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Alfred Polgar (1873-1955)#

Leben und leben lassen#

Der Mehrheit österreichischer Menschen eigentümlich - ihr „größtes gemeinschaftliches Maß" - war die Begabung, dem Dasein die hellen Seiten abzugewinnen, die Neigung, auch das Schwere leicht zu nehmen. Nicht zu leugnen, dass diese angenehmen Qualitäten sich zuweilen unangenehm manifestierten: als Bereitwilligkeit, die Dinge laufen zu lassen, wie sie laufen; als bewusstes Verkennen einer Gefahr, um nicht von dem Problem, wie sie abwenden, belästigt zu werden; als Trägheit des Herzens, versteckt hinter liebenswürdiger Wurschtigkeit. In Österreich, ehe es im großdeutschen Wolfsrachen verschwand, galt der Grundsatz: „Leben und leben lassen." ...

Bestie#

Der Österreicher, wenn er betrunken war, wollte die ganze Welt umarmen; der germanische Bruder, im gleichen Fall, sie kurz und klein schlagen. Im März 1938 allerdings und in den Jahren der Vorbereitung zu diesem tragischen Wendepunkt ihres Schicksals haben Österreicher eindrucksvollst bewiesen, dass sie Bestien sein können...

Deutsch#

Der Österreicher ist so deutsch wie seine Donau blau ist. Dies ist sie bekanntlich, obschon das Walzerlied es obstinat behauptet, keineswegs. Sie war es vielleicht einmal...in der Idee. Aber nach einer langen Karriere als Strom sieht sie so aus, als hätte der liebe Gott alle Pinsel, mit denen er das Land ringsum bunt bemalt hat, in ihren Wassern abgewaschen.

Aus: "Der Unterschied" (1944)

Deutschösterreich#

Die junge Republik charakterisierte Polgar mit dem höhnischen Bild: „Deutschösterreich - wie lieblich liegt es zwischen dem Kinde Znaim und dem Manne Pressburg da!"