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Arthur Schnitzler & Hermann Bahr - Briefwechsel, Aufzeichnungen, Dokumente 1891–1931
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dezember 1893 51 »Denise«undder»Vergini«.DanndasStück jenesZwistesvonVer- standundGefühl,dasauchicheinmal, imSturmedererstenJugend, mitmeinen»neuenMenschen«versuchte.Aberplötzlicheindrittes 145 Stück, wie kleine Nervositäten große Leidenschaft verstören. Und ein viertes, ob man denn überhaupt, auch wenn sie Tugend hätte, eineSchauspielerinliebendarfunddiekitzlicheEhredesLiebenden sich je in die Sitten dieses Gewerbes schickt. Vier Stücke so in drei Acten, eines in das andere verkapselt, wie im Leben, das auch nir- 150 gends ein Thema allein, sondern immer bunte Wechsel verhandelt. Aber diese unpräparirte, in Wust verwurzelte und volle Wahrheit, dienochihredunkleErdeandenKnollenträgt,magderHörernicht, der in den alten Sitten der Bühne auf reinliche, aus aller Nachbar- schaftgelösteund logischgeordneteStoffeerzogen ist. 155 Und noch nicht genug. Da ist noch mehr, den Hörer erst recht zu ängstigen und klemmen. Das geschieht durch seine Weise von Psy- chologie. Psychologie ist auf der Bühne nicht neu. Alle echte Komödie, von Beaumarchais und Diderot über Molière und Shakespeare bis Plau- 160 tus und Terenz, lebt von ihr. Nur ist sie da freilich dramatische Psychologie. Sie bringt blos, was dramatisch treiben kann. Sie ver- zichtet, den ganzen Menschen zu geben. Sie holt aus seiner Seele, was der Handlung dient. Sie nimmt ihn nicht in seiner Fülle, wie er wird und wächst, versagt und erstarkt und in jedem Schicksale 165 wechselt. Sie wählt ein einzelnes Stück, das ihrer Fabel eben paßt. Die Fabel braucht etwa Liebe. Da ist es klar, daß im Leben ein Lie- bender immerdochnebenbeiauchnochwasAnderes ist.DieLiebe schöpft seine Seele nicht aus. Der Liebende kann ein Spötter und kannsentimental, einTräumeroderthätig,wildoderbesonnensein. 170 Die Liebe ist nur ein Stück; daneben hat seine Seele noch Anderes. AberdramatischePsychologiekümmertdasnicht.DiesenRestmag sienichtzeigen.SiezeigtvondemLiebendennichtsalsdieLiebeund zeigt auch von der Liebe wieder nur, was dem scenischen Verlaufe hilft. So ist esder Brauchder PsychologieaufderBühne. 175 Ich möchte nun deßwegen noch nicht gleich behaupten, daß die Bühne überhaupt keine andere Psychologie vertragen kann. Einige Franzosen, Henri Becque, Lavedan und Porto-Riche, suchen sie jetzt eifrig, und man muß erst warten, ob es, wie es ihnen gelingt. Abermanverstehtdochgleich,daßsienicht leichtaufdenüblichen 180 Hörer wirken, der mit anderen Hoffnungen kommt. Er ist anders gedrillt. So können sie ihn nicht treffen. Sie wollen den ganzen Umfang, den ganzen Inhalt und alle bunte Fülle einer Seele geben. Er istgewohnt,daßAlles immernurderHandlung,demGangeder Fabeldienensoll.SiebringenAlles,wasimCharakterist,ohneWahl 185 und Sichtung. Er ist gewohnt, daß nichts gebracht wird, was nicht
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Arthur Schnitzler & Hermann Bahr Briefwechsel, Aufzeichnungen, Dokumente 1891–1931
Titel
Arthur Schnitzler & Hermann Bahr
Untertitel
Briefwechsel, Aufzeichnungen, Dokumente 1891–1931
Herausgeber
Kurt Ifkovits
Martin Anton Müller
Verlag
Wallstein Verlag
Ort
Göttingen
Datum
2018
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-8353-3228-7
Abmessungen
14.6 x 23.4 cm
Seiten
1010
Kategorien
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Inhaltsverzeichnis

  1. 1891 7
  2. 1892 18
  3. 1893 31
  4. 1894 64
  5. 1895 91
  6. 1896 115
  7. 1897 135
  8. 1898 160
  9. 1899 167
  10. 1900 173
  11. 1901 192
  12. 1902 222
  13. 1903 246
  14. 1904 288
  15. 1905 338
  16. 1906 371
  17. 1907 386
  18. 1908 401
  19. 1909 413
  20. 1910 433
  21. 1911 447
  22. 1912 463
  23. 1913 480
  24. 1914 492
  25. 1915 497
  26. 1916 502
  27. 1917 507
  28. 1918 510
  29. 1919 526
  30. 1920 536
  31. 1921 539
  32. 1922 547
  33. 1923 570
  34. 1924 583
  35. 1925 584
  36. 1926 585
  37. 1927 586
  38. 1928 588
  39. 1929 590
  40. 1930 593
  41. 1931 598
  42. 1932 604
  43. 1934 606
  44. 1936 607
  45. 1962 610
  46. Quellennachweis und Erläuterungen 632
  47. Buchausgaben im gegenseitigen Besitz 787
  48. Theaterbesuche 792
  49. Auszüge aus Schnitzlers Tagebuch 793
  50. Editorische Richtlinien 796
  51. Die Korrespondenz Bahr –Schnitzler 813
  52. Nachwort 820
  53. Dank 864
  54. Verzeichnis der Dokumente 866
  55. Korrespondenzpartner 902
  56. Register 916
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