Seite - 543 - in Arthur Schnitzler & Hermann Bahr - Briefwechsel, Aufzeichnungen, Dokumente 1891–1931
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november 1921 543
toire comique« von A. France, in der Übersetzung von Heinrich
Mann,gelesen,undbinerstenssehrenttäuschtvonderÜbersetzung,
die stellenweise in groben Berliner Argot ausartet,– und zweitens
15 sonderbar enttäuschti von dem Buch selbst, von seiner innern, ero-
tischen Welt, allzu französisch, allzu sehr sexuell. Hamsun, in den
ichmichdannrettete,wareinLabsal: ja,derweiss,wasLiebenheisst.
UndnunsonderbarerUm-undRückweg,binichbeiStendhal(über
den Bahr auch uzufälligu neulich schrieb), er ist doch der höchste
20 Franzose,– weil er am weitesten weg von seiner Nation gekommen
ist.
1252.OlgaanArthurSchnitzler,23.11.1921
MittwochnachTisch,23.Nov.21.
Mein lieberArthur,
DeinliebesTelegrammhabichebenbekommenundsofortanHajek
geschrieben.
5 IchhabeeinenwunderbarenVormittagsspaziergangmitBahrhinter
mir, von 10 bis ½ 1, in einer ganz von Nebeln verschleierten Land-
schaft, mit viel Rauhreifkristallen an jedem kleinsten Zweig,– und
binsehrheiterundgehobenvondemunbeschreiblichenGespräch,–
das wieder vom ersten Moment an, frei und gut und schön war,
10 abgesehen von den vielen heitern Geschichteln,– dieser Mensch ist
wunderbar in seiner Reife und Gelassenheit, dem Leben wie dem
Tod gegenüber,– denn auch vom Tod, vom Sterben war,– na, was
denn?!würdestDusagen,–dieRede.i
Versäume es nicht, wenn Du irgend Gelegenheit hast, mit ihm
15 zusammenzusein,– er wirdDir Freudemachen.
Ich selbst empfinde ihn,– gerade jetzt,– ihn und seine Güte gegen
mich, sehr woltuend. Wie Du weisst, fahr ich um 6 Uhr nach Mün-
chen, von wo er gestern kam,– er hat mich aufgefordert, seine Frau
unbedingt aufzufordernsuchen,– pardon, ich dachte eben an eine
20 WendungdesGesprächs,–dasmirnochlangenachgeht,andemman
lernenkann.Erweiss soviel,undweisses so lebendig.
Irgendwo im Archiv wird sich ein Buch von mir finden, die »Diä-
tetik der Seele« von Feuchtersleben,– mit einer Widmung von der
Mimi, die es mir einmal geschenkt hat,– wenn ich das gelegentlich
25 bekommen könnte?! – Die arme Odilon haben wir auch getroffen,
sie ist noch immer schön und lacht noch immer sehr reizend,– aber
esisteinsonderbarerAnblick.Lebwol,Lieber,schreibmirbald, ja?
Alles Innigste,
O.
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Buch Arthur Schnitzler & Hermann Bahr - Briefwechsel, Aufzeichnungen, Dokumente 1891–1931"
Arthur Schnitzler & Hermann Bahr
Briefwechsel, Aufzeichnungen, Dokumente 1891–1931
- Titel
- Arthur Schnitzler & Hermann Bahr
- Untertitel
- Briefwechsel, Aufzeichnungen, Dokumente 1891–1931
- Herausgeber
- Kurt Ifkovits
- Martin Anton Müller
- Verlag
- Wallstein Verlag
- Ort
- Göttingen
- Datum
- 2018
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-8353-3228-7
- Abmessungen
- 14.6 x 23.4 cm
- Seiten
- 1010
- Kategorien
- Weiteres Belletristik
Inhaltsverzeichnis
- 1891 7
- 1892 18
- 1893 31
- 1894 64
- 1895 91
- 1896 115
- 1897 135
- 1898 160
- 1899 167
- 1900 173
- 1901 192
- 1902 222
- 1903 246
- 1904 288
- 1905 338
- 1906 371
- 1907 386
- 1908 401
- 1909 413
- 1910 433
- 1911 447
- 1912 463
- 1913 480
- 1914 492
- 1915 497
- 1916 502
- 1917 507
- 1918 510
- 1919 526
- 1920 536
- 1921 539
- 1922 547
- 1923 570
- 1924 583
- 1925 584
- 1926 585
- 1927 586
- 1928 588
- 1929 590
- 1930 593
- 1931 598
- 1932 604
- 1934 606
- 1936 607
- 1962 610
- Quellennachweis und Erläuterungen 632
- Buchausgaben im gegenseitigen Besitz 787
- Theaterbesuche 792
- Auszüge aus Schnitzlers Tagebuch 793
- Editorische Richtlinien 796
- Die Korrespondenz Bahr –Schnitzler 813
- Nachwort 820
- Dank 864
- Verzeichnis der Dokumente 866
- Korrespondenzpartner 902
- Register 916