Wir freuen uns über jede Rückmeldung. Ihre Botschaft geht vollkommen anonym nur an das Administrator Team. Danke fürs Mitmachen, das zur Verbesserung des Systems oder der Inhalte beitragen kann. ACHTUNG: Wir können an Sie nur eine Antwort senden, wenn Sie ihre Mail Adresse mitschicken, die wir sonst nicht kennen!
unbekannter Gast

Franz Werfel#

Ich bin davon überzeugt, daß ein durch Jahrhunderte bestehendes Eigenwesen staatlicher und völkischer Natur, wie es Österreich ist, nicht durch einen Handstreich für alle Zeit und Ewigkeit untergehen kann. Ich glaube, dass die kulturelle Individualität, die dieses Land vorgestellt hat, ein nicht nur in der Vergangenheit bleibender Wert ist, sondern ein Wert, der immer weiter fortgesetzt werden wird und schließlich über alle Widerstände, über alle Versuche, ihn auszulöschen und zu vernichten, den endgültigen Sieg davontragen wird.

Es ist kein Zufall, daß gerade im Donaugebiet, im Durchgangs- und Schlüsselpunkt vieler Kulturen, vieler nationaler Tendenzen, ein Gebilde entstanden ist, seitdem es eigentlich ein zivilisiertes Abendland gibt, das allen Stürmen standgehalten hat und die christliche, antike Kultur durchgesetzt hat gegen jegliche babarischen Versuche. Wenn ich auch durchaus nicht auf dem Standpunkt stehe, dass Vergangenes wieder zu beleben ist, so bin ich doch von dem hoffnungsvollsten Glauben erfüllt, dass in der Zukunft ein brüderliches Beieinanderwohnen bei Aufrechterhaltung jeglicher Eigenart den Völkern in diesen Gebieten vom Schicksal beschieden sein wird.

Die völkerverbindende Funktion eines unabhängigen und souveränen Österreich ist nicht erloschen und wird meiner Ansicht nach gegenüber der Verpreußung sich in jedem Sinne behaupten. Ich habe sehr oft das Wort ergriffen, um die Eigenständigkeit der österreichischen Literatur zu betonen. Es ist auf diesem Boden eine seelische Haltung entstanden, die mehr war als ein regionaler Wert... Es ist die Frage der Kraft dieser österreichischen Eigenart, ob sie auch weiterhin in den rauhen und stürmischen Bedingungen ihrer neuen Existenz Blüten zu treiben vermögen. Der Unabhängigkeitskampf des gesamten europäischen Geistes macht nicht, durch eine politische Lähmung erstarrt, halt. Er geht weiter, und so werden auch die verbannten und erwürgten Talente, zu denen auch die österreichischen gehören, in ihrer neuen Lebensform für den Sieg des Geistes unerschrocken kämpfen müssen und kämpfen.