrift „Land Niederösterreich" auf.
(5) Durch Gesetz sind die näheren Bestimmungen über die Verwendung des Landeswappens, der Landesfarben und des Landessiegels zu treffen.
(6) Landespatron ist der Heilige Leopold. Landesfeiertag ist der 15. November
Die Durchsetzung des Fünfadlerwappens erfolgte aber erst in der Zeit Herzog Rudolfs IV., des Stifters, (1358-1365). Nach der ausführlichen Abhandlung Andreas Kusternigs findet sich die erste Darstellung auf einem herzoglichen Siegel vom 9. Juli 1359. Für das Fünfadlerwappen bürgerte sich in der Folge der Begriff „Alt-Österreich" ein, während der (eigentlich ältere) Bindenschild „Neu-Österreich" genannt wurde. Doch zurück zum Aussehen dieses Wappens bei seinem ersten Auftreten: Herzog Heinrich II. „Jasomirgott" wird in einem dieser Klosterneuburger Glasfenster flankiert von einem Fünfadlerwappen, vom österreichischen Bindenschild und von einem Sechsadlerwappen, wobei die Adler beide Male in gelb auf schwarz dargestellt sind. Steht also weder die Grundfarbe noch die Fünfzahl von vornherein fest? Offenbar gibt es kein festes Muster für die Anordnung bzw. Blickrichtung der Adler - sind es überhaupt Adler und nicht Lerchen? Derlei Fragen sollten bis in unsere Zeit hinein die Gemüter erregen.
Floridus Röhrig, Das niederösterreichische Landeswappen - seine Entstehung und Bedeutung. St. Pölten 1980
Andreas Kusternig (Hg.): Adler und Rot-Weiß-Rot. Symbole aus Niederösterreich. Katalog des Niederösterreichischen Landesmuseums, Neue Folge Nr. 174, Wien 1986, 55 ff.
Die gestern noch im steilen Maßwerk glühte,
Die unnahbaren Scheiben, die uralten,
Darf ich dem Stein entlösen und behüten
Und wie ein Bleibsel kühl in Händen halten.
Auf meinem Werktisch liegen sie wie graue,
Verstaubte Bretter; ein Gewirr von Ruten.
Nur wenn ich eine an das Fenster baue,
Steh' ich verzaubert in den Farbengluten
Bei größeren Darstellungen, wie etwa auf einem Chorfenster in St. Stephan, war die blaue Grundfarbe dann kein Problem mehr. Auch die dem Wappenschild am besten entsprechende Anordnung der Adler (2-2-1) findet sich an diesem etwa zehn Jahre jüngeren Glasfenster. Für die Farbkombination blau-gelb und die Verbindung der fünf Adler mit Leopold dem Heiligen sprechen auch insgesamt dreizehn Stoffstücke von einem Ornat, die im Stift Klosterneuburg aufbewahrt werden. Sie werden um 1260 datiert und zeigen u. a.goldene, stark gefiederte Vögel, gestickt auf blauen Seidenrips. Bis Anfang unseres Jahrhunderts bildeten sie den sogenannten „Markgrafen-Ornat", in dem der Landesfürst empfangen wurde, wenn er Klosterneuburg einen Besuch abstattete. Aus diesem Stoffmuster schloss man auf den Waffenrock bzw. den Schild Leopolds des Heiligen. Und so entstand in Klosterneuburg das niederösterreichische Landeswappen, ähnlich wie das französische Lilienwappen aus einem mit Lilien bestreuten mittelalterlichen Stoff entstanden ist. Entgegen früherer Auffassung könnte es sich bei den erwähnten Stoffresten aber nicht um ein französisches, sondern um ein sizilianisches Erzeugnis handeln. Wird man bei dieser Beschreibung nicht unwillkürlich an den Krönungsmantel der römisch-deutschen Kaiser aus der Wiener Schatzkammer erinnert? An jenes erhabene, über drei Meter breite, rotbraune Pluviale, hergestellt 1133 in der königlichen Werkstatt von Palermo von arabischen Künstlern, wie seine kufische Inschrift (= arabische „Blockbuchstaben") beweist? Wird es sich vielleicht irgend einmal herausstellen, dass der 1220 bei der Kaiserkrönung Friedrichs II. in Rom erstmals verwendete, innen mit "Vogelstoff" gefütterte Krönungsmantel und die bescheidenen, ebenfalls mit Vögeln und Palmen besetzten Brokatstücke aus dem Stiftschatz Klosterneuburgs aus der gleichen Schule arabischen Kunstgewerbes stammen? Christlicher Kaiser und Kreuzfahrer, frommer Markgraf und Kreuzzugverweigerer, beide gehüllt in sarazenische Seide: eine interessante Spekulation, jedenfalls aber ein Anreiz dazu, sich stärker auf den arabischen Einfluss auf unsere Kultur zu besinnen.
Sigrid Hunke, Allahs Sonne über dem Abendland, a. a. O.
Floridus Röhrig fasst seine Nachforschungen mit der Feststellung zusammen, dass der Fünfadlerschild in Klosterneuburg höchstwahrscheinlich als apokryphes Wappen (Phantasiewappen) des hl. Leopold geschaffen wurde. Das Wappen tritt im 15. Jahrhundert öfter auf: Aus dem ersten Jahrzehnt stammt seine Darstellung în der Sohlbank am Südturm von St. Stephan, zusammen mit dem Bindenschild sowie den Wappen von Steiermark und Oberösterreich (Abb. links). Auch am aufwendig gestalteten Hochgrab Friedrichs III. im Apostelchor des Domes, errichtet 1463 bis 1513, findet sich eine Darstellung des hl. Leopold mit dem Fünfadlerschild. Auf der Grabplatte, die den Leichnam des 1493 verstorbenen Herrschers deckt, ist das Wappen „AltÖsterreichs" in vollendeter Form dargestellt: zur Linken des Kaisers, seinem Herzen am nächsten und gespiegelt zum Doppeladler des Reiches, trägt der Fünfadlerschild die Erzherzogskrone. Die Helmzier bildet ein gekrönter Adler mit Adlerflug, der das Motto Friedrichs „AEIOU" auf
einem Schriftband im Schnabel hält (Abb.)
Karl Lechner, Wappen und Farben des Gaues Niederdonau in seiner historischen Entwicklung. Gaupresseamt Niederdonau der NSDAP, Heft 68-70. St. Pölten 1942
Jener Anordnung der Adler, in welcher diese einander anblicken, begegnen wir ein Jahr davor im „Wappenbuch der österreichischen Herzöge" von 1445. Mit der Bezeichnung „Alt-Österreich" hatte das blau-goldene Leopoldswappen zu eben dieser Zeit eindeutig schon den Charakter eines Landeswappens. Dies lässt sich u. a. auch durch den von Bindenschild und Fünfadlerwappen gespaltenen und noch heute erhaltenen Siegelstempel der Stadt Zwettl (1443) nachweisen.
Auf der eindrucksvollen Wappenwand der St. Georgskirche zu Wiener Neustadt finden sich die fünf Adler ebenso wie auf einem Totenschild für Friedrichs Bruder Albrecht (1463, im Historischen Museum der Stadt Wien) oder am Fuß der 1470 an der Klosterneuburger Kirche errichteten lebensgroßen Statue Leopolds des Heiligen. Nach Stiftung des berühmten Erzherzogshutes von Klosterneuburg im Jahre 1616 wurde die frühere Schildbekrönung (Adlerkopf und Adlerflug) durch die heraldische Darstellung des Erzherzogshutes ersetzt, doch kam der Erzherzogshut auch schon davor ab und zu als Bekrönung vor. Am 11. August 1804, als Franz II. den Titel eines „Kaisers von Österreich" annahm und der einfache Bindenschild zum „nunmehrigen Wapen des Allerdurchlauchtigsten Hauses Oesterreich" erhoben wurde, wurde auch das Fünfadlerwappen für das Erzherzogtum unter der Enns wie folgt blasoniert: „fünf güldene Adler, im blauen Feld, zu zwei und zwei zusammensehend, der unterste Adler ist rechtsgekehrt". Nach dieser Beschreibung wurde 1805 auch ein neues Siegel der niederösterreichischen Stände geschaffen, das als Bekrönung eine siebenzackige, einbügelige Krone aufwies. 1836, im Jahr nach der Thronbesteigung durch Ferdinand I., erfolgte wieder eine Neuregelung des österreichischen Wappens. Auf dessen „Nebenmittelschild" oberhalb des österreichischen Hauswappens erhielt das Fünfadlerwappen eine bevorzugte zentrale Stellung. Es bildete "einen blauen Mittelschild, welcher den Erzherzogshut trägt und worin fünf goldene Adler (irrig Lerchen genannt) je zwey gegeneinander gewendet und einer gestellt sind (Österreich unter der Enns)". Diese Form blieb bis zum Ende der Monarchie bestehen.
Mit der Schaffung einer neuen Landesverfassung am 30. 11. 1920 wurde der Erzherzogshut durch das Zeichen des republikanischen Bürgertums, die Stadtmauerkrone, die ja auch im Bundeswappen enthalten ist, ersetzt. (Für Karl Lechner übrigens einevöllig widersinnige Vorgangsweise, „da ein Land nicht mit einer Mauer umgeben sein kann". a. a. O., 48)
Die diesbezügliche Bestimmung der Landesverfassung im Artikel 9 lautete:
Das Wappen des Landes Niederösterreich-Land besteht aus einem blauen Schilde, welcher eine goldene Mauerkrone mit drei sichtbaren Zinnen trägt und worin fünf goldene Adler, je zwei gegeneinander gewendet und einer nach links gestellt, sind.
Die Farben des Landes Niederösterreich-Land sind gelb-blau.
Das Landessiegel weist das Landeswappen mit der Umschrift „Niederösterreich-Land" auf.
Bei der Wiederverlautbarung der Landesverfassung im Jahre 1930 wurde der Begriff „Niederösterreich-Land" durch die Bezeichnung „Niederösterreich" ersetzt, sonst blieb die Beschreibung des Wappens und der Landesfarben unverändert. Der Ständestaat promulgierte am 31. Oktober 1934 eine neue Landesverfassung, die mit nachstehender Anrufung des niederösterreichischen Landespatrons eingeleitet wurde:
"Heiliger Leopold, Schutzpatron, bitte bei Gott dem Allmächtigen um Segen und Wohlfahrt für das Land Niederösterreich und seine Bewohnerschaft, die hiemit durch ihre Vertreter folgende Landesverfassung erhält".
Der neue Artikel 9 lautete wie folgt:
(1) Das Wappen des Landes Niederösterreich besteht aus einem blauen Schilde, welcher eine goldene Mauerkrone mit drei sichtbaren Zinnen trägt und worin fünf goldene Adler, je zwei gegeneinander und einer nach rechts gewendet, sind.
(2) Die Farben des Landes Niederösterreich sind blau-gelb.
(3) Das Landessiegel weist das Landeswappen mit der Unterschrift „Niederösterreich" auf.
(4) Der Festtag des Hl. Leopold, 15. November, ist Landesfeiertag.
Wir bemerken vier Modifikationen gegenüber der Heraldik der Ersten Republik:
1. Der „fünfte Adler" wird als „nach rechts gewendet" beschrieben.
2. Die Reihenfolge der Landesfarben wurde umgedreht (siehe unten).
3. Im Siegel wurde aus der „Umschrift" eine „Unterschrift".
4. Der „Leopolditag" wurde verfassungsgesetzlicher Landesfeiertag.
Lechner weist darauf hin, dass nach der Ersten Durchführungsverordnung zum Ostmarkgesetz (1939) auch in der Zeit des „Großdeutschen Reiches" die Reichsgaue als Selbstverwaltungskörperschaften dazu berechtigt waren, eigene Wappen zu führen.
Lechner, a. a. O., 45 f.
Seine Ausführungen sollten letztlich die wissenschaftliche Grundlage für die Schaffung dieses „Reichsgauwappens" bilden, wozu es aber nicht mehr gekommen sein dürfte. Durch die vorläufige Verfassung und das Verfassungsüberleitungsgesetz wurde
1945 die Landesverfassung von 1930 wieder in Kraft gesetzt, damit auch die Beschreibung des Landeswappens und der Landesfarben von 1930. Damit schien der hl. Leopold nicht mehr in der Verfassung auf, in die ihn der „christlich-deutsche Ständestaat" doppelt Einzug halten hatte lassen, und die Landesfarben wurden wieder einmal umgedreht. 1954 kam es zu einer symbolpublizistisch sehr interessanten gesetzgeberischen Initiative: Auf Antrag des Abgeordneten Stangler u. a. wurde der Text des Absatzes 2 in Artikel 9 der 1945 wieder eingeführten niederösterreichischen Landesverfassung von 1930 geändert in:
Die Farben des Landes Niederösterreich sind blau-gelb.
Endlich hatte man sich die Mühe gemacht nachzuforschen, ob Blau-Gelb oder Gelb-Blau die richtige Reihenfolge sei. Bei Karl Lechner fanden sich die notwendigen Hinweise: Bis in die Biedermeierzeit hinein gab es keine brauchbaren Angaben. Erst 1844, auf der Basis des schon erwähnten Hofkanzleidekrets vom 22. August 1836, fand sich im „Austria-Kalender" eine Tafel mit den Farben aller kaiserlichen Provinzen. Für Niederösterreich wurde Blau-Gelb angegeben, und das blieb auch die Reihenfolge bis 1902. Im Jahr 1903 wurden die Farben Niederösterreichs wie auch jene anderer Kronländer plötzlich vertauscht - ein zunächst unerklärlicher Vorgang. Ein Blick in das Werk Karl Lechners hilft, das Rätsel zu lösen. Bei der Erstellung des Amtskalenders hatte man zu Beginn des Jahrhunderts an der richtigen Reihenfolge der Farben gezweifelt und eine Anfrage an das Ministerium des Inneren gerichtet. Nach Stellungnahmen des Adelsarchivs und der anderen Statthaltereien konzipierte das Ministerium eine Antwort an die niederösterreichischen Anfragesteller, nach welcher die Landesfarben „usuell blau-gold" seien. Doch am 29. August 1902 führte ein Promemoria des damaligen Wappenzensors im Ministerium, Heinrich Seydl, zu einer gegenteiligen Entscheidung. Nach Seydls heraldischer Auffassung war die Farbe des Wappentiers wichtiger als die Farbe des Schildes. Er dachte hiebei wohl an die kaiserliche Farbkombination Schwarz-Gelb, die sich ja vom schwarzen Reichsadler in Gold ableitet, oder auch an das Weiß-Grün der Steiermark, deren Farben ihre Reihenfolge offenbar dem silbernen Panther im grünen Feld verdanken. Demgemäß wurde das Land Niederösterreich mündlich darüber informiert, dass Gold/Gelb die vornehmere Farbe sei und die Farben des Landes daher Gold-Blau zu sein hätten. Unser Gewährsmann Karl Lechner schließt die Darstellung dieses Vorganges mit der Bemerkung ab, dass es nirgendwo in der wissenschaftlichen Heraldik eine derartige Regel gegeben habe. Im Grunde sei die Farbe des Schildes die weithin sichtbare Farbe und daher die führende. (1) Das niederösterreichische Wappen ist das einzige österreichische Landeswappen, in dem Blau vorkommt. Es ist natürlich zu weit hergeholt, im Blau des Landeswappens ein Symbol für das Blau der Donau zu sehen, die Niederösterreich von der Westgrenze bis zur Ostgrenze durchfließt. Denken wir an die zweite Wappenfarbe, das Gold bzw. Gelb, so mag uns Franz Grillparzer einfallen, der im dritten Akt von „König Ottokars Glück und Ende" Ottokar von Horneck schwärmen läßt von jenem „guten Land":
Mit hellem Wiesengrün und Saatengold,
Von Lein und Safran gelb und blau gestickt,
Von Blumen süß durchwürzt und edlem Kraut,
Schweift es in breitgestreckten Tälern hin -
Ein voller Blumenstrauß, soweit es reicht,
Vom Silberband der Donau rings umwunden -
Hebt sich 's empor zu Hügeln voller Wein,
Wo auf und auf die goldne Traube hängt,
Und schwellend reift in Gottes Sonnenglanze;
Der dunkle Wald voll Jagdlust krönt das Ganze.
(Ob die Donau überhaupt und wenn ja, wann, blau ist, ist eine alte Streitfrage. Alfred Polgar, der 1873 in Wien geborene Essayist und Theaterkritiker, der u. a. in Berlin wirkte, 1938 zur Emigration gezwungen wurde und 1955 in Zürich starb, löste sie mit folgendem Bonmot: „Die Österreicher sind so deutsch, wie die Donau blau ist.")
Der weiter oben erwähnte Antrag des Abgeordneten Stangler wurde als Dritte Landesverfassungsnovelle am 13. Juli 1954 angenommen. Nach viermaligem Wechsel der Reihenfolge innerhalb eines halben Jahrhunderts (!) gibt es nun keinen Zweifel mehr: Die Farben Niederösterreichs sind Blau-Gelb. Die Flagge Niederösterreichs ist somit in ihrem oberen Streifen blau. Wird sie vertikal als sogenannte „Sportplatz-" oder „Bannerfahne") angebracht, so ist der vom Beschauer aus gesehen linke Streifen der blaue. Bei den pflegeleichten, ebenfalls vertikal angebrachten „Knatterfahnen" ist blau mastseitig anzuordnen. Wird eine „Hausfahne" aus der Dachluke gesteckt, so gehört jedoch das Blau an die Straßenseite, weil es gewissermaßen der von der Stange her gesehen obere und damit für vornehmer gehaltene Streifen ist.
Aber es wäre nicht Österreich, würde das alles im Endeffekt hundertprozentig stimmen. Die geltende „Landesverfassung 1979" stammt aus dem Oktober 1978 und wurde am 7. Dezember 1978 kundgemacht. Wie weiter oben im Volltext dargestellt, enthält der Artikel 7 folgenden Absatz 1:
Das Landeswappen besteht aus einem blauen Schild, der eine goldene Mauerkrone mit drei sichtbaren Zinnen trägt und in welchem sich fünf goldene Adler, je zwei gegeneinander und einer nach links gewendet, befinden.
Es fällt auf, dass der fünfte Adler, der im Ständestaat noch „nach rechts gewendet" war, nun „nach links gewendet" ist. Sollte sich da eine Verschiebung der politischen Machtverhältnisse im Land manifestieren? Nach Andreas Kusternig (a.a.O.) ist alles halb so schlimm:
Wenn in der Verfassung 1934 der einsame fünfte Adler „nach rechts gewendet" zu sein hat, so ist dies nichts anderes als „heraldische Kunstsprache". Der sich volkstümlich ausdrückende niederösterreichische Verfassungsgesetzgeber von 1978 meint genau dasselbe, wenn er „nach links gewendet" sagt. Kusternig hat sich in unnachahmlicher Ironie mit dieser Frage beschäftigt, indem er das Wappen auf der vierten Umschlagseite seiner schönen Broschüre seitenverkehrt anbringen ließ. So stimmt es (heraldisch)und stimmt doch nicht (wirklich).
Mittlerweile verfügt die Landesregierung übrigens über eine hieb- und stichfeste offizielle Farbzeichnung, in der Adler Nr. fünf ungerührt von derlei Unklarheiten nach heraldisch rechts (= volkstümlich nach links) blickt.
Und selbstverständlich gibt es mittlerweile auch eine Website, in der man dies auch nachlesen kann:
http://www.noe.gv.at/Land-Zukunft/Geschichte-andeskunde/Landessymbole/Landeswappen.html
(1) Der gegenwärtige Direktor des n.ö. Landesarchivs, Mag. Dr. Willibald Rosner, vertritt aus wissenschaftlicher Sicht weiterhin den Standpunkt von Heinrich Seydl, gemäß welchem dem Gelb der Vorrang vor dem Blau zukomme.
Zur genauen Darstellung der Symbole der Bundesländer vergleiche die Überblicksseite