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Arthur Schnitzler & Hermann Bahr - Briefwechsel, Aufzeichnungen, Dokumente 1891–1931
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Seite - 229 - in Arthur Schnitzler & Hermann Bahr - Briefwechsel, Aufzeichnungen, Dokumente 1891–1931

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mai 1902 229 daß die Stelle recht lang unbesetzt bleibt. Ja, so Einer muß auf sich schauen, das ist er der Welt schuldig – verstehen S’, Borromäus?... Haben Sie denn gar nichts bemerkt am Heinrich? Haben Sie denn 20 nie den Schein um seinen Kopf bemerkt? Na, seh’n Sie!« Da tritt Heinrich in den Garten. Er ist früher zurückgekehrt, als er gedacht hat.Erwarzuerst inSalzburg,daswahrhaftigeineStadtdesTrostes ist, mit seinem reizenden Rococogarten in Hellbrunn, wo er schon vor Jahren einmal von einem tiefen Schmerze genesen ist. Diesmal 25 war es freilich nichts, keine Spur von Erleichterung. Der Beamte bemerkt: »Es gibt also Fälle, wo Hellbrunn nicht wirkt.« Heinrich ist dann nach München, in die alte Pinakothek, zu seinen gelieb- ten Dürer und Holbein. Da hat er zum ersten Male nach langer, nach sehr langer Zeit wieder aufgeathmet. Aber das war auch nur 30 ein Moment. Kaum auf der Straße, hat er sich wieder so leer und wirr gefühlt, als wäre Alles in ihm vernichtet. Er kann nicht mehr arbeiten! Seit zwei, drei Jahren schon nicht mehr, seit der Erkran- kung seiner Mutter. Ein geliebtes Wesen, eine Mutter leiden sehen, soleidenundwissen,daßsiedemTodeentgegensiechtunddaßsiees 35 ahnt! Die Erinnerung macht ihn weich: Wenn ich sie nur noch ein- mal,nurfüreinenAbendwiederhiersitzensähe,wieVielesgäb’ ich dafürhin!Was?fragtderAltebitter.UndHeinrich,nichtohneleise zu zögern: Es ist mir, als wenn ich meine ganze Zukunft, als wenn ich Alles, was ich noch leisten, Alles, was ich noch erreichen will, 40 dafür hingeben könnte. Worauf der Alte: Sei nicht bös, Heinrich, das glaubst Du selber nicht. Er glaubt an den Schmerz der Herren Dichter nicht; er kennt sie Alle, er weiß, wie sie sind. Er hat ein- malsoeinenCollegen imAmtgehabt, einenMusiker,der,während sein kleiner Bub im selben Zimmer aufgebahrt gelegen, beim Cla- 45 viergesessen istundgespielthat–»underspieltundhörtnichtauf, wie ichkomme,sondernnicktmirzu,undwie ichhinter ihmstehe, sagt er leise: Hören Sie, Herr Hausdorfer, das ist für mein armes Buberl; grad ist mir die Melodie eingefallen. Und das todte Kind liegt daneben im Sarg. – Ja. Mir ist es über den Rücken gelaufen.« 50 Heinrich versteht ganz gut, daß viele und gerade sehr vortreffliche Menschen solchen Dingen gegenüber eine Art Grauen empfinden mögen. Hausdorfer nickt: »Grauen – ja. Das wird schon das rechte Wortsein.«Aber,wendetHeinrichein,sagenSieselbst,HerrHaus- dorfer: sind die Leute nicht eigentlich beneidenswerth, denen es so 55 schnell gelingt, sich hinauszuretten – in ihren Beruf, in ihre Kunst? DievielleichtsogardiewunderbareFähigkeithaben, ihrenSchmerz in ihrer Weise zu gestalten, statt ihn in nutzlosen Thränen hinströ- men zu lassen? Und da Hausdorfer höhnt: Gestalten – weckt das dieTodtenwiederauf?, fährter fort:»SowenigalsdieThränen.Ich 60 sage auch nicht, daß die Freude an der Arbeit das Leid über ein ent-
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Arthur Schnitzler & Hermann Bahr Briefwechsel, Aufzeichnungen, Dokumente 1891–1931
Titel
Arthur Schnitzler & Hermann Bahr
Untertitel
Briefwechsel, Aufzeichnungen, Dokumente 1891–1931
Herausgeber
Kurt Ifkovits
Martin Anton Müller
Verlag
Wallstein Verlag
Ort
Göttingen
Datum
2018
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-8353-3228-7
Abmessungen
14.6 x 23.4 cm
Seiten
1010
Kategorien
Weiteres Belletristik

Inhaltsverzeichnis

  1. 1891 7
  2. 1892 18
  3. 1893 31
  4. 1894 64
  5. 1895 91
  6. 1896 115
  7. 1897 135
  8. 1898 160
  9. 1899 167
  10. 1900 173
  11. 1901 192
  12. 1902 222
  13. 1903 246
  14. 1904 288
  15. 1905 338
  16. 1906 371
  17. 1907 386
  18. 1908 401
  19. 1909 413
  20. 1910 433
  21. 1911 447
  22. 1912 463
  23. 1913 480
  24. 1914 492
  25. 1915 497
  26. 1916 502
  27. 1917 507
  28. 1918 510
  29. 1919 526
  30. 1920 536
  31. 1921 539
  32. 1922 547
  33. 1923 570
  34. 1924 583
  35. 1925 584
  36. 1926 585
  37. 1927 586
  38. 1928 588
  39. 1929 590
  40. 1930 593
  41. 1931 598
  42. 1932 604
  43. 1934 606
  44. 1936 607
  45. 1962 610
  46. Quellennachweis und Erläuterungen 632
  47. Buchausgaben im gegenseitigen Besitz 787
  48. Theaterbesuche 792
  49. Auszüge aus Schnitzlers Tagebuch 793
  50. Editorische Richtlinien 796
  51. Die Korrespondenz Bahr –Schnitzler 813
  52. Nachwort 820
  53. Dank 864
  54. Verzeichnis der Dokumente 866
  55. Korrespondenzpartner 902
  56. Register 916
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