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Arthur Schnitzler & Hermann Bahr - Briefwechsel, Aufzeichnungen, Dokumente 1891–1931
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50 dezember 1893 Also unter dem ersten Scheine auf einmal ein zweites Thema: der 100 Zwist von Denken und Fühlen, wie das Herz dem Kopfe nicht gehorchenmagundsichangewohnteTriebeklammert–dasrechte Thema unseres Geschlechtes, das zwischen zwei Zeiten ist, neu im Gehirne, das der Zukunft gehört, alt im Gemüthe, das die Ver- gangenheit nicht verwindet. Das ist künstlerisch sehr fein, weil es 105 dieiWahrheitanunsererempfindlichstenStelletrifftundinderThat das Leben gern jede Frage in einer anderen versteckt. Aber theatra- lisch ist es falsch, weil es gegen die erste Gebühr der Bühne, gegen die klare, strenge, pedantische Ordnung des scenischen Verlaufes stößt. Die Bühne braucht deutliche und rasche Folgen. Der Hörer 110 muß gleich in die Dinge gebracht, von ihnen gepackt, durch sie gezwungen werden. Er darf nicht erst suchen und zweifeln. Wenn erschwankt, istdieWirkungschongehemmt,weilerdannzaudern, sich besinnen, prüfen kann; es stockt der Fluß gehorsamer Gefühle. Aber wenn er gar sich plötzlich wenden, das erste Thema verlas- 115 sen, mit einem anderen rechnen soll, ist es aus. Er thut dann nicht mehrmit.Er trautnichtmehr.ErwirdsichnichtamEndenochein zweites Mal beschämen lassen, wenn der Dichter etwa im dritten Acte wieder eine andere Laune hat. Er haßt jetzt das Stück, das ihn täuschte.Ermurrt,alsobes ihnverlachen,alsobes ihnäffen,alsob 120 man ihn da oben »frozzeln« wollte. Da wehrt er sich gekränkt und schlägt aus. Der Dichter soll nur nicht glauben, gescheidter zu sein –daswirderihmschonvertreiben.SoistIronieaufderBühnenicht möglich,nichtgegenAndere,undgegensichselberschongarnicht, weil sie vom Hörer nur als Spott, Beleidigung und Dünkel emp- 125 funden wird. Was einmal gebracht wurde, läßt er sich nicht mehr nehmen. Was einmal behauptet wurde, soll unabänderlich gelten. Wasereinmalfühlt,gibternichtwiederher.Erfragt imerstenActe: Waswirdverhandelt,woistdasThema,weristderHeld?Nunstellt er seine Gefühle auf, für dieses, gegen jenes, und theilt seine Stim- 130 mungen aus, so oder so. Unbewußt macht er sich selber ein Stück, das er dann von dem Autor unerbittlich verlangt. Kein anderes will er dulden. Der erste Act muß im Hörer wecken, was die anderen halten.Dieanderenmüssenbringen,wasderersteverspricht.Sonst kannes nicht treffen.Das istdasganzeEinmaleinsderWirkung. 135 Das fehlt dem »Märchen«, um vom künstlerischen Werthe zur sce- nischen Kraft zu kommen. Es fehlt, was der gute, dicke Sarcey mit dem deutlichen Gewissen der theatralischen Instincte immer gleich an jedem Stücke fragt: Es hat keine idée maitresse – es hat kei- nen Kern, der die Gefühle um sich sammeln, fassen, einigen würde. 140 Es schlägt im Hörer ein Stück um das andere an, aber keines wird gehalten. Da ist das Stück von den Gefallenen, mit dem Thema der
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Arthur Schnitzler & Hermann Bahr Briefwechsel, Aufzeichnungen, Dokumente 1891–1931
Titel
Arthur Schnitzler & Hermann Bahr
Untertitel
Briefwechsel, Aufzeichnungen, Dokumente 1891–1931
Herausgeber
Kurt Ifkovits
Martin Anton Müller
Verlag
Wallstein Verlag
Ort
Göttingen
Datum
2018
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-8353-3228-7
Abmessungen
14.6 x 23.4 cm
Seiten
1010
Kategorien
Weiteres Belletristik

Inhaltsverzeichnis

  1. 1891 7
  2. 1892 18
  3. 1893 31
  4. 1894 64
  5. 1895 91
  6. 1896 115
  7. 1897 135
  8. 1898 160
  9. 1899 167
  10. 1900 173
  11. 1901 192
  12. 1902 222
  13. 1903 246
  14. 1904 288
  15. 1905 338
  16. 1906 371
  17. 1907 386
  18. 1908 401
  19. 1909 413
  20. 1910 433
  21. 1911 447
  22. 1912 463
  23. 1913 480
  24. 1914 492
  25. 1915 497
  26. 1916 502
  27. 1917 507
  28. 1918 510
  29. 1919 526
  30. 1920 536
  31. 1921 539
  32. 1922 547
  33. 1923 570
  34. 1924 583
  35. 1925 584
  36. 1926 585
  37. 1927 586
  38. 1928 588
  39. 1929 590
  40. 1930 593
  41. 1931 598
  42. 1932 604
  43. 1934 606
  44. 1936 607
  45. 1962 610
  46. Quellennachweis und Erläuterungen 632
  47. Buchausgaben im gegenseitigen Besitz 787
  48. Theaterbesuche 792
  49. Auszüge aus Schnitzlers Tagebuch 793
  50. Editorische Richtlinien 796
  51. Die Korrespondenz Bahr –Schnitzler 813
  52. Nachwort 820
  53. Dank 864
  54. Verzeichnis der Dokumente 866
  55. Korrespondenzpartner 902
  56. Register 916
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