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Arthur Schnitzler & Hermann Bahr - Briefwechsel, Aufzeichnungen, Dokumente 1891–1931
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1962 621 erste Begegnung hat Schnitzler völlig gefangen genommen – es war ihm klar, in Mahler einen der wenigen großen Menschen zu sehen, 480 denen er je begegnet war, und eine tiefe, fast schüchterne Liebe zu Mahlerhat ihnseitherniemehr verlassen. Symbolisch für Mahlers Grundstimmung erschien ihm der erste Satzi der dritten Symphonie – die Vision einer vorbeiflutenden Volksmenge, die sich marschierend einer unbedenklich brutalen 485 Lustigkeit hingibt, während er selbst, als einsamer Zuschauer am Rande stehend, alle Stimmen tiefer Welterkenntnis und dämonisch aufgewühlter Melancholie übermächtig aus sich hervorbrechen fühlt. Dieser Seelenverfassung wußte Schnitzler sich im Innersten nah und verwandt, und aus mancher Stelle seines eigenen Werkes 490 töntgleicheSehnsucht,gleichesWissenundgleicheTrauer. Bahrs Buch über Wien, ein einziger scharfer Peitschenhieb, ist die bittereAnklage,inderersichendlichallesvomHerzenschreibt,was ihnimLaufderJahrebiszumRandemitZornerfüllthat.Ermöchte am liebsten diesem Wien »die alten Fetzen vergangener Schönheit 495 vom Leibe reißen, die seine Schäden decken, wie es denn nur durch eine rauhe Jugend zu retten wäre, die grausam es erst aus seinem LeichentuchvonSchönheit risse...« DerMenschistverboten,sagtBahr;ermeint:diePersönlichkeit.Sie war inÖsterreichniegerngesehen.DemBeispiel seinesHerrschers 500 folgend,istEinordnunggeboten,jedesHervortretenscheintunziem- lich.Lautlosigkeit,Zurückweichen,Umgehenwirdgeübt,woBahr weithin hörbare Auseinandersetzung, sichtbare Stellungnahme for- dert.InwenigenLändernistsovielTalentzufinden,dassichachtlos verspielt, namenloses Volkslied wird, zu schönen Farben, Formen, 505 Hausrat aufgeblüht,ohneviel Wesensaus sichzumachen. Zu Ehren Gottes und der Heiligen sind seine Holzfiguren geschnitzt,blühtseineMalerei,undkunstvoll feineEisengitterdrän- gen so leicht wie undurchdringlich den derben Griff der Wirklich- keitvonallenHochaltärenseiner Imaginationzurück. 510 Die widerspruchsvolle Geste zwischen Hochmut und Beschei- denheit, die Selbstverständlichkeit und Würde uralten Reichtums kommt überall zum Vorschein, bis in die kaiserliche Schlichtheit vonSchönbrunn,daserstbeinäheremZusehenseinePrachtenthüllt. BahrhörtprophetischdasfernedumpfeSchüttern,dasdiesesÖster- 515 reichuntergrabenwill. »In die Lustigkeit unseres alten Österreich klingt ein Schluchzen, ausder Ferne...« sagter. »Ich habe den Verdacht«, schreibt er, »als ob das Sein niemals, daß immernurdasWerdenschönsei!«EinewigwerdendsichWandeln- 520 der, vorwärts Flüchtender ist er selbst, untreu dem Gestern, unstet
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Arthur Schnitzler & Hermann Bahr Briefwechsel, Aufzeichnungen, Dokumente 1891–1931
Titel
Arthur Schnitzler & Hermann Bahr
Untertitel
Briefwechsel, Aufzeichnungen, Dokumente 1891–1931
Herausgeber
Kurt Ifkovits
Martin Anton Müller
Verlag
Wallstein Verlag
Ort
Göttingen
Datum
2018
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-8353-3228-7
Abmessungen
14.6 x 23.4 cm
Seiten
1010
Kategorien
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Inhaltsverzeichnis

  1. 1891 7
  2. 1892 18
  3. 1893 31
  4. 1894 64
  5. 1895 91
  6. 1896 115
  7. 1897 135
  8. 1898 160
  9. 1899 167
  10. 1900 173
  11. 1901 192
  12. 1902 222
  13. 1903 246
  14. 1904 288
  15. 1905 338
  16. 1906 371
  17. 1907 386
  18. 1908 401
  19. 1909 413
  20. 1910 433
  21. 1911 447
  22. 1912 463
  23. 1913 480
  24. 1914 492
  25. 1915 497
  26. 1916 502
  27. 1917 507
  28. 1918 510
  29. 1919 526
  30. 1920 536
  31. 1921 539
  32. 1922 547
  33. 1923 570
  34. 1924 583
  35. 1925 584
  36. 1926 585
  37. 1927 586
  38. 1928 588
  39. 1929 590
  40. 1930 593
  41. 1931 598
  42. 1932 604
  43. 1934 606
  44. 1936 607
  45. 1962 610
  46. Quellennachweis und Erläuterungen 632
  47. Buchausgaben im gegenseitigen Besitz 787
  48. Theaterbesuche 792
  49. Auszüge aus Schnitzlers Tagebuch 793
  50. Editorische Richtlinien 796
  51. Die Korrespondenz Bahr –Schnitzler 813
  52. Nachwort 820
  53. Dank 864
  54. Verzeichnis der Dokumente 866
  55. Korrespondenzpartner 902
  56. Register 916
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