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Arthur Schnitzler & Hermann Bahr - Briefwechsel, Aufzeichnungen, Dokumente 1891–1931
Seite - 186 -
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Seite - 186 - in Arthur Schnitzler & Hermann Bahr - Briefwechsel, Aufzeichnungen, Dokumente 1891–1931

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186 dezember 1900 IchhaltedieBeatricefürdasreifsteundreichsteWerk,dasSchnitzler noch geschaffen hat, weil es von allen kleinen Neigungen und Lau- nen, die ihn sonst bedrohten, frei und rein ist. Seine anderen Werke scheinen mir eine falsche Perspective zu haben: sie nehmen die 85 nächsten Beziehungen, von welchen sich ein wohlhabender jun- ger Wiener unserer Zeit umgeben sieht, für wichtiger und ernster, als diese, menschlich genommen, doch wohl eigentlich sind. Für jeden Menschen mag es ja das Schwerste sein, sich durch die vie- len Empfindungen und Stimmungen, die der Tag gibt und nimmt, 90 nicht verwirren zu lassen, sondern sich allmählich doch zu besin- nen, was denn eigentlich für ihn Lusti und Leid, ja den wahren WerthdesLebensausmacht,undnunallesAndereabzuwerfen,dies aber fortan mit ganzer Seele zu vertheidigen. Den Jüngling reizt es, zu erfahren, wie bunt das Leben ist, und so rennt er jedem Aben- 95 teuer nach. Aber der Mann verlangt zu wissen, was denn eigentlich am Leben selber ist; er hat nicht mehr die Zeit, leichtsinnig das große Schauspiel zu bewundern; er fragt besorgt nach dem Ende, er fragt um den Sinn, und sein Gewissen regt sich. Er will Ord- nung machen und erkennen, was unsere Bestimmung sei und wie 100 sie sich zeige. Was ist das Wesentliche an einem Menschen? Wie er ist, werden die Einen antworten. Was er thut, meinen die Anderen. DieLyrikerglaubendasLebenauszusprechen,wennsie sagen,was einMenschdabeiempfindet.InZeitenvongroßerKraftundLeiden- schaft wird eine dramatischere Anschauung lebendig: An Gefühlen 105 können sich zwei Menschen gleichen – ob sie die Macht haben, ihr inneres Gefühl dem äußeren Leben aufzudrücken, also das Werk, die That sei es, die ihren Werth erst bestimmen. Doch die Weisen, die das Gewirr und Gewühl der Welt einmal von der Höhe ange- sehen haben, glauben zu bemerken, daß gar nicht, was Einer ist, 110 und nicht, was er thut, sondern allein, was er leidet, sein eigentli- chesWesenenthält.Eskommt,umdasGeheimnißeinesMenschen zu begreifen, gar nicht darauf an, was er bei sich an zärtlichen oder zornigen, stillen oder stolzen, sanften oder starken Gefühlen hegt, undauchnicht,waserwollendundhandelndverrichtethat,sondern 115 was sich mit ihm begibt,was ihmgeschieht, ist es, das ihn vonallen anderen abtrennt. Durch sein Geschick wird erst offenbar, was an einemMenschenist;hierkannersicherstzeigen:wieEinerseinLos besteht,daranerkennenwir,waserwerth ist. Schon imeinfachsten und doch größten Verhältniß des Lebens, dem der Geliebten zum 120 Manne,wirdesunsfühlbar,wiegeringdochanunseremGlückoder Unglück unser eigener Antheil ist. Derselbe Mann wird in jedem VerhältnißzueineranderenFraueinAnderersein;jaderselbeMann, selbst wieder mit derselben Frau verbunden, aber anderen Zufällen ausgesetzt, wird sich ganz verwandelt zeigen. Unsere Schuld, unser
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Arthur Schnitzler & Hermann Bahr Briefwechsel, Aufzeichnungen, Dokumente 1891–1931
Titel
Arthur Schnitzler & Hermann Bahr
Untertitel
Briefwechsel, Aufzeichnungen, Dokumente 1891–1931
Herausgeber
Kurt Ifkovits
Martin Anton Müller
Verlag
Wallstein Verlag
Ort
Göttingen
Datum
2018
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-8353-3228-7
Abmessungen
14.6 x 23.4 cm
Seiten
1010
Kategorien
Weiteres Belletristik

Inhaltsverzeichnis

  1. 1891 7
  2. 1892 18
  3. 1893 31
  4. 1894 64
  5. 1895 91
  6. 1896 115
  7. 1897 135
  8. 1898 160
  9. 1899 167
  10. 1900 173
  11. 1901 192
  12. 1902 222
  13. 1903 246
  14. 1904 288
  15. 1905 338
  16. 1906 371
  17. 1907 386
  18. 1908 401
  19. 1909 413
  20. 1910 433
  21. 1911 447
  22. 1912 463
  23. 1913 480
  24. 1914 492
  25. 1915 497
  26. 1916 502
  27. 1917 507
  28. 1918 510
  29. 1919 526
  30. 1920 536
  31. 1921 539
  32. 1922 547
  33. 1923 570
  34. 1924 583
  35. 1925 584
  36. 1926 585
  37. 1927 586
  38. 1928 588
  39. 1929 590
  40. 1930 593
  41. 1931 598
  42. 1932 604
  43. 1934 606
  44. 1936 607
  45. 1962 610
  46. Quellennachweis und Erläuterungen 632
  47. Buchausgaben im gegenseitigen Besitz 787
  48. Theaterbesuche 792
  49. Auszüge aus Schnitzlers Tagebuch 793
  50. Editorische Richtlinien 796
  51. Die Korrespondenz Bahr –Schnitzler 813
  52. Nachwort 820
  53. Dank 864
  54. Verzeichnis der Dokumente 866
  55. Korrespondenzpartner 902
  56. Register 916
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