Der Obeliskenbunnen von Schönbrunn#
Herrschaftsymbol mit Phantasiehieroglyphen#
Der Obeliskbrunnen liegt an der Südostgrenze des Schönbrunner Parks am Fuß des Berghanges. Er ist der optische Abschluss der großen, von der Schlossterrasse ausgehenden Diagonalallee. Über einem flachen Bassin erhebt sich ein mit Flussgöttern besetzter Grottenberg, der von einem Obelisken bekrönt wird. Links und rechts am Fuß des Berges jeweils eine Nymphe mit Vase, weiter oben zwei Gruppen (Flussgott, Nymphe und Putto). Aus dem Mund einer riesigen Maske und aus den Vasen der Flussgötter ergießt sich das Wasser über ein Kupferbecken und zwei steinerne Kaskadenstufen in das große vorgelagerte Bassin.Der zerklüftete Grottenberg stellt den Ort des Dunkels und der wilden, ungebändigten Kräfte der Erde dar. In Vergils „Aeneis“ ist die Grotte der Sibylle von Cumae der Eingang zur Unterwelt, den Aeneas in ihrer Begleitung durchschreitet, um seinen verstorbenen Vater zu sehen, der ihm die Weltmacht Roms und ein Goldenes Zeitalter prophezeit (Aeneis VI, 780 ff.).
Der Obelisk verkörpert den Weg der Sonnenstrahlen zur Erde, er ist deshalb auch oft von einer Goldkugel als Sonnensymbol bekrönt. Seine Kanten markieren die vier Weltrichtungen, die vom Leben spendenden Licht bestrahlt werden. Dem entspricht die Vierzahl der Flussgötter, welche die vier Weltgegenden mit belebendem Wasser durchströmen.
Nach der Mythologie sitzt der Adler auf der Sonnenkugel. Er galt ja als das einzige Tier, das sich ohne Schaden der Sonne nähern kann. Damit wird er ein Symbol des Herrschers als Vermittler zwischen Himmel und Erde.
Der Schönbrunner Obelisk steht auf vier Schildkröten (Symbolen der Stabilität und Ewigkeit). Nachdem die Römer zahlreiche ägyptische Obelisken nach Rom gebracht hatten, ist dieser auch ein Hinweis auf Rom. Die kaiserliche Residenz Schönbrunn wird gleichsam als neues Rom verstanden.
Die Gesamtanlage von Ferdinand Hetzendorf von Hohenberg geplant und 1777 (laut Inschrift am Sockel des Obelisken) fertig gestellt. Bildhauerarbeiten vor allem von Benedict Henrici, vielleicht teils nach Entwüfen von Wilhelm Beyer.
Josef Oehler (1805) erwähnt, dass die erfundenen barocken „Hieroglyphen“ auf dem Obelisken die Geschichte des Hauses Habsburg von den Anfängen bis Maria Theresia berichten. Der Obelisk sollte somit den Anspruch auf die unumstößliche und ewige Herrschaft des Hauses Habsburg als Nachfolger der römischen Kaiser und sein segensreiches Regiment veranschaulichen, das gleich der Sonne die Erde belebt, den wilden, ungestümen Kräften der Erde himmlisches Licht vermittelt und die Welt in ein Goldenes Zeitalter des ewigen Friedens führt.
Zur Originalgröße der Hieroglyphen Bild mehrfach anklicken!
Quellen:
- Beatrix Hájos: Schönbrunner Statuen 1773 bis 1780 (Wien 2004)
- Schloss Schönbrunn
Fotos: P. Diem