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september 1914 495
1142.TagebuchvonSchnitzler,3.9.1914,Auszug
3/9 Vm. bei Gisa (Margots Mann Vallo wieder beim Heer).– In der
Bank; mit Neuman und Stauber (– über die Ereignisse – und über
den Feuilletonismus (Bahr’s alberner »Gruss an Hofmannsthal«)).–
ImBurgth.RosenbaumerzähltvonseinerundseinerGattinFlucht
5 aus dem bombardirten Lüttich. Thimig über seine Söhne, der eine
einberufen, der andre krank zurückgeschickt. Absicht der Hofbüh-
nen3–4malwöchentlichzu spielen. (DerKaiserwolltegarnicht.)
1143.StefanZweiganBahr, [9.9.1914?]
Sehrverehrter lieberHerr Bahr,
vorgestern sprach ich Artur Schnitzler und regte Ihren Wunsch
an: auch er ist meiner Meinung, dass es jetzt nicht opportun sei,
solangenichtsüberdieFaktenbekanntist,zuintervenieren,wenigs-
5 tens direct. Was tdasimu Unterrichtsministerium, dem ich durch
Thadeusz Rittner die Beachtung des Falles empfahl, geschehen ist,
weiss ich noch nicht: ich berichte Ihnen sofort sobald ich Antwort
habe. Gestern sprach ich auch Kvapil, er als Slave kann natürlich
am weinigsten tun. Die Situation ist eben sehr erschwert durch
10 die Tatsachen dass V.s Bruder in hoher montenegrinischer Staats-
stellung ist, er selbst ein Gedicht verfasst und öffentlich recitiert
hat, das den Serben den Weg zum Meere wies – ich muss sagen,
dass die Regierung jetzt in einem so lebensgefährlichen Augen-
blick solchen suspecten Anzeichen gegenüber vorsichtig sein muss.
15 Meine Meinung ist da unerschütterlich, dass so wie im Frieden für
einen Gerechten ganz Sodom verschont werden solle, im Kriege
für einen politischen Sodomiter fünfzig Unschuldige verhaftet wer-
den mögen: was Österreich durch Spionage in seinen militärischen
ActionenErschwerungenundGefahrenierlitt istunabsehbar: jeder,
20 derausdenrussischenKämpfenzurückkehrtmeldetesmitGrauen.
Sie wissen vielleicht von mir, lieber verehrter Hermann Bahr, dass
Stärke – leider! – nicht meines Wesens Wurzel ist, aber gegen eine
solche Gefahr muss man grausam sein und wir sind es vielleicht
noch immer nicht genug. Ich weiss und weiss es jetzt mehr als je
25 – wie viel könnte ich Ihnen erzählen! – was in diesen Grenzge-
bieten versäumt wurde, aber jetzt hilft kein Anklagen vergangener
Dinge,keineCurenmit sanftenCompressen, jetztmuss, solangder
Kriegdauert,mitdemheissenEisenallesUnreineausgebranntwer-
den. Ihre Action und die ihr entsprungenen Bemühungen haben
30 sicheri genügt, das Leben Vs sicher zu stellen, die Tatsache ob er in
RagusaoderAradsitzt ist jageringerzuwerten. Immerhinbemühe
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Buch Arthur Schnitzler & Hermann Bahr - Briefwechsel, Aufzeichnungen, Dokumente 1891–1931"
Arthur Schnitzler & Hermann Bahr
Briefwechsel, Aufzeichnungen, Dokumente 1891–1931
- Titel
- Arthur Schnitzler & Hermann Bahr
- Untertitel
- Briefwechsel, Aufzeichnungen, Dokumente 1891–1931
- Herausgeber
- Kurt Ifkovits
- Martin Anton Müller
- Verlag
- Wallstein Verlag
- Ort
- Göttingen
- Datum
- 2018
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-8353-3228-7
- Abmessungen
- 14.6 x 23.4 cm
- Seiten
- 1010
- Kategorien
- Weiteres Belletristik
Inhaltsverzeichnis
- 1891 7
- 1892 18
- 1893 31
- 1894 64
- 1895 91
- 1896 115
- 1897 135
- 1898 160
- 1899 167
- 1900 173
- 1901 192
- 1902 222
- 1903 246
- 1904 288
- 1905 338
- 1906 371
- 1907 386
- 1908 401
- 1909 413
- 1910 433
- 1911 447
- 1912 463
- 1913 480
- 1914 492
- 1915 497
- 1916 502
- 1917 507
- 1918 510
- 1919 526
- 1920 536
- 1921 539
- 1922 547
- 1923 570
- 1924 583
- 1925 584
- 1926 585
- 1927 586
- 1928 588
- 1929 590
- 1930 593
- 1931 598
- 1932 604
- 1934 606
- 1936 607
- 1962 610
- Quellennachweis und Erläuterungen 632
- Buchausgaben im gegenseitigen Besitz 787
- Theaterbesuche 792
- Auszüge aus Schnitzlers Tagebuch 793
- Editorische Richtlinien 796
- Die Korrespondenz Bahr –Schnitzler 813
- Nachwort 820
- Dank 864
- Verzeichnis der Dokumente 866
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- Register 916