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Koinzidenz zeitlicher Nähe der Bittbriefe lässt dabei deutlich die
vergleichbaremonomanischeArtbeidererkennen.)
1914–1917
Die Kriegsjahre verbringen sie in Salzburg und Wien sowohl phy-
sisch wie geistig fern voneinander. Während Schnitzler sich von
der allgemeinen Euphorie nicht anstecken lässt, seine Veröffentli-
chungennahezueinstelltundgelegentlichinErklärungsnotkommt,
zu wenig Patriot zu sein, führt Bahr seine literarische Produk-
tion im Sinn von Propaganda und Kriegsbegeisterung. Während
er zu Beginn des Jahres 1914 – aufgrund seines Eintretens für die
Südslawen – noch eine persona non grata war, ist er nun in der
Flüchtlingshilfe tätig und bezieht zunehmend offiziöse Positionen.
Einen jener in dieser Verfassung publizierten Texte, den Gruß an
Hofmannsthal, nennt Schnitzler in einer ersten Reaktion »albern«
(▷495),umihn imnächstenJahrals symptomatischzubegreifen:
»Feuilletonismus./Als Paradigma. Der Gruß Bahrs an Hof-
mannsthal im Neuen Wiener Journal, Beginn des Krieges./Er
sendet ihm Grüße ans Biwakfeuer, in den Kanonendonner; indes
ist H. im Ministerium. (Entweder weiß es Bahr oder er hat sich
nichtorientiert.) [...]« (▷499)
Auch Karl Kraus hat in der 19. Szene (»Im Kriegsfürsorgeamt«)
von Die letzten Tage der Menschheit das Repräsentative des Texts
erkannt. Die Parallelen zwischen Schnitzlers und Kraus’ Äußerun-
gen,unabhängig voneinander abgefasst, sind frappant.81
An den fiktionalen und theoretischen Werken Bahrs jener Zeit
(Der muntere Seifensieder, Die Stimme, Himmelfahrt sowie die
BiografieeinesBischofs,Rudigier)irritiertSchnitzlernebenderpoli-
tischenDimensionzweifellosderen forcierterKatholizismus.
EinGemeinsames lässt sichnur inderMusikausmachen,als sich
Schnitzler 1915 einspannen lässt, Anna Bahr-Mildenburg für ein
Wohltätigkeitskonzert in Wien zu gewinnen. Trotzdem stellt sich
Zusammengehörigkeit auch von außen her, beispielsweise durch
einen Angriff, den die Kölnische Zeitung am 17.11.1915 anläss-
lich von Bahrs Der Querulant publiziert: Bahr mit seinem Stück,
Schnitzler (Komödie der Worte), Schönherr (Der Weibsteufel) lie-
fertenBelege,dassder»Bundesbruder«eineReformationvoninnen
81 NurdassbeimeinenLeopoldAndrianVersevonVerlaine,beimanderenvonBau-
delaire rezitiert.
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Buch Arthur Schnitzler & Hermann Bahr - Briefwechsel, Aufzeichnungen, Dokumente 1891–1931"
Arthur Schnitzler & Hermann Bahr
Briefwechsel, Aufzeichnungen, Dokumente 1891–1931
- Titel
- Arthur Schnitzler & Hermann Bahr
- Untertitel
- Briefwechsel, Aufzeichnungen, Dokumente 1891–1931
- Herausgeber
- Kurt Ifkovits
- Martin Anton Müller
- Verlag
- Wallstein Verlag
- Ort
- Göttingen
- Datum
- 2018
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-8353-3228-7
- Abmessungen
- 14.6 x 23.4 cm
- Seiten
- 1010
- Kategorien
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