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Arthur Schnitzler & Hermann Bahr - Briefwechsel, Aufzeichnungen, Dokumente 1891–1931
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342 januar 1905 Jägerrocke unter das gemeine Volk geht, war diese Kunst des alten Burgtheatersunddavondrangetwas in jedesGesprächjener jungen Leute von 1890 ein und ein bißchen ist davon noch am »Freiwild« hängen geblieben. Schauspieler, die in der Coulisse stehen, um 90 das Stichwort zu erwarten, pflegen sich dann, auf das Zeichen des Inspizienten, plötzlich einen Ruck zu geben, der förmlich ihre ganzeNaturzuspannenundzustreckenscheint.Das istes,was ich an diesem Stücke manchmal zu spüren glaube, wie sich der Dichter einen Ruck gibt. Es ist schon der Schnitzler, aber ein gespannter, 95 gestreckter, der den Kopf zurückwirft und sich ein bißchen auf die Zehen stellt. Und ich spüre daran erst recht die ganze Kraft und Schönheit seiner späteren Entwicklung, die keine Mahnung des Inspizientenmehrbrauchtundnichtmehrvor denSpiegel tritt. Inder Literatur wird»Freiwild« bleibenalsdas ersteSoldatenstück 100 unserer Zeit. Hartleben hat später durch sehr feines Detail, das er sehr geschickt an eine wasserblaue Handlung band, stärker gewirkt undBeyerleinhatesdannzumgrobentheatralischenEffektgedreht. Ich meine übrigens, die Serie ist noch nicht aus, es wird noch man- cher kommen, weil das Thema noch nicht erschöpft ist: in ihrem 105 letzten Wesen ist die Existenz eines Soldaten in unserer Zeit noch nicht getroffen worden. Unsere Zeit verlangt von jedem, der in der gesellschaftlichen Ordnung als Mitregent leben will, daß ihm diese zur zweiten Natur werden muß. Die Bestimmung des Soldaten ver- langt von ihm, immer für den Moment bereit zu sein, in welchem 110 die bürgerliche Ordnung plötzlich wieder aufgehoben, die zweite Naturwiederzerrissenwird.ZuihremSchutze,umnichtvonjedem Feindeumgeranntzuwerden,brauchtsieMännervoneinerArt,die unterihremSchutzedocheigentlichgarnichtgedeihenkann.Damit aus einem Menschen ein guter Bürger werde, müssen in ihm eben 115 jene Kräfte vertilgt oder doch verkümmert werden, die den guten Soldatenmachen. Jemenschlichereiner ist, jegütigerundgerechter, je mehr Herr über unsere tierische Wildheit, ein desto schlechterer SoldatwirderimKriegesein.Undjeverwegener, leidenschaftlicher, grausamer er sich in der Schlacht bewähren wird, desto schwerer 120 wird er sich in die bürgerliche Ordnung finden können, deren Ver- teidigung aber dann schließlich doch wieder der Sinn seiner ganzen Existenz ist.DergroßeReiz,dendersoldatischeBerufnoch immer für viele hat, besteht wahrscheinlich darin allein, daß es zu diesem Berufegehört,aufeinZeichenausallerOrdnungausbrechenzukön- 125 nenundwiederzumungezähmtenUrmenschenzuwerden,denuns Erziehung, Kultur, Gesetz verleugnen lehrt. Es wird vom Soldaten also eigentlich verlangt, daß er auf Kommando jetzt zum Urmen- schen, jetztzumStaatsbürgerwerdenkann.Undwennichmireinen nachdenklichenundmitsichaufrichtigenMenschendenke,demdies
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Arthur Schnitzler & Hermann Bahr Briefwechsel, Aufzeichnungen, Dokumente 1891–1931
Titel
Arthur Schnitzler & Hermann Bahr
Untertitel
Briefwechsel, Aufzeichnungen, Dokumente 1891–1931
Herausgeber
Kurt Ifkovits
Martin Anton Müller
Verlag
Wallstein Verlag
Ort
Göttingen
Datum
2018
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-8353-3228-7
Abmessungen
14.6 x 23.4 cm
Seiten
1010
Kategorien
Weiteres Belletristik

Inhaltsverzeichnis

  1. 1891 7
  2. 1892 18
  3. 1893 31
  4. 1894 64
  5. 1895 91
  6. 1896 115
  7. 1897 135
  8. 1898 160
  9. 1899 167
  10. 1900 173
  11. 1901 192
  12. 1902 222
  13. 1903 246
  14. 1904 288
  15. 1905 338
  16. 1906 371
  17. 1907 386
  18. 1908 401
  19. 1909 413
  20. 1910 433
  21. 1911 447
  22. 1912 463
  23. 1913 480
  24. 1914 492
  25. 1915 497
  26. 1916 502
  27. 1917 507
  28. 1918 510
  29. 1919 526
  30. 1920 536
  31. 1921 539
  32. 1922 547
  33. 1923 570
  34. 1924 583
  35. 1925 584
  36. 1926 585
  37. 1927 586
  38. 1928 588
  39. 1929 590
  40. 1930 593
  41. 1931 598
  42. 1932 604
  43. 1934 606
  44. 1936 607
  45. 1962 610
  46. Quellennachweis und Erläuterungen 632
  47. Buchausgaben im gegenseitigen Besitz 787
  48. Theaterbesuche 792
  49. Auszüge aus Schnitzlers Tagebuch 793
  50. Editorische Richtlinien 796
  51. Die Korrespondenz Bahr –Schnitzler 813
  52. Nachwort 820
  53. Dank 864
  54. Verzeichnis der Dokumente 866
  55. Korrespondenzpartner 902
  56. Register 916
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