Holender, Ioan#
* 18. 7. 1935, Timisoara (Rumänien)
Ehem. Wiener Staatsopernchef
Er entstammt einer jüdischen Familie. Sein Vater besaß eine Marmeladen- und Essigfabrik, die 1948 enteignet wurde. Um Zugang zum Studium zu erhalten, arbeitete Holender ein Jahr lang bei der Straßenbahn. Nach der Matura studierte er Maschinenbau mit der Fachrichtung Dampfmaschinen an der Technischen Hochschule in Timisoara. 1956 im dritten Studienjahr wurde er jedoch, wegen Teilnahme an der Studentenbewegung aus politischen Gründen von allen Hochschulen des Landes verwiesen. In den folgenden drei Jahren arbeitete er als Tennislehrer und Regieassistent.
1959 reiste er nach Wien, wo seine Mutter bereits lebte. Obwohl er wieder ein Technikstudium aufnehmen wollte, begann er am Konservatorium der Stadt Wien ein Gesangsstudium, das er 1962 abschloss. Danach war er als Opernbariton und Konzertsänger tätig. 1966 begann er in einer Bühnenvermittlungsagentur für Oper und Sänger zu arbeiten, die er einige Jahre später übernahm und zu einer weltbekannten Opernagentur machte.
1988 wurde Holender zum Generalsekretär an die Wiener Staatsoper und an die Volksoper Wien berufen. Das war der Startschuss seiner langen Karriere. Nach dem unerwarteten Ableben Eberhard Waechter im März 1992 wurde Holender am 1. April zum Direktor beider Häuser bestellt. 1996 bat er um Entbindung aus seiner Tätigkeit als Volksoperndirektor. Als Direktor der Wiener Staatsoper wurde er schließlich von drei verschiedenen Regierungen bis zum 31. August 2010 verlängert und ist somit der längst amtierende Direktor seit dem Bestehen des Hauses (1869).
Holender bewirkte zahlreiche Veränderungen. Beispielsweise weichte er das Ensembleprinzip durch eine Verstärkung kurzfristiger Abendverträge auf. Sein Repertoire stützte sich im Wesentlichen auf die Neuinszenierungen seiner eigenen Direktionszeit, ergänzt von bekannten Schlüsselwerken und einigen älteren Produktionen. Die Organisation des umfangreichen Spielplanes konnte so erleichtert werden.
Holender setzte auch vermehrt auf Koproduktionen, etwa mit den Salzburger Festspielen, der Mailänder Scala und der Pariser Oper. Zu erwähnen ist auch der Verkauf erfolgreicher Inszenierungen an andere renommierte Opernhäuser wie beispielsweise an die Metropolitan Opera in New York.
An der Universität Wien und an der Donau-Universität-Krems hat er einen laufenden Lehrauftrag am Institut für Theater-, Film- und Medienwissenschaft. Er ist künstlerischer Direktor des internationalen Musikfestivals und Musikwettbewerbs George Enescu in Bukarest und künstlerischer Berater der Metropolitan Opera New York und des Spring Festivals Tokyo.
Beim Fernsehsender ServusTV betreut er als Gestalter und Moderator die Serie "kulTOUR mit Holender" und im Hangar 7 moderiert er jeweils im August Gesprächsrunden.
Ioan Holender ist verheiratet und hat zwei Söhne und eine 1998 geborene Tochter.
Auszeichnungen#
- fünffacher Ehrendoktor
- Goldenes Verdienstzeichen des Landes Wien
- Goldenes Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien
- Goldenes Ehrenzeichen der Republik Österreich, 2002
- Österreichisches Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst 1. Klasse
- Ernennung zum „Officier de L‘Ordre des Arts et des Lettres“ von der Französischen Republik für seine Verdienste um die französische Kultur, 1999
- „Stern am Bande“ (höchster Orden Rumäniens)
- Großes Goldenes Ehrenzeichen (Commenda) der Italienischen Republik und somit zum Commendatore ernannt; für seine Verdienste zur Verbreitung der italienischen Kultur in Österreich 2004
- „Europäischen Kultur Initiativ Preis“ der Kulturstiftung Pro Europa, 2005
- "Orden der Aufgehenden Sonne am Halsband, goldene Strahlen" (japanische Auszeichnung), 2011
- Goldenes Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland, 2011
- Ehrenmitglied der Wiener Staatsoper und der Volksoper Wien
- Träger der "Franz-Schalk-Medaille in Gold" der Wiener Philharmoniker
- "Clemens-Krauss-Medaille" der Konzertvereinigung Wiener Staatsopernchor
- Ehrenbürger seiner Heimatstadt Timisoara
Werke:
Autobiographien
- Von Temesvar nach Wien. Der Lebensweg des Wiener Staatsoperndirektors. Böhlau Verlag Wien, 2001.
- Ich bin noch nicht fertig – Erinnerungen. Zsolnay Verlag, 2010.
DVD
- Ioan Holender Farewell Concert. 2 DVDs. Deutsche Grammophon, 2010
Literatur#
- Closeup – Ioan Holender, Premieren 1991 – 2010. Von Lois Lammerhuber – Fotos: Axel Zeininger. Edition Lammerhuber.
- Über 6000 Vorstellungen an der Oper – Ioan Holender und die Wiener Staatsoper. Von Andreas Láng und Oliver Láng. Edition Wiener Staatsoper VIII.
Weiterführendes#
Quellen#
- AEIOU
- www.holender.at
- Österreichische Post
- Weiterführende Information
- DIE FURCHE
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