Page - 170 - in Künstliche Intelligenz - Technologie | Anwendung | Gesellschaft
Image of the Page - 170 -
Text of the Page - 170 -
170 B Anwendung
Ein Beispiel hierfür ist die Entwicklung eines Behandlungsalgorithmus für Pneumo-
nie-Patienten am University of Pittsburgh Medical Center. Ziel war es, Patienten mit
geringem Komplikationsrisiko zu identifizieren, um diese anstelle der stationären der
ambulanten Versorgung zuzuführen. Dazu wurden verschiedene KI-Methoden zur
Entwicklung eines entsprechenden Algorithmus genutzt. Neuronale Netze lieferten
die besten Ergebnisse, allerdings fiel im Nachgang auf, dass der Algorithmus emp-
fahl, Patienten, die zusätzlich unter Asthma litten, trotzdem ambulant zu behandeln,
obwohl diese Gruppe eigentlich ein besonders hohes Komplikationsrisiko aufweist.
Der Grund hierfür war, dass in den bisherigen Behandlungsrichtlinien des Kranken-
hauses vorgesehen war, Patienten dieser Gruppe auf der Intensivstation zu überwa-
chen. Wegen der intensiven Behandlung dort hatten sie genau deshalb kaum
schwere Komplikationen (Caruana et al. 2015).
Damit einher geht ein negativer psychologischer Aspekt, wenn sowohl für die Ärztin
oder den Arzt sowie für Patientinnen und Patienten nicht deutlich wird, warum eine
spezifische Diagnose oder Therapie gestellt bzw. ausgewählt wurde. An der Erhö-
hung der Transparenz von DL-Algorithmen wird jedoch bereits geforscht (Beuth
2017).
Herausfordernd für die KI-Nutzung in der Medizin ist schließlich auch die Ausgestal-
tung des Datenschutzrechts. So stellt der Deutsche Ethikrat in seinem Gutachten zu
Big Data und Gesundheit fest: „Die traditionellen datenschutzrechtlichen Grund-
sätze des Personenbezugs, der Zweckbindung und Erforderlichkeit der Datenerhe-
bung, der Datensparsamkeit, der Einwilligung und Transparenz stehen in ihrer
gegenwärtigen Ausgestaltung der spezifischen Eigenlogik von Big Data entgegen.“
Um die Vorteile von Big Data umfänglich nutzen zu können, fordert der Rat daher
alternative Gestaltungsoptionen und Regelungsmechanismen (Deutscher Ethikrat
2017).
Ein Baustein der Medizin der Zukunft
Big Data und KI entfachen in der Debatte um die Medizin der Zukunft viele Hoffnun-
gen auf bessere Diagnostik und Behandlung. Eng verwoben mit diesen Technologien
sind allerdings offene Fragen rund um Patientensouveränität und Datenschutz. Spä-
testens mit dem Gutachten des Deutschen Ethikrats (2017) wurde deutlich, wie
wichtig es ist, KI-Anwendungen in der Medizin nicht den großen Internetfirmen zu
überlassen. Ein Umdenken in Bezug auf die Ausgestaltung von Datenschutzaspekten
ist notwendig, bei dem auch der Gesetzgeber gefordert sein wird.
Dass KI dazu beitragen kann, die Qualität und Effizienz der Behandlung von Patien-
ten zu steigern, belegen seit vielen Jahren Assistenz- und Expertensysteme, die sich
in der radiologischen Bildgebung fest etabliert haben. Zahlreiche Forschungsprojekte
Künstliche Intelligenz
Technologie | Anwendung | Gesellschaft
- Title
- Künstliche Intelligenz
- Subtitle
- Technologie | Anwendung | Gesellschaft
- Editor
- Volker Wittpahl
- Publisher
- Springer Vieweg
- Date
- 2019
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-662-58042-4
- Size
- 16.8 x 24.0 cm
- Pages
- 286
- Keywords
- Elektrische Antriebssysteme, Intelligentes Gesamtmaschinenmanagement, Künstliche Intelligenz, Data Mining, Maschinelles Lernen, Deep Learning, artificial intelligence, data mining, machine learning, deep learning
- Category
- Technik
Table of contents
- Vorwort 7
- Inhaltsverzeichnis 15
- A Technologie 18
- B Anwendung 92
- Einleitung: KI ohne Grenzen? 95
- 5. Neue Möglichkeiten für die Servicerobotik durch KI 99
- 6. E-Governance: Digitalisierung und KI in der öffentlichen Verwaltung 122
- 7. Learning Analytics an Hochschulen 142
- 8. Perspektiven der KI in der Medizin 161
- 9. Die Rolle der KI beim automatisierten Fahren 176
- 10. Maschinelle Übersetzung 194
- C Gesellschaft 212
- Ausblick 273
- Anhang 277
- Autorinnen und Autoren 277
- Abkürzungsverzeichnis 286