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Hermann Bahr#

Austropäer#

Ein Journalist hat mich einmal einen ,Austropäer' genannt. Daraufbin ich unbändig stolz, denn besser läßt sich wirklich gar nicht sagen, was ich gern wäre.
(Tagebuch 1918)

Deutsche Geschichte#

Österreich richtig zu sehen, wird dem Österreicher dadurch erschwert, daß er jahrhundertelang an der deutschen Geschichte teilgenommen hat.
(Schwarzgelb. Berlin 1917)

Brücke#

Unsere Sendung ist, Brücke zu sein ... Nordsüdler zu werden und Ostwestler ... Vermittlung, geistige Verbindung, womöglich Vermählung schien mir recht der Beruf der österreichischen Deutschen.
(Tagbuch 1918)

Entwurf#

Der Österreicher ist in seinen gelungenen Exemplaren ein Entwurf, gewissermaßen ein erster Versuch des Europäers. Sonst kommt ja der Europäer bisher nur als Idee vor, als Wunsch, als Intention bei Schwärmern, aus dem eigenen Volk geistig Verbannten, vom eigenen Volk Enttäuschten; Nur in Österreieh gab es immer schon einen ganzen Kreis von Menschen, die, erbgesessen und keineswegs innerlich landflüchtig, stark an Heimat festgewurzelt, sowenig sie geneigt oder auch nur fähig sind, eine andere als die österreichische Luft zu atmen, dennoch auf eine geheimnisvolle Art geistig über ihr Volk, über ihren Staat, ja über sich selbst hinaus und gewissermaßen daheim, zugleich aber auch noch in einer anderen Welt leben. Sie sind nicht international, dieses Wort passt auf sie gar nicht, sie sind ganz unverwaschen und unverwischt, Stockösterreicher auf den ersten Blick, beim ersten Wort, ja schon an ihrer Haltung und jeder Gebärde kenntlich, aber ohne darauf zu pochen, ohne mit ihrer Landesart stramm zu stehen.
(Schwarzgelb. Berlin 1917.)

Völkerbund Österreich#

Österreich war ein Völkerbund in völliger Ausgewogenheit von Freiheit und Ordnung, von Recht und Pflicht, von Selbstbehauptung und Selbstentsagung der einzelnen Glieder gedacht. Dieser Grundgedanke des alten Österreichs allein kann der Keim des künftigen Abendlandes sein.
(Abendland. Das neue Reich. Wien 1924).

Österreichs Sendung#

Ihr wollt ein neues Oesterreich? Erneuert die Tugenden Österreichs in jedem von euch! Das Abendland braucht Österreich, weil es unsere Menschenart braucht, weil uns eine Begabung für Tugenden angeboren ist, die bei den anderen Völkern selten geworden sind. Wir gehen leichten Schrittes durchs Leben, wir achten nicht auf Gewinn, wir sind kein Nutzvieh, das Rauschen des Waldes, der heitere Blick der lieben Sonne, die Macht unserer Berge sind dem empfindsamen Österreicher der schönste Lohn; Geschäfte und Gewalt gönnt er den anderen gern, er bescheidet sich, er ist genügsam, er gibt nach, er liebt die Stille, die kleinen Freuden behagen ihm, er ist nicht anmaßend, er ist nicht großsprechend, er ist nicht bloß liebenswürdig, er ist liebenswert, denn ob er's weiß oder nicht, er vertraut auf Gott... niemals hat Europa Österreich, hat es unsere Menschenart so not gehabt wie jetzt. Wir sind vielleicht bestimmt, allen abendländischen Völkern das Zeichen zu geben, das Zeichen zur Abkehr von der Gewalt, vom Eigennutz, von der Selbstsucht, das Zeichen zur Einkehr in Entsagung, Selbstverzicht und Demut, in stille Freudigkeit, in das Glück, das allein im Innern des Menschen ist. Wenn ich recht habe, dass dies unsere Bestimmung ist, so kommt nun alles darauf an, ob wir die Kräfte haben werden, uns dieser Bestimmung, dieser österreichischen Sendung würdig zu zeigen. Und so kommt's schließlich auf jeden einzelnen an, jeder muss mittun, wenn dieses Österreich erscheinen soll ... So sehe ich unser österreichisches Volk, das ist mir seine Sendung, das seine Zukunft... Ein richtiger Österreicher, das ist ein friedliebender, dankbarer, gütiger, lieber noch schwacher, nur nicht gewaltsamer, eher einmal durch zu große Nachgiebigkeit als je durch Starrsinn fehlender Mensch und im Herzen ein ewiges Kind.
(Die Rotte Korahs. Berlin 1919).

Anschluss#

An Österreich bin ich noch keinen Augenblick irre geworden, seine Sendung ist noch nicht erfüllt. Lieber verhungern, als angeschlossen zu werden. Ich ziehe, wenn keine andere Wahl bleibt, immer noch vor, Österreich wird ein Balkanstaat als preußisch. Preußen ist die Hydra.
(Oesterreich in Ewigkeit! Hildesheim 1929.)


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