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Waechter, Eberhard#


* 8. 7. 1929, Wien

† 29. 3. 1992, Wien


Sänger (Bariton), Operndirektor


Waechter, Eberhard
E. Waechter als Eisenstein in "Die Fledermaus" von J. Strauß. Foto.
© Ch. Brandstätter Verlag, Wien, für AEIOU

Eberhard Waechter wurde am 8. Juli 1929 als Sohn des Musikwissenschaftlers Eberhard von Waechter und seiner Gattin Anna in Wien geboren.
(Zu seinen Vorfahren zählten Karl Georg von Waechter, der im 18. Jahrhundert Rektor der Universität Tübingen war, der Maler Georg Friedrich Eberhard Waechter und Alfred von Kiderlen-Waechter, der zu Beginn des 20. Jahrhunderts als Staatsekretär im deutschen Außenministerium tätig war.)

Nach der Matura 1947 - einer seiner Schulkameraden war Waldemar Kmentt - absolvierte er ab 1948 eine zweijährige Ausbildung zum Koch an der Hotelfachhochschule Wien und begann gleichzeitig ein Musikstudium an der Wiener Musikhochschule. Ursprünglich wollte er Dirigent, später Pianist werden; er studierte bei Prof. Josef Dichler und machte ab 1950 eine Gesangsausbildung bei Elisabeth Rado.

Aus finanziellen Gründen begann er als Bankkaufmann zu arbeiten. Bald aber vermittelte ihm sein Freund Waldemar Kmentt, der bereits ein gefragter Tenor in Wien war, ein Vorsingen an der Wiener Volksoper, wo er ins Ensemble aufgenommen wurde und 1953 debütierte - und den Beruf als Bankkaufmann wieder aufgab.

1954 wurde er als ständiges Ensemblemitglied an die Wiener Staatsoper verpflichtet, die 1955 ihre Wiedereröffnung feierte. Hier sang er bis 1982 die führenden Partien seines Faches, so etwa die Titelrollen in "Don Giovanni", "Simon Boccanegra" und "Dantons Tod", den Grafen in "Le nozze di Figaro", den Mandryka in "Arabella" u.v.m.

Ab 1956 trat er bei den Salzburger Festspielen in Erscheinung, wo man ihn als Mozart-Sänger bewunderte, ab 1958 war er bei den Bayreuther Festspielen (u. a. Amfortas, Wolfram, Kurwenal). Er gastierte u.a. an der Mailänder Scala der Covent Garden Opera London, der Metropolitan Opera New York und an der Pariser Opéra und wirkte bei den Festspielen in Edinburgh/GB und Glyndebourne/GB mit.

Zwischen Gastspielen in Amerika und London drehte Eberhard Waechter 1958 seinen ersten Film: "Das Dreimäderlhaus" (von Ernst Marischka) nach einer Operette von Heinrich Berté.

Doch Eberhard Waechter sang am liebsten in Wien, so dass er nach all seinen verschiedenen Auftritten und Engagements im Ausland immer wieder nach Wien zurückkehrte.

Er erhielt glänzende Kritiken für seine Opern-Paraderollen, war aber auch ein überzeugter Anhänger der Operette. Die Rolle des "Eisenstein" aus der Operette "Die Fledermaus" (von Johann Strauß) war wie geschaffen für Eberhard Waechter – er liebte diese Partie und spielte den "Eisenstein" in zahlreichen Inszenierungen (bevorzugt unter Otto Schenks Regie). Eine der bekanntesten Videoaufzeichnungen davon wurde 1972 wurde für das Fernsehen produziert - Karl Böhm stand am Dirigentenpult, Otto Schenk führte Regie; Gundula Janowitz, Waldemar Kmentt, Renate Holm waren unter den Mitwirkenden.


Ab der Spielzeit 1973/74 wurde Eberhard Waechter Stellvertretender Obmanns des Betriebsrates für das künstlerisch darstellende Personal der Staatsoper. Als sich die seine Opernkarriere in den 1970er Jahren dem Ende zuneigte, moderierte er im Fernsehen zahlreiche Musikshows (z.B. "Musik aus Wien", "Aus einem Sängerleben" und "Das ist die Liebe – Eine Eberhard Waechter-Show").

1987 wurde er (als Nachfolger von Karl Dönch) Direktor der Wiener Volksoper. Er galt zwar als Anhänger der alten Opernschule – so ließ er u.a. die Opern Mozarts trotz anfänglicher Kritik allesamt in deutscher Sprache aufführen – fand aber die richtige Mischung und harmonische Balance zwischen Oper, Operette und Musical und zwischen Neuinszenierungen und klassischen Inszenierungen.

1991 übernahm er – gemeinsam mit Ioan Holender - parallel zur Volksoper auch an der Wiener Staatsoper die Leitung.


Die Wiener Staatsoper - wo er so viele Jahre lang gesungen hatte - zu leiten, war für Eberhard Waechter die Erfüllung eines Traumes: er hatte dazu ein besonderes Konzept und viele Ideen - sein besonderes Augenmerk sollte der Repertoirepflege und dem Aufbau eines jungen Ensembles gelten.

Leider kam Eberhard Waechter nicht mehr dazu, alle Ideen zu verwirklichen - er starb völlig unerwartet am 29. März 1992 und hinterließ seine Gattin Franziska und sechs erwachsene Kinder.

Eberhard Waechter ruht in einem ehrenhalber gewidmeten Grab auf dem Wiener Zentralfriedhof.


Kammersänger Eberhard Waechter gehörte einer Generation von Sängern an, die nach dem Zweiten Weltkrieg zum Wiederaufbau der österreichischen Kultur beitrugen. Viele Film- und Schallplattenaufzeichnungen zeugen noch heute von seiner großartigen Stimme.

Auszeichnungen, Ehrungen (Auswahl)#

  • Verleihung des Titles "Kammersänger", 1962
  • Ehrenmitglied der Wiener Staatsoper
  • Österreischisches Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst I. Klasse, 1970

Quellen#

Weiterführendes#


Redaktion: I. Schinnerl