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Arthur Schnitzler & Hermann Bahr - Briefwechsel, Aufzeichnungen, Dokumente 1891–1931
Seite - 457 -
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Seite - 457 - in Arthur Schnitzler & Hermann Bahr - Briefwechsel, Aufzeichnungen, Dokumente 1891–1931

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oktober 1911 457 Betrug, so weiß ich gar nicht, was ich damit anfangen soll. Wer 80 hungert, dem kann ich seinen Hunger stillen; wer mir aber, ohne zu hungern, Diskussionen über seinen Hunger hält, den er nicht hat, macht mich ratlos; der Menschen Sorgen um Empfindungen, die sie nicht haben, kann ich nicht teilen. Schnitzler aber zwingt mich dennoch dazu, durch das Vergnügen, das mir seine Kunst der 85 Darstellung macht; ich kann es etwa mit dem Vergnügen an Ent- wicklungen der mathematischen Phantasie vergleichen, von denen ichauchnursovielverstehe,daßdabeigroßeSchwierigkeitenbewäl- tigt werden müssen, was schließlich doch meinen Menschenstolz befriedigt. 90 Unter den Menschen dieses Stücks, von denen ich den Eindruck habe, daß sie sämtlich keines wirklichen Gefühls fähig, aber eben darum stets auf der Jagd nach einem sind, steht obenan Herr Fried- rich Hofreiter, Glühlichterfabrikant im großen Stil, mit Unterneh- mungenbisnachAmerikahinüber, auchbeiFrauenunternehmend, 95 mehrausschlechterGewohnheit,wieesscheint,oderweilsnunein- mal dazu gehört, als aus Sinnlichkeit oder gar aus Leidenschaft. Er weiß, daß seine Frau davon weiß, und er nimmt an, daß sie sich damit abgefunden hat. Da er, wie im Tennis, so gelegentlich auch alsPhilosophexzelliert, redeter sichein, erkönnteesi ihrnichtver- 100 denken, wenn ihm seine Untreue von ihr vergolten würde. Er hat einen russischen Pianisten zum Freund, oder besser gesagt, er hält sich einen russischen Pianisten als Freund, und mit diesem hat er seine Frau in Verdacht. Der Russe erschießt sich, wodurch jener Verdacht wächst, Herr Hofreiter ist noch immer nicht eifersüchtig, 105 es interessiert ihn nur, als psychologisches Problem, er will wissen, wie das eigentlich war; er will, wie er sich ausdrückt, wenn er auch ein Ehemann ist, ja kein Trottel sein. Seine Frau gesteht, daß der Russesichgetötethat,weilsie ihnnichterhörthat;seinletzterBrief beweist es. Wieder ein psychologisches Problem für Herrn Hofrei- 110 ter: Hat seine Frau rechtgetan, durch ihre Tugend einen Menschen indenTodzutreiben?Esist ihm»einfachunheimlich«.ImGrunde nimmt er es ihr eigentlich übel. Was ist Tugend? »Etwas, das doch inWirklichkeitgarnichtist–einSchemen,einPhantom,einNichts, wenigstens einem so furchtbaren Ding gegenüber, einem so irrepa- 115 rablen wie der Tod!« Er kann es nicht verstehen. Gar da ihr der Tote doch sehr gut gefallen hat, da sie fast »ein bissel verliebt« in ihn war und zur ehelichen Treue doch wahrhaftig keinen Anlaß hatte!Esmachtihnganznervös.Sonervös,daßerjedenfallsfüreine Zeit von ihr weg will, und zwar in seiner Nervosität gerade in das 120 Alpenhotel, wohin eben auch die kleine Erna geht, ein vorwitziges jungesMädchen,dasernunaufeinmalreizenderfindet,alserbisher bemerkt hat. Dieses Alpenhotel wird uns nun in Funktion gezeigt,
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Arthur Schnitzler & Hermann Bahr Briefwechsel, Aufzeichnungen, Dokumente 1891–1931
Titel
Arthur Schnitzler & Hermann Bahr
Untertitel
Briefwechsel, Aufzeichnungen, Dokumente 1891–1931
Herausgeber
Kurt Ifkovits
Martin Anton Müller
Verlag
Wallstein Verlag
Ort
Göttingen
Datum
2018
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-8353-3228-7
Abmessungen
14.6 x 23.4 cm
Seiten
1010
Kategorien
Weiteres Belletristik

Inhaltsverzeichnis

  1. 1891 7
  2. 1892 18
  3. 1893 31
  4. 1894 64
  5. 1895 91
  6. 1896 115
  7. 1897 135
  8. 1898 160
  9. 1899 167
  10. 1900 173
  11. 1901 192
  12. 1902 222
  13. 1903 246
  14. 1904 288
  15. 1905 338
  16. 1906 371
  17. 1907 386
  18. 1908 401
  19. 1909 413
  20. 1910 433
  21. 1911 447
  22. 1912 463
  23. 1913 480
  24. 1914 492
  25. 1915 497
  26. 1916 502
  27. 1917 507
  28. 1918 510
  29. 1919 526
  30. 1920 536
  31. 1921 539
  32. 1922 547
  33. 1923 570
  34. 1924 583
  35. 1925 584
  36. 1926 585
  37. 1927 586
  38. 1928 588
  39. 1929 590
  40. 1930 593
  41. 1931 598
  42. 1932 604
  43. 1934 606
  44. 1936 607
  45. 1962 610
  46. Quellennachweis und Erläuterungen 632
  47. Buchausgaben im gegenseitigen Besitz 787
  48. Theaterbesuche 792
  49. Auszüge aus Schnitzlers Tagebuch 793
  50. Editorische Richtlinien 796
  51. Die Korrespondenz Bahr –Schnitzler 813
  52. Nachwort 820
  53. Dank 864
  54. Verzeichnis der Dokumente 866
  55. Korrespondenzpartner 902
  56. Register 916
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