Page - 44 - in Künstliche Intelligenz - Technologie | Anwendung | Gesellschaft
Image of the Page - 44 -
Text of the Page - 44 -
44 A Technologie
tigen Spezialhardware, die neben hoher Leistung auch eine sehr niedrige Leistungs-
aufnahme aufweist. Erste Entwicklungen zeigen sich etwa im Bereich der Mobiltele-
fone, wo KI-Koprozessoren verwendet werden, um beispielsweise die Qualität der
damit aufgenommen Fotos und/oder deren inhaltliche Auswertung zu verbessern.
Enorme Potenziale für die Zukunft lassen sich in aktuellen Forschungsergebnissen zu
neuromorphen Prozessoren erkennen. IBM zum Beispiel zeigt bereits die zweite
Generation seines Demonstrations-KI-Prozessors TrueNorth, welcher in Hardware
eine Million Neuronen mit 256 Millionen Synapsen implementiert (Merolla et al.
2014). Dieser Prozessor ist in der Lage, typische Aufgaben der Bildauswertung mit
hoher Genauigkeit und Geschwindigkeit durchzuführen, benötigt dafür aber im Ver-
gleich zum kommerziellen Stand der Technik Größenordnungen weniger elektrische
Energie (25 bis 275 Milliwatt) (Esser et al. 2016).
Die Hardware ist dabei deswegen so effizient, weil sie in Grenzen das KNN bereits in
ihrer Schaltung widerspiegelt. Einzelne Rechenkerne bilden die Neuronen, die unter-
einander vernetzt sind (Synapsen), wobei jeder dieser „neurosynaptischen“ Rechen-
kerne seinen eigenen Speicher hat. Hier zeigt sich in besonderem Maße die Abkehr
von klassischen Architekturen, bei denen Rechenwerke und Speicher klar getrennt
sind. Bei Berechnungen können jedoch alle Kerne mehr oder minder parallel arbeiten
und blockieren sich nicht gegenseitig bei der Abfrage von Gewichtungsinformatio-
nen, die bei klassischen Architekturen in einem gemeinsamen zentralen Speicher
liegen würden. Auch arbeiten die einzelnen Kerne nicht nach einem festen Takt,
sondern nur, wenn sie durch relevante Aktivität anderer Rechenkerne angeregt wer-
den, was die Effizienz erheblich verbessert und der Arbeitsweise des Gehirns ähnelt.
Perfekt ist diese Technik allerdings nicht. So kann der TrueNorth-Chip ein künstliches
neuronales Netzwerk nicht trainieren, sondern ist dabei auf klassische Hardware
angewiesen (Honey 2018). Auch können wegen der deutlich abweichenden Hard-
ware nicht alle Softwarewerkzeuge benutzt werden, welche sich in der Zwischenzeit
etabliert haben. Nichtsdestotrotz sind erste Ergebnisse zu neuromorpher Hardware
vielversprechend. Bevor es aber zu einer Verdrängung der zurzeit dominierenden KI-
Hardware auf Basis von Grafikprozessoren und zum Teil ASICs kommt, müssen
sicherlich noch einige Jahre Entwicklungsarbeit investiert werden. Unerwartete
Effekte, wie zum Beispiel die aktuelle Knappheit und der erhebliche Preisanstieg bei
Grafikprozessoren durch den Boom von Kryptowährungen wie Bitcoin und Ethereum
können die Geschwindigkeit der Entwicklung jedoch durchaus beeinflussen.
Betrachtet man die aktuellen Marktteilnehmer und die sich abzeichnenden Entwick-
lungen im Bereich der Hardware für KI-Anwendungen, so wird deutlich, dass Know-
how und Gewinne sich gegenwärtig in den USA konzentrieren und zusätzliche
Akteure in China sichtbar werden. Kommerzielle deutsche Angebote finden sich
gegenwärtig nicht. Dies ist eigentlich verwunderlich, denn in Deutschland sind mit
der Automobilindustrie und dem Maschinen- und Anlagenbau vielversprechende KI-
Künstliche Intelligenz
Technologie | Anwendung | Gesellschaft
- Title
- Künstliche Intelligenz
- Subtitle
- Technologie | Anwendung | Gesellschaft
- Editor
- Volker Wittpahl
- Publisher
- Springer Vieweg
- Date
- 2019
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-662-58042-4
- Size
- 16.8 x 24.0 cm
- Pages
- 286
- Keywords
- Elektrische Antriebssysteme, Intelligentes Gesamtmaschinenmanagement, Künstliche Intelligenz, Data Mining, Maschinelles Lernen, Deep Learning, artificial intelligence, data mining, machine learning, deep learning
- Category
- Technik
Table of contents
- Vorwort 7
- Inhaltsverzeichnis 15
- A Technologie 18
- B Anwendung 92
- Einleitung: KI ohne Grenzen? 95
- 5. Neue Möglichkeiten für die Servicerobotik durch KI 99
- 6. E-Governance: Digitalisierung und KI in der öffentlichen Verwaltung 122
- 7. Learning Analytics an Hochschulen 142
- 8. Perspektiven der KI in der Medizin 161
- 9. Die Rolle der KI beim automatisierten Fahren 176
- 10. Maschinelle Übersetzung 194
- C Gesellschaft 212
- Ausblick 273
- Anhang 277
- Autorinnen und Autoren 277
- Abkürzungsverzeichnis 286