Seite - 626 - in Arthur Schnitzler & Hermann Bahr - Briefwechsel, Aufzeichnungen, Dokumente 1891–1931
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626 1962
der Begegnung, Aug in Aug und Brust an Brust, selten ist wie jedes
Wunder, selten glückhafter Moment bleiben muß, sollen die Dinge
nichtentweiht,nicht ihrer tiefstenKraftberaubtwerden.
Gespräch ist Anlaß zur Selbsterläuterung geworden, ein Monolog
700 zu zweit – fragwürdig, was noch hinüberdringt, auch unter diesen
MeisterndesWortes.Washörtderandere?Wasrührt ihnan?
»Und daß wir von einander nicht gar zu viel wissen und immer ein
Jeder, wie ein Neuer aus seinem Leben hervortritt und wieder hin-
eingeht, ist sehr schön.« (Loris ineinemBrief anSchnitzler.)
705 Bahr gesteht, wieviel ihm »Der einsame Weg« in seinen Hauptge-
stalten und ihrem Erleben ist; am meisten berührt ihn die Figur des
Julian Fichtner, in welchem er unheimlich viel von sich selbst fin-
det. Ja, so sehr fühlt er sich mit ihm verwandt, daß er den Wunsch
verspürt, ihn auf irgendeiner Bühne selbst darzustellen. Und was
710 von Julian Fichtners Bildern gesagt wird, bezieht er auf sich selbst.
»Meine Sachen ließen sich kritisch garnicht besser bezeichnen als
damit, daß ich mich leider auch in ihnen sozusagen nur vorüberge-
hendaufhielt.« (Brief anSchnitzler.)
Und ist er nicht auch wirklich von Anbeginn jenem Julian gleich
715 gewesen,derjederFesselentläuft,»als lägedorthinter jenenHügeln
dieZukunft,schimmerndvonGlanzundAbenteuern–undwartete
auf ihn«? Ist nicht auch in ihm »jene ungeheure Angst, die Angst,
das Leben zu versäumen, das Einzige, das Höchste«, die ihm auch
Schnitzlers»DerRufdesLebens«auszudrückenscheint?Nochnie,
720 so empfindet er, ist Schnitzler so tief in das Gemüt seiner Gene-
ration, in ihre letzte Sehnsucht eingedrungen wie in diesem Werk.
»Du wirst sehen«, schreibti Bahr, als er von einem eben beendeten
Werkspricht,»daßmirdies,geradediesundeigentlichnurdiesallein
unser eigentliches Problem scheint, von dem mir alle anderen unse-
725 rer Forderungen oder Fragen nur Abwandlungen oder Variationen
scheinen.«
Undim»Tagebuch«vom19.September1905schreibter:»›DerRuf
desLebens‹heißtSchnitzlersneuesStück.EinName,dermichwun-
derbar ergreift. Alles, was wir sind, wir von 1860, und wollen und
730 wähnen, ist darin, und man sollte auf das Kapitel, das einmal erzäh-
lenwird, was wir waren,diesesWort setzen:derRufdesLebens.«
WieauseinergemeinsamenWurzelentstanden,brichtdiesesThema
indenDichtungenderFreundeauf:dieungeheureAngst,dasLeben
zuversäumen.VondaherstammtdieLiebezurGestaltdesAbenteu-
735 rers, die Neigung, den von allen Bindungen gelösten Menschen an
letzteGrenzenseelischerSpannungzusetzen,seinInneresinDrang
undDruck hinaufzutreibenbis in tollsteWirbelder Gefahr.
Nacht, Rausch und Traum am Rande der Vernichtung – die Stadt
Bologna, vom mächtigen Feind belagert, vor ihrem letzten Ausfall
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Buch Arthur Schnitzler & Hermann Bahr - Briefwechsel, Aufzeichnungen, Dokumente 1891–1931"
Arthur Schnitzler & Hermann Bahr
Briefwechsel, Aufzeichnungen, Dokumente 1891–1931
- Titel
- Arthur Schnitzler & Hermann Bahr
- Untertitel
- Briefwechsel, Aufzeichnungen, Dokumente 1891–1931
- Herausgeber
- Kurt Ifkovits
- Martin Anton Müller
- Verlag
- Wallstein Verlag
- Ort
- Göttingen
- Datum
- 2018
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-8353-3228-7
- Abmessungen
- 14.6 x 23.4 cm
- Seiten
- 1010
- Kategorien
- Weiteres Belletristik
Inhaltsverzeichnis
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- 1936 607
- 1962 610
- Quellennachweis und Erläuterungen 632
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- Theaterbesuche 792
- Auszüge aus Schnitzlers Tagebuch 793
- Editorische Richtlinien 796
- Die Korrespondenz Bahr –Schnitzler 813
- Nachwort 820
- Dank 864
- Verzeichnis der Dokumente 866
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