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Friedjung, Heinrich#

* 18. 1. 1851, Roschtin Roschtin , Mähren, (Jetzt: Roštin, Tschechische Republik)

† 14. 7. 1920, Wien


Deutschnationaler Historiker und Publizist


Friedjung, Heinrich
Heinrich Friedjung. Foto, um 1910
© Bildarchiv der ÖNB, Wien, für AEIOU

Heinrich Friedjung wurde am 18. Jänner 1851 als Sohn einer jüdischen Kaufmannsfamilie in Roschtin, Mähren, geboren.

Ab seinem 6. Lebensjahr lebte er in Wien, wo er auch das Gymnasium besuchte. Er studierte Geschichte in Wien, Prag und Berlin, u.a. bei Theodor Mommsen und Leopold von Ranke, Gomperz und Schere.

Von 1873 bis 1879 unterrichtete er Geschichte und Deutsch an der Wiener Handelsakademie, wurde jedoch aus politischen Gründen wegen seiner weitverbreiteten Publikation "Der Ausgleich mit Ungarn" entlassen.

Ende der 1870er bis Mitte der 1890er Jahre war Heinrich Friedjung vielfach politisch tätig – er verfasste 1882 - gemeinsam mit Georg von Schönerer und den späteren Sozialistenführern Viktor Adler und Engelbert Pernerstorfer – das sog. "Linzer Programm", ein Programm der Deutschnationalen, das die Stärkung des deutschen Charakters der westlichen Hälfte der österreichisch-ungarischen Monarchie zum Ziel hatte und eine bloße Personalunion mit Ungarn vorsah.

Sein populärstes Werk "Der Kampf um die Vorherrschaft in Deutschland 1859-1866" ist dieser Grundidee – der Versöhnung zwischen Österreichertum und Deutschtum im Rahmen eines engen Bündnisses zweier benachbarter Großstaaten, gewidmet. Er war mit dieser in zehn Auflagen erschienenen zweibändigen Publikation der erfolgreichste Autor seiner Zeit. Friedjung gab von 1883 bis 1886 die "Deutsche Wochenschrift" heraus und war 1886/87 auch Chefredakteur der "Deutschen Zeitung", des offiziellen Organs der neugegründeten deutschnationalen Partei.

Friedjung trennte sich bald von der deutschnationalen Bewegung, weil er die antiösterreichische Tendenz und ihren antisemitischen Charakter erkannte.

Er war von 1891 bis 1895 Mitglied des Wiener Gemeinderats, wurde aufgrund des wachsenden Antisemitismus aus der Partei ausgeschlossen.

1909 wurde er im Verlauf der Annexionskrise wegen der auftragsgemäß gutgläubigen Verwendung gefälschter Quellen (Friedjung-Prozess) von Außenminister Graf Aehrenthal gemeinsam mit der "Neuen Freien Presse" in unverantwortlicher Weise bloßgestellt und somit auch sein wissenschaftlicher Ruf ruiniert.

Diese schmerzliche Erfahrung und der Zusammenbruch des alten Österreich warfen ihre Schatten auf die Altersjahre des bedeutenden Historikers.


Heinrich Friedjung starb am 14. Juli 1920 in Wien.


--> Karl Glaubauf: Heinrich Friedjung (Essay)

Werke (Auswahl)#

  • Der Ausgleich mit Ungarn, 1877
  • Der Kampf um die Vorherrschaft in Deutschland 1859-66, 2 Bände, 1897/98, insgesamt zehn Auflagen !
  • Der Krimkrieg und die österreichische Politik, 1911
  • Österreich von 1848-1860, 2 Bände, 1908/12
  • Das Zeitalter des Imperialismus, 1884-1914, 3 Bände, 1919-22 (beendet von A. Přibram)
  • Historische Aufsätze, 1919

Literatur#

  • R. Eder, H. Friedjung, Diplomarbeit, Wien, 1991
  • K. Glaubauf, Bismarck und der Aufstieg des deutschen Reiches in der Darstellung Heinrich Friedjungs, Phil. Diss., Wien 1977

Quellen#

  • AEIOU
  • Österreichisches Biographisches Lexikon



Redaktion: I. Schinnerl


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