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Arthur Schnitzler & Hermann Bahr - Briefwechsel, Aufzeichnungen, Dokumente 1891–1931
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252 märz 1903 aufrichtig,meistensderverbummelteSkribent immernocherträgli- cheristalseinalbernerAristokrat,wasderDichterselbstwohlauch ganzgutweiß.Derstärkste istderdritte,die»LetztenMasken«,wo 65 die innere Verwilderung eines raté so grausam neben die innere Erstarrung eines Günstlings gestellt wird, daß wir uns am Ende ganz entsetzt sagen: Verunglücken oder reussieren, es wird einem dieWahlschwer,daseinebringtdenMenschenebensoherabalsdas andere!Derliebste istmirdie»FraumitdemDolch«.Ichhabeauch 70 den ersteni sehr gern, die »Lebendigen Stunden«, um ihrer herbstli- chenWehmutundStillewillen,wennsieauchfreilichauf lyrischen Füßen leiser gehen, als es im Theater, will man wirken, erlaubt ist. Aber die »Frau mit dem Dolche« ziehe ich noch vor, weil sie an unsere tiefsten Stimmungen rührt. Freilich fragt das Publikum am 75 Ende,wassiedenneigentlich»bedeuten«,wasdasGanzeheißensoll, undeswill,daßwirihmdenSinnbeiHellerundPfennigvorrechnen undherausbezahlensollen.WoraufichschonvorigesJahrgeantwor- tethabe:Wennichdaskönnte,wäreerkeinDichterundeswärekein Gedicht. Wie es einem nun aber meistens passiert, wenn man sich 80 vergißt und einmal etwas Gescheites sagt, habe ich dadurch man- cheLeutesehraufgebrachtundsiehabenmichausgelacht. Ichkann ihnen jedoch nur wiederholen, daß es wirklich das Amt der Poesie war, ist und sein wird, Unaussprechliches, da es sich mit Worten nicht mitteilen läßt, uns an einem Beispiele, an einem Falle zu zei- 85 gen, der uns, was nun einmal nicht gesagt werden kann, wenigstens fühlen läßt. Wer mir das nicht glauben will, schlage seinen Hebbel nach, wo geschrieben steht: »Wehe dem Dichter, dessen Werk man im gemeinen Verstande kapieren kann! Er ist entweder nichts oder hat wenigstens nichts gemacht.« Oder er erinnere sich, daß Goethe 90 die Kunst »eine Vermittlerin des Unaussprechlichen« genannt und darum resolut gesagt hat: »Je inkommensurabler und für den Ver- standunfaßlichereinepoetischeProduktion,destobesser.« Die »Frau mit dem Dolch« schlägt manches an, was wohl jeder einmal gespürt hat, wenn man sich sonst auch gern beeilt, von sol- 95 chenunheimlichenStimmungenloszukommen.Wirtunoft,wasfür uns gar keinen Sinn hat, was uns auch nicht einmal Freude macht, was wir eigentlich gar nicht wollen, wovon wir uns geheimnisvoll gewarnt fühlen, wovor wir eher zurückschauern. Aber es reizt uns. Der Verstand zählt uns die Folgen vor. Wir sehen ein, er hat recht; 100 wir beschließen, ihm zu gehorchen. Es hilft aber alles nichts; wir tunesdoch,odereigentlichmüßtemanfast sagen:eswirddochmit uns getan. Es ist stärker als wir: es reizt uns. Es reizt uns, obwohl es uns gar nicht freut, obwohl es uns gefährlich und verderblich ist. Vielleicht gerade: weil es uns gefährlich und verderblich ist. Viel- 105 leicht gerade aus Lust an der Gefahr, am Verderben. Das ist doch
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Arthur Schnitzler & Hermann Bahr Briefwechsel, Aufzeichnungen, Dokumente 1891–1931
Titel
Arthur Schnitzler & Hermann Bahr
Untertitel
Briefwechsel, Aufzeichnungen, Dokumente 1891–1931
Herausgeber
Kurt Ifkovits
Martin Anton Müller
Verlag
Wallstein Verlag
Ort
Göttingen
Datum
2018
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-8353-3228-7
Abmessungen
14.6 x 23.4 cm
Seiten
1010
Kategorien
Weiteres Belletristik

Inhaltsverzeichnis

  1. 1891 7
  2. 1892 18
  3. 1893 31
  4. 1894 64
  5. 1895 91
  6. 1896 115
  7. 1897 135
  8. 1898 160
  9. 1899 167
  10. 1900 173
  11. 1901 192
  12. 1902 222
  13. 1903 246
  14. 1904 288
  15. 1905 338
  16. 1906 371
  17. 1907 386
  18. 1908 401
  19. 1909 413
  20. 1910 433
  21. 1911 447
  22. 1912 463
  23. 1913 480
  24. 1914 492
  25. 1915 497
  26. 1916 502
  27. 1917 507
  28. 1918 510
  29. 1919 526
  30. 1920 536
  31. 1921 539
  32. 1922 547
  33. 1923 570
  34. 1924 583
  35. 1925 584
  36. 1926 585
  37. 1927 586
  38. 1928 588
  39. 1929 590
  40. 1930 593
  41. 1931 598
  42. 1932 604
  43. 1934 606
  44. 1936 607
  45. 1962 610
  46. Quellennachweis und Erläuterungen 632
  47. Buchausgaben im gegenseitigen Besitz 787
  48. Theaterbesuche 792
  49. Auszüge aus Schnitzlers Tagebuch 793
  50. Editorische Richtlinien 796
  51. Die Korrespondenz Bahr –Schnitzler 813
  52. Nachwort 820
  53. Dank 864
  54. Verzeichnis der Dokumente 866
  55. Korrespondenzpartner 902
  56. Register 916
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