Die Symbole Tirols#
Landeswappen und Landesfarben#
von Peter Diem Das Landeswappen des Landes Tirol ist nach Art. 6 Abs. 1 der Tiroler Landesordnung 1989, LGBl. Nr. 61/1988, im silbernen Schild der golden gekrönte und bewehrte rote Adler mit goldenen Flügelspangen mit Kleeblattenden und einem grünen Kranz hinter dem Kopf. Es wird in der Anlage bildlich dargestellt.
Quelle:
Tiroler Wappengesetz Fassung vom 31.10.2020
Forschungstipps zum Tiroler Wappen
In einem Zürcher Wappengedicht um 1260 wird der in der Folge immer nach heraldisch rechts gewendete Adler erstmals auch nach seiner Farbe beschrieben: er sei von „hervorragender Röte" („prestante rubore"). Fast genau sechshundert Jahre später sollte der Offizier und Tiroler Lyriker Johann Senn (1792-1857), ein Freund Schuberts, der zwei Gedichte von ihm vertonte, mit einem zum Volkslied gewordenen Gedicht berühmt werden, von dem die bekannteste Strophe lautet:
Adler, Tiroler Adler,
Warum bist du so rot?
Vom roten Feuerweine,
Vom roten Sonnenscheine,
Vom Feindesblute rot,
Darum bin ich so rot.
Franz Gschnitzer, Tirol - Geschichtliche Einheit. Wien 1958, 43
Nach der Erwerbung Tirols durch die Habsburger 1363 hat Rudolf IV. seine Heraldik den neuen Besitzverhältnissen klug angepasst: Auf seinem Reitersiegel, im Original erhalten auf einer Urkunde von 1364 im Stadtarchiv von Hall in Tirol, wurde oberhalb des rot-weiß-roten Bindenschilds im rechteckigen Lanzenfähnchen der Adler von „DYROL" ergänzt. Am Siegelrand sind die Wappen der übrigen habsburgischen Territorien sichtbar, darunter Steiermark, Kärnten, die Windische Mark und Krain. Erstmals erscheint in diesem Siegel das Wappen Tirols mit dem Wappen von Österreich verbunden.
Ein ähnliches Motiv aus ungefähr derselben Zeit findet sich auf einem Glasfenster in der Wiener Kirche Maria am Gestade, deren Baugeschichte bekanntlich ungemein wechselvoll ist. Es zeigt das Tiroler Wappen inmitten der Wappen von Österreich, Kärnten, Krain, Steiermark und Habsburg.
Die älteste Darstellung des Tiroler Adlers in Nordtirol befindet sich auf einem erst 1981 stark beschädigt aufgefundenen und ergänzten Sandsteinrelief im Kloster Stams (aus der Zeit um 1300). Die Flügelspangen des Adlers erscheinen zum ersten Mal auf Münzen, die Meinhard II. zwischen 1271 und 1295 in Meran prägen ließ. Unter Herzog Friedrich IV. enden diese Flügelspangen erstmals in Form von zwei Dreikleeblättern, wie sie auf der Wappenseite des im Haus-, Hof- und Staatsarchiv aufbewahrten, um 1410 angelegten Rheinfelder Urbars sehr gut sichtbar sind. In der Regel sind die Flügelspangen in Gold tingiert. Das Krönlein des Adlers tritt spätestens 1411 auf, ohne dass der Anlass für seine Hinzufügung bisher genau geklärt werden konnte. In einigen seltenen Fällen wird der Adler auch mit dem österreichischen Bindenschild als Herzschild belegt.
An die Stelle der mittelalterlichen Bekrönung des Wappenschilds durch Helm und Helmzier tritt in der an einfacheren Formen interessierten Neuzeit das jeweils passende Rangsymbol, also zumeist eine Krone oder ein Fürstenhut. Der Tiroler Wappenschild wurde zwischen 1477 und 1548 zwar auch gelegentlich mit dem österreichischen Erzherzogshut bedeckt, erhielt aber immer öfter nach italienischer Mode einen Lorbeerkranz aufgelegt. Nach der Aufnahme dieses Beizeichens in Tiroler Münzbilder gelangte dieses sogenannte „Kränzel" im ersten Drittel des 18. Jahrhunderts schließlich in einer oben geöffneten Form in den Schild selbst, wo es eine willkommene Unterscheidung gegenüber dem dem Tiroler Adler sehr ähnlichen brandenburgischen Adler (roter Adler im silbernen Feld, überliefert seit 1156) bildet.Eines der ersten Beispiele für den seit dem gleichnamigen Büchlein von Franz Graf von Brandis (1678) „Ehrenkränzel" genannten Schmuck bildet die vollplastische Darstellung des Tiroler Wappentiers im Stiegenaufgang des alten Tiroler Landhauses in Innsbruck aus dem Jahr 1728. Nachdem während der Zeit der bayerischen Herrschaft das Tiroler Wappen durch den Rautenschild hatte ersetzt werden müssen, führten die Tiroler Landstände nach 1814 das hinter den Adlerkopf gesetzte Ehrenkränzel als quasi amtlichen Bestandteil des Wappens ein, obwohl die offizielle Tiroler und, dieser folgend, die österreichische Staatsheraldik dies erst 1921 festlegte. Für das große und mittlere österreichische Staatswappen wurde nach Gründung des österreichischen Kaiserreiches 1804 das Tiroler Wappen erstmals offiziell blasoniert: Im silbernen Felde ein rechtssehender, rother, gekrönter Adler mit silbernen Kleestängeln in den Flügeln.
Aufgrund der Stellung Tirols als „gefürstete Grafschaft" wurde das Wappen - wie das anderer Fürstentümer im Verband des Kaiserreichs - mit dem Fürstenhut bedeckt, während allein das Wappen von „Österreich unter der Enns" den Erzherzogshut trug. Eine genaue Beschreibung des Tiroler Fürstenhutes findet sich im Betrag über die Erzherzogshüte. Die letzte Wappenänderung der Monarchie fand Ende 1915 statt und brachte, ohne das Kränzel zu erwähnen, einige kleinere Änderungen in Richtung der heute gebräuchlichen Form: In Silber ein golden gekrönter und gewaffneter roter Adler, dessen Flügel mit je einer kleeblattartigen goldenen Spange belegt sind.
Nun war es nicht mehr weit bis zur ersten republikanischen Landesverfassung. Mit Datum vom 8. November 1921 bestimmte die Tiroler Landesordnung in Artikel 6:
Das Wappen des Landes Tirol ist im silbernen Schild der golden gekrönte rote Adler mit goldenen Flügelspangen mit Kleeblattenden und einem grünen Kranze hinter dem Kopf.
In der Verfassung 1934 ist der Wortlaut praktisch gleich. Franz-Heinz Hye wies darauf hin, dass die ersten drei Landesverfassungen der republikanischen Zeit (1921, 1934 und 1946) zwar das „immergrüne Ehrenkränzel" einführen, dafür aber die golden tingierten Waffen (Schnabel und Fänge) unerwähnt ließen und reklamierte daher ihre Berücksichtigung im Text der Landesverfassung. Die Tiroler Landesordnung 1989 hat dies erfreulicherweise nachgeholt:
(1) Das Landeswappen ist im silbernen Schild der golden gekrönte und bewehrte rote Adler mit goldenen Flügelspangen mit Kleeblattenden und einem grünen Kranz hinter dem Kopf. (2) Die Landesfarben sind Weiß-Rot. (3) Das Landessiegel weist die Schildfigur des Landeswappens mit der Umschrift "Land Tirol" auf. (4) Die Landeshymne wird durch Landesgesetz bestimmt."
Der rotgeflammte, schwarze Adler in Silber bildete ursprünglich das Wappen des Königreichs Böhmen und seines Schutzpatrons, des hl. Wenzel. Er wurde dem Fürstbischof von Trient, Nikolaus von Brünn, auf dessen Bitte 1339 von König Johann von Böhmen, dem ersten Schwiegervater von Margarete Maultasch, verliehen.
Bericht aus Südtirol#
Das Land Südtirol führt gemäß Art. 3 des Neuen Autonomiestatuts (Verfassungsgesetz vom 10.11.1971, Nr. 1) ein Wappen. Dieses wurde von der Bozner Künstlerin und Architektin Helga von Aufschnaiter entworfen und gestaltet. In weiterer Folge wurde es von der Südtiroler Landesregierung unter Landeshauptmann Magnago am 30.7.1982 einstimmig beschlossen. Durch das Dekret des Präsidenten der Republik wurde es am 21.3.1983 bestätigt.Heraldisch gesehen handelt es sich um einen „auf Silbergrund roten (Tiroler) Adler, goldbewehrt mit roter Zunge und goldenen Flügelspannen.“ Dabei handelt es sich um den roten Tiroler Adler aus dem Jahr 1370, den wir auf der rechten Flügelaußenseite des Altars von Schloss Tirol sehen.
Historisch betrachtet, werden Landeswappen erfahrungsgemäß aus den Wappen jener Herrscherfamilien gewählt, die in frühen Zeiten diese Gebiete beherrschten. Auf diese Weise geht das Tiroler Wappen auf das Wappen jener Dynastie zurück, die um 1150 auftauchte und ihren eigenen Namen von der Ortschaft Tirol bei Meran, wo das Stammschloss stand, ableitete.
Ende des 12. Jahrhunderts haben die Grafen von Tirol, deren Herrschaft in der männlichen Linie mit Albert III. 1253 erlosch, den roten Adler zu ihrem Wappen erwählt.
Schon der Züricher Kanoniker Konrad Mure hat in seinem Werk Cliperius teutonicorum Mitte des 13. Jahrhunderts in Versform auf die Farbe des Adlers hingewiesen: „Fert aquilam Tyrolis clipeus prestante rubore / Que nigri pedis alias albente colore.“
Da der Südtiroler Adler wesentlich dicker als jener des Bundeslandes Tirol ist, wird er oftmals leicht pointiert oder abschätzig als „Autonomiegigger“ bezeichnet.
Quellen:
- Das Südtirol-Handbuch 2017, hrsg. von der Südtiroler Landesregierung, Bozen 2017, S. 2. (Auszug)
- Gunnar Strunz, Südtirol. Natur und Kultur zwischen Vinschgau und Dolomiten, Berlin 2014, S. 16.
- Franz-Heinz von Hye, Wappen in Tirol: Zeugen der Geschichte. Handbuch der Tiroler Heraldik (= Schlern-Schriften, Bd. 321), Innsbruck 2004, S. 72.
- Oskar Peterlini, Autonomie und Minderheitenschutz in Trentino-Südtirol: Überblick über Geschichte, Recht und Politik, Bozen/Trient 2000, S. 121. (dabei wird die Zuerkennung eines Wappens angeschnitten, jedoch keine Beschreibung)
- Eduard Widmoser, Südtirol A-Z. Band: Kr-N, Innsbruck/München 1988, S. 139.
Die älteste erhaltene Tiroler Schützenfahne stammt aus der Wende zum 16. Jahrhundert und zeigt in ihrer Mitte einen großen, freischwebenden (!) Tiroler Adler, daneben das königliche Wappen Maximilians I., den österreichischen Bindenschild sowie eine Darstellung des hl. Georg, der als der ursprüngliche Tiroler Schutzheilige gilt, wie wir an anderer Stelle ausgeführt haben. Auch am Goldenen Dachl befindet sich ein Fresko mit dem Landesbanner Tirols in ähnlicher Zeichnung: der Tiroler Adler in Weiß. Aus diesen historischen Vorbildern scheinen sich also problemlos die Landesfarben Weiß-Rot ableiten zu lassen, wie sie die Tiroler Landesordnung in Art. 6 Abs. 2 auch vorsieht.
Die Farben des Landes Tirol
Stenographische Berichte des verfassunggebenden Tiroler Landtags 71. Sitzung am 16. Februar 1921, 1890 ff.
Für die Beibehaltung von weiß-rot sprach die Tradition, ferner die Ansicht, dass man zuerst eine Grundfarbe haben müsse, um darauf ein Wappentier zeichnen zu können.
Rot-weiß seien überdies auch die Farben der Landeshauptstadt Innsbruck (ihr Wappen: im roten Schild eine aus der Vogelschau gesehene, auf zwei Jochen ruhende silberne Brücke; nach Hye eine Paraphrase des österreichischen Bindenschilds).
Außerdem wurde von sozialdemokratischer Seite der Verzicht auf die Worte „golden gekrönte" verlangt. Die Debatte, die trotz gelegentlichen Abgleitens ins Scherzhafte und auch unter Betonung ihrer im Grunde geringen realen Bedeutung mit Sachargumenten geführt wurde, endete mit einer klaren Mehrheit für den Vorschlag des Verfassungsausschusses, bei der jahrhundertealten Übung zu bleiben, dem Adler nicht nur sein Kränzel, sondern auch sein Krönlein zu lassen und bei weiß-rot als den eingeführten Landesfarben zu bleiben, insbesondere auch deshalb, weil eine schlüssige heraldische Regel über die Reihenfolge von Flaggenfarben von niemandem beigebracht werden konnte. Kein Wunder, es gibt eine solche nämlich nicht.
Es ist kein InterWiki-Link Offizielle Darstellung der Entstehung des Tiroler Wappens
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